Abstiegsangst in Frankfurt Bei der Eintracht brodelt es gewaltig

Frankfurt/Main · Eintracht Frankfurt ist am Freitagabend gegen den Hamburger SV nach der jüngsten Misserfolgsserie zum Siegen verdammt. Vor allen Dingen Trainer Armin Veh steht in der Kritik.

Armin Veh - Meistertrainer und Sportchef des 1. FC Köln
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Das ist Armin Veh

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Foto: dpa, brx jhe

Armin Veh wollte einfach seine Ruhe. Kein Wunder - bei der Unruhe im Umfeld. Der Trainer des kriselnden Bundesligisten Eintracht Frankfurt hatte schon zu Beginn der Woche entschieden, dass die Trainingseinheiten seiner Profis vor dem Schlüsselspiel am Freitag gegen den Hamburger SV (20.30 Uhr/Live-Ticker) unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Kein ganz gewöhnlicher Vorgang, der verdeutlicht, dass die Zeiten stürmisch sind im Frankfurter Stadtwald. Es gärt und brodelt bei den Hessen nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge und angesichts des Absturzes auf Tabellenrang 15 - mit nur noch einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz. "Natürlich ist das jetzt ein wichtiges Spiel. Wir wissen, um was es geht. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, zu ungeduldig zu sein", warnte Veh, der auf die zuletzt erkälteten Alexander Meier und Carlos Zambrano zurückgreifen kann.

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Foto: dpa/Tim Rehbein

Und der Trainer macht auch keinen Hehl aus der angespannten Stimmung: "Es ist insgesamt ziemlich unruhig, das spüre ich", sagte der 55-Jährige. Er setzt bei der Krisenbewältigung auf Einzelgespräche und Videoanalysen mit seinen Schützlingen. Auch auf Sequenzen, "wo es richtig gut läuft".

Bruchhagen spricht von prekärer Situation

Vorstandsboss Heribert Bruchhagen nennt die Situation im Abstiegskampf "eindeutig prekär", während Torjäger Alexander Meier, mit zwölf Bundesliga-Treffern wieder einmal die Lebensversicherung der Eintracht, warnte: "Die Lage wird immer gefährlicher".

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Der Kapitän hat der Bild schon einmal verraten, dass sein Vertrag auch für die 2. Liga gilt. Auch der von Torhüter und Leistungsträger Lukas Hradecky übrigens. Man weiß ja nie.

Im Zentrum der Kritik steht Veh, der langsam aber sicher auch seinen letzten Kredit verspielt zu haben scheint. Der 55-Jährige war bei seiner Rückkehr zur "launischen Diva" im Sommer 2015 ohnehin mit Skepsis empfangen worden. Nicht grundlos, denn Veh hatte sich im Jahr zuvor wegen mangelnder sportlicher Perspektiven am Main zum VfB Stuttgart verabschiedet. Das verzeiht man nicht. Vor allen Dingen die Eintracht-Fanseele nicht, die dazu neigt, von Europa zu träumen. Jahr für Jahr.

Doch statt am internationalen Fußball zu schnuppern, sorgen vor allen Dingen die uninspirierten Heimauftritte der Veh-Elf für Tristesse in der Bankenmetropole. "Ich verstehe den Unmut der Fans, weil vor der Saison eine große Euphorie geweckt wurde", äußerte Sportdirektor Bruno Hübner und gab unumwunden zu: "Wir haben uns alle mehr erhofft."

Veh attestierte seinem Team ein zu hohes Maß an Leidenschaft: "Wir wollen zu viel und spielen dann zu wenig mit Kopf und Sachlichkeit." Die nackten Zahlen jedenfalls sind alarmierend. Die Frankfurter haben derzeit fünf Punkte weniger auf dem Konto als nach 21 Spielen der Saison 2010/2011. Damals folgte der vierte und bislang letzte Bundesliga-Abstieg des Traditionsklubs.

Vor allen Dingen einstige Leistungsträger wie Stefan Aigner und Makoto Hasebe schwächeln. Mit Stürmer Haris Seferovic war Veh zu Beginn der Rückrunde aneinandergeraten, nachdem der Schweizer Nationalspieler nach seiner Auswechslung im Spiel gegen den VfL Wolfsburg (3:2) eine abfällige Geste in Richtung der eigenen Bank gemacht hatte.

In der Not appellierte Hübner vor dem Duell mit den wiedererstarkten Hamburgern an die Fans. "Wir brauchen den Hexenkessel. Alle, die den Adler im Herzen tragen, sollten die Mannschaft unterstützen", forderte der 55-Jährige - und fügte an: "Falls es schiefgeht, können die Fans nach dem Spiel immer noch pfeifen."

(sid)
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