17. Verhandlungstages im Steuerprozess Glaubwürdigkeit Yeboahs angezweifelt

Frankfurt/Main (sid). Wie gut spricht Anthony Yeboah deutsch? Diese Frage stand im Mittelpunkt des 17. Verhandlungstages im Steuerprozess um den Fußball-Profi vom Bundesligisten Hamburger SV in Frankfurt/Main. Die Verteidiger der neben Yeboah der Steuerhinterziehung bezichtigten ehemaligen Funktionäre von Eintracht Frankfurt, Bernd Hölzenbein und Wolfgang Knispel, stellten die Glaubwürdigkeit des Ghanaers in Frage, weil dieser angeblich besser deutsch spreche, als er es dem Gericht glauben machen wolle.

"Herr Yeboah hat am Samstag auf dem TV-Sender Premiere World ein Interview in einwandfreiem deutsch geführt. Damit wird die Glaubwürdigkeit von Herrn Yeboah stark beeinträchtigt", sagte Knispels Anwalt Reiner Hamm. Der HSV-Stürmer hatte zu Beginn des Verfahrens angegeben, der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig zu sein und lässt sich den Verlauf des Prozesses von einem Dolmetscher in seine Landessprache übersetzen.

Hölzenbeins Anwalt Eckart Hild sieht darin einen Vorwand der Verteidigung Yeboahs, um direkte Fragen an den 34-Jährigen abzuwehren. Hild beantragte deshalb, die Videoaufzeichnung des Interviews vorzuführen. Yeboah ließ daraufhin, mittels seines Übersetzers erklären, dass sein deutsch nicht gut genug sei, um den Prozess folgen zu können. Nur im Fußball-Bereich könne er sich einigermaßen ausdrücken. Ob das Interview vorgeführt wird, ließ das Gericht offen.

Überraschend entschieden die Richter jedoch, den ehemaligen Steuerberater Yeboahs während einer der kommenden Sitzungen erneut als Zeugen zu vernehmen. Thomas Brey, gegen den selbst ein Ermittlungsverfahren läuft, hatte zum Auftakt des Verfahrens die Aussage verweigert, will nun aber Angaben machen. Der Steuerberater soll Auskunft über ein angebliches Treffen zwischen ihm und Yeboah im Jahr 1995 geben. Dabei soll die Steuerklärung des Angreifers für das Jahr 1993 erläutert worden sein. Yeboah kann sich an ein solches Gespräch nicht erinnern.

Hintergrund ist die Vermutung der Staatsanwaltschaft, die Yeboah, dem früheren Eintracht-Vizepräsident Hölzenbein und Ex-Schatzmeister Knispel vorwirft, im Jahr 1993 einen Werbevertrag lediglich zum Schein geschlossen zu haben und damit eine Lohnzahlung an den damaligen Torjäger der Hessen zu verschleiern. 2,3 Millionen Mark sollen so am Finanzamt vorbeigeflossen sein.

Der Prozess in dem auch der frühere Yeboah-Berater Johannes van Berk wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt ist, wird am kommenden Montag fortgesetzt. Ein Urteil wird für den 19. Dezember erwartet.

(RPO Archiv)
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