Begriffe "Blamage" und "Katastrophe" haben Hochkonjunktur Ganz Fußball-Deutschland im Schock-Zustand

Frankfurt/Main (rpo). Nach dem bitteren 1:5-Debakel der DFB-Auswahl in Rumänien befindet sich ganz Fußball-Deutschland im Schock-Zustand. Vor allem die Verantwortlichen der Bundesliga-Klubs üben heftige Kritik an Rudis Rumpel-Kicker.

Stimmen zum Debakel in Rumänien
9 Bilder

Stimmen zum Debakel in Rumänien

9 Bilder
Foto: AP

Allen voran brachte wieder einmal Franz Beckenbauer in seiner gewohnt lakonischen Art die Stimmungslage auf den Punkt: "Das ist natürlich eine Blamage und peinlich. Die Mannschaft hat eine Lektion erteilt bekommen. Jeder Fußball-Interessierte in Europa, der jetzt Rumänien gegen Deutschland 5:1 liest, denkt doch, dass das ein Druckfehler sein muss", lästerte der Präsident von Rekordmeister Bayern München im ZDF noch am Ort des Geschehens.

Aber selbst mit etwas mehr Abstand fielen die Reaktionen auf die Pleite nicht freundlicher aus. "Das war eine unerklärliche Leistung, die den deutschen Fußball schlecht aussehen lässt. Bei der EM muss die deutsche Mannschaft ganz anders auftreten. Vielleicht war es eine Warnung zur rechten Zeit", meinte Sportdirektor Klaus Allofs vom Bundesliga-Spitzenreiter Werder Bremen.

Auch der Rest der Liga rieb sich verwundert die Augen. "Das war ein echter Schock", kommentiere der Hamburger Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Liga-Boss Werner Hackmann wollte zu der Vorstellung der Auswahl von DFB-Teamchef Rudi Völler am liebsten gar nichts sagen. "Es gibt Tage, da hält man besser den Mund", meinte der Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL).

Harsche Kritik

Zudem meldeten sich die Alt-Internationalen mit harscher Kritik zu Wort und sehen weitgehend schwarz für die EM. "Das war unglaublich, eine Katastrophe. Es kann auch keine Ausrede sein, dass ein Michael Ballack und andere gefehlt haben. Das sind alles Spieler, die zur Europameisterschaft wollen. Und dann präsentieren sie sich wie eine Schülermannschaft. Beim 0:4 zur Pause muss man noch froh sein, nicht noch viel schlimmer unter die Räder gekommen zu sein", erklärte Mario Basler.

Der Schalker Torhüter Frank Rost, der sich lange Zeit Hoffnungen auf eine EM-Teilnahme machte, erklärte: "Da hat keine deutsche C-Elf gespielt. Aber es gehört zur deutschen Überheblichkeit, wenn man sagt: Rumänien ist international keine große Nummer." Bochums Kapitän Dariusz Wosz sagte im kicker: "Das war peinlich und die Mannschaft ist lächerlich gemacht worden."

Sein Trainer Peter Neururer meinte: "Wenn das die Mannschaft für das EM-Auftaktspiel gewesen wäre, dann: Gute Nacht, Deutschland! Auch wenn man personelle Probleme hat - so darf man sich nicht präsentieren. Das ist eines Vizeweltmeisters unwürdig." Welt- und Europameister Andreas Möller meinte: "Eine Katastrophe. Da stimmte gar nichts. Rudi muss jetzt schnell handeln und darf keine Experimente mehr machen."

"Ist mir nie passiert"

Ein düsteres Bild vom Leistungsstand des DFB-Teams zeichneten auch die Torjäger-Idole Gerd Müller und Uwe Seeler. "Da sind Fehler passiert, die gibt es normal gar nicht. Das muss man jetzt schnell vergessen. So etwas ist mir nie passiert. Wir haben höchstens 5:1 gewonnen", meinte Müller. Auch DFB-Ehrenspielführer Seeler konnte sich nicht an eine ähnlich schwache Vorstellung einer deutschen Mannschaft erinnern: "Die erste Halbzeit war eine Blamage. Ich kann mich nicht entsinnen, dass es so etwas schon einmal gegeben hat."

Den wohl größten Schock hatte DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder zu verdauen. "Das war eine Katastrophe. Rudi Völler tut mir Leid, aber ich tue mir auch selbst leid", meinte der DFB-Chef. Selbst Bundesinnenminister Otto Schily war erschüttert: "Irgendwann hatte man das Gefühl, unsere Mannschaft hat die Lust verloren. Ich glaube, den Tag kann man nur so schnell wie möglich vergessen."

Die Gefahr eines dauerhaften Image-Schadens durch die Niederlage wird beim DFB allerdings als gering angesehen. "Das 1:5 damals gegen England war ungleich dramatischer. Da war das Potenzial eines möglichen Schadens viel größer. Natürlich wird alles jetzt sauber analysiert, aber image- und marketingmäßig wird sich nichts ändern. Das wäre ja auch lächerlich. Das Thema Fußball ist viel breiter aufgestellt, als nur ein abendliches Ereignis", erklärte DFB-Marketingdirektor Horst Lichtner.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort