Hamburg steigt aus der Bundesliga ab HSV-Abschied endet im Chaos - und mit Tränen

Es ist geschehen. Der Hamburger SV ist nach Jahren des Chaos und der Misswirtschaft erstmals zweitklassig. Der Abschied war skandalös.

Hamburger SV: Spieler trauern nach Abstieg
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HSV-Profis trauern nach erstem Abstieg der Vereinsgeschichte

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Foto: AFP/PATRIK STOLLARZ

Dicke schwarze Rauchwolken, laute Böller-Explosionen, massiver Polizeieinsatz mit Pferden und Hunden auf dem Spielfeld - hässliche Szenen im Volksparkstadion bildeten das skandalöse Schlussbild einer Hamburger Horrorsaison. Als wenn der historische Sturz des Liga-Dinos in die Zweitklassigkeit nicht genug gewesen wäre, sorgten die schweren Ausschreitungen einiger Hundert Anhänger und eine 15-minütige Spielunterbrechung Sekunden vor dem Abstieg für Schlagzeilen.

"Solche Leute gehören aus dem Stadion ausgesperrt und verhaftet", sagte HSV-Trainer Christian Titz bei Sky. Für die Krawalle habe er "kein Verständnis", sagte Vorstand Frank Wettstein: "Das bleibt ein Stück weit hängen. Es ist ein unglaublich trauriger Tag für den HSV." Der Großteil der HSV-Fans, der auf die Krawalle mit einem gellenden Pfeifkonzert reagierte, habe sich aber "großartig" verhalten.„Ich würde den 500 Schwachmaten aber nicht zu viel Raum geben, sondern eher auf die 56.500 anderen Fans schauen, die klar ihre Meinung kundgetan haben. Hier waren überwiegend Menschen, die sich bei einem Abschied eines Traditionsvereins sehr positiv präsentiert haben. Das möchte ich nach vorn stellen“, sagte Gladbachs Manager Max Eberl.

Die schlimmen Begleitumstände machten den Trauertag für die Hamburger noch schwerer zu ertragen: Nach 54 Jahren und 261 Tagen hat es auch das letzte der 16 Gründungsmitglieder erwischt - der HSV ist erstmals abgestiegen. Statt Bayern, Dortmund und Schalke heißen die Gegner nun Paderborn, Sandhausen und Bielefeld.

Hamburger SV: Chaoten im HSV-Block provozieren Spielunterbrechung
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Chaoten im HSV-Block provozieren Spielunterbrechung

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Foto: Dirk Päffgen

"Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einen Abstieg des HSV erlebe, so lange ich auf dieser Erde bin", sagte Klub-Idol Uwe Seeler, der bis zuletzt gehofft hatte. Doch trotz eines 2:1 (1:1)-Heimsiegs gegen Borussia Mönchengladbach starb für das Titz-Team am letzten Spieltag das letzte bisschen Resthoffnung auf den Rettungsanker Relegation.

"Wir haben wirklich daran geglaubt", sagte Titz tief enttäuscht. Doch die Aufholjagd der vergangenen Wochen war nicht von Erfolg gekrönt, die erhoffte Schützenhilfe des 1. FC Köln blieb in Wolfsburg aus. Der HSV ist nach 1866 Bundesliga-Spielen und 19.985 Tagen im Oberhaus tatsächlich nur noch zweitklassig.

HSV-Kapitän Gotoku Sakai sagte mit Tränen in den Augen: "Das ist richtig, richtig bitter. Es ist nun ganz wichtig, dass der ganze Klub nach vorne schaut und alles für den Aufstieg gibt."

Mit welchem Team die Hanseaten das Unternehmen Wiederaufstieg angehen werden, ist noch nicht klar. Titz, der sich mit den HSV-Verantwortlichen bereits vor dem Saisonfinale auf eine ligaunabhängige Fortsetzung der Zusammenarbeit verständigt hatte, wollte sich am Samstagabend noch nicht mit der Zukunft befassen. "Ich muss das Ganze ein bisschen sacken lassen", sagte der 47-Jährige, der den HSV mit 13 Punkten aus acht Spielen reanimiert hatte. Die Gespräche mit ihm über die Eckdaten einer Weiterbeschäftigung sollen am Montag stattfinden.

"Der Hauptgrund für den Abstieg ist, dass dieser Trainer zu spät gekommen ist. Mit ihm steigt der Klub direkt wieder auf", sagte Verteidiger Kyriakos Papadopoulos. Er selbst wird dann womöglich wie einige seiner Mitspieler nicht mehr dabei sein.

Der Abstieg ist der krachende Schlussakkord eines jahrelangen HSV-Dramas. Trotz Millionenausgaben krebsten die Hamburger zuletzt fünf Jahre lang im Tabellenkeller der Bundesliga herum, zwei Mal schafften sie die Last-Minute-Rettung in der Relegation. Vom Glanz der 80er Jahre, als der HSV mit Größen wie Horst Hrubesch, Manfred Kaltz oder Felix Magath Titel in Serie gewann und als Schwergewicht in Europa galt, ist nichts geblieben. Dabei spielten die Rothosen noch in den 2000er-Jahren als Dauergast auf internationalem Parkett.

(SID)
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