Kronzeuge aus dem Senegal 1. FC Nürnberg will im Fall Jatta angeblich Beweise liefern

Hamburg · Neue Entwicklungen im Fall Bakery Jatta: Der 1. FC Nürnberg will vor dem DFB-Sportgericht offenbar einen Kronzeugen vorsprechen lassen, der angeblich Beweise liefert, dass Jatta beim Hamburger SV unter falscher Identität aufläuft.

 Bakery Jatta.

Bakery Jatta.

Foto: picture alliance / xim.gs/xim.gs / Philipp Szyza

Wüste Beschimpfungen, schon drei Proteste - und nun ein angeblicher Kronzeuge: Der Fall Bakery Jatta spitzt sich immer mehr zu. Während der Profi des Hamburger SV seine Stellungnahme beim zuständigen Bezirksamt abgegeben hat, schürt der 1. FC Nürnberg den Wirbel um die Identität des Angreifers aus Gambia.

Nach einem Bericht der Sport Bild hat der Club einen Kronzeugen benannt, der in dem Verfahren vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aussagen soll. Seydou Sane, Präsident des senegalesischen Erstligisten Casa Sports, könne angeblich Beweise liefern, dass es sich bei Jatta um seinen ehemaligen Spieler Bakary Daffeh handele. Daffeh spielte bis 2015 bei Casa Sports, dann soll er spurlos verschwunden sein.

Nürnbergs Verantwortliche wollten den Bericht auf SID-Anfrage mit Verweis auf das "laufende Verfahren" nicht kommentieren. "Wir möchten der Verhandlung beim DFB-Sportgericht nicht vorgreifen", ließen die Franken über einen Sprecher mitteilen. Nürnberg hat als erster von inzwischen drei Zweitligisten, die offiziell Protest eingelegt haben, noch bis Freitag Zeit, seinen Einspruch gegen die Wertung des HSV-Spiels (0:4) zu begründen. "Das sehe ich gelassen", sagte Jattas Rechtsanwalt Thomas Bliwier dem SID zu den neuesten Entwicklungen.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sieht aktuell keinen Handlungsbedarf. "Da es nach Kenntnis der DFL keinen Beweis für eine falsche Identität des Spielers gibt, behält die Spielberechtigung für Bakery Jatta, geboren am 6. Juni 1998, aktuell ihre Gültigkeit", teilte die DFL mit: "Die Klärung des Sachverhaltes liegt bei den staatlichen Behörden, der für die internationale Freigabe eines Spielers zuständigen FIFA und dem satzungsgemäß für die Entscheidung über Einsprüche gegen die Spielwertung zuständigen DFB-Sportgericht."

Jatta, der nach seiner Flucht 2015 in Deutschland ankam, leidet unter der Situation. Beim Ligaspiel am vergangenen Wochenende beim Karlsruher SC war der Flüchtling üblen Beleidigungen einiger Zuschauer ausgesetzt. "Die Stimmung gegen Baka wird natürlich auch geschürt", sagte HSV-Trainer Dieter Hecking, der Jatta trotz der ungeklärten Vorwürfe konsequent einsetzt, und sprach von einer "vergifteten" Atmosphäre. "Pfiffe und gewisse Rufe sollten in einer zivilisierten Gesellschaft, wie sie in Deutschland vorherrscht, nicht vorkommen."

Seit die Sport Bild vor drei Wochen Zweifel an der Identität Jattas öffentlich gemacht hatte, ermitteln die zuständigen Behörden und auch der DFB. Kaum ein Tag vergeht, an dem es keine neue Meldungen in der Causa Jatta gibt. "Baka steckt alles sensationell weg", sagte Hecking: "Wie es in dem Jungen aussieht, weiß aber keiner so genau, das muss immer neu beobachtet werden." Jatta-Anwalt Bliwier gab einen kleinen Einblick: "Dass es eine Belastung für ihn ist, kann man sich vorstellen."

Jatta schweigt in der Öffentlichkeit weiter zu dem Thema, er gab am Dienstag über seinen Anwalt die angeforderte Stellungnahme beim zuständigen Welcome-Center des Hamburger Bezirks Mitte ab. "Wir haben die Vorwürfe zurückgewiesen", sagte Anwalt Bliwier. Er sei "natürlich zuversichtlich", dass das Verfahren eingestellt werde.

Nun ist das Bezirksamt am Zug. Die Aussage Jattas sei "ein kleiner Baustein von vielen", sagte eine Behördensprecherin dem SID. Zur Dauer des Prüfverfahrens wollte sie sich nicht näher äußern. "Es wird auf weitere Informationsquellen zurückgegriffen. Es ist völlig offen, was dabei herauskommt."

Zwei Szenarien sind möglich: Entweder wird das Verfahren eingestellt oder es kommt zur Einleitung eines Rücknahmeverfahrens. Eine Entscheidung darüber wird nach SID-Informationen aller Voraussicht nach im September fallen.

(lt/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort