Iran zum ersten Ländervergleich in den USA Gäste genießen VIP-Status in Kalifornien

Los Angeles (dpa). Die Straßen werden am Sonntagabend im Iran wieder wie leergefegt sein. Um das vorherzusagen, muss man kein Prophet sein, schließlich möchte das fanatische Fußball-Volk live am Fernseher miterleben, wie der Erzfeind aus den Vereinigten Staaten auch die Revanche in der Rose Bowl von Los Angeles (14.00 Uhr Ortszeit) verliert. Vor zwei Jahren bei der Weltmeisterschaft in Frankreich hatten die Dribbelkünstler aus Vorderasien in ihrem ersten Ländervergleich die US-Kicker mit 2:1 vom Feld geschickt.

Der Prestige-Triumph über den "Großen Satan", der vom Mullah-Staat als ein Sieg der Überlegenheit des gesellschaftlichen Systems politisiert wurde, hatte 70 Millionen in einen nationalen Freudenrausch versetzt.

Der Jubel wäre bei einem erneuten Erfolg sicher nicht geringer, vermutet Irans-Nationaltrainer Jalal Talebi. "Doch die Politik", sagte er nach dem Training am Donnerstag, "soll bei der Partie bitte rausgelassen werden. Darum sollen sich die Regierungen kümmern, wir wollen Fußballspielen und unsere Nation hier würdig repräsentieren." Das beide Staaten nach dem Teheraner Geiseldrama im November 1979 ihre diplomatischen Beziehungen abbrachen, die USA weiter mit einem Wirtschaftsembargo Druck auf den Iran ausübt und ihn anklagt, den internationalen Terrorismus zu unterstützen, interessiere den Coach jetzt nicht. Gleiches gelte für seine Mannschaft mit den in den Bundesligen stürmenden Ali Daei (Hertha BSC), Mehdi Mahdavikia (Hamburger SV) und Khodadad Azizi (1. FC Köln). "Die politische Brisanz wird doch nur von den Medien reingetragen", wiegeln sie ab.

Die 30-köpfige iranische Delegation fühlt sich bei ihrem ersten Kontakt in "Feindesland" sichtlich wohl. Von Gastgeber-Seite wird dafür auch alles Erdenkliche getan. Die Spieler genießen in Kalifornien den VIP-Status eines hochrangigen internationalen Politikers. Demzufolge werden sie auch auf Schritt und Tritt durch die bulligen, uniformierten Sicherheitsbeamten bewacht. Das aber stört niemanden. "Wir fühlen uns bestens betreut", lobte der Präsident der iranischen Fußball-Föderation, Safaii Farahani.

Der Verbandschef hatte der Reise zum zweiten offiziellen Vergleich mit den USA erst zugestimmt, als vom Außenministerium in Washington und dem US-Soccer-Verband die Zusicherung kam, das kein Iraner bei der Ankunft in Chicago seine Fingerabdrücke hinterlassen müsse, um ein Visum zu bekommen. Das war vor zwei Jahren von iranischen Ringern verlangt worden, woraufhin sich die Spannungen wieder verschärften. Um allen Problemen bei der Einreise aus dem Weg zu gehen, legte das Team in Frankfurt/Main einen Zwischenstopp ein und ließ sich vom dortigen Konsulat die Visa für den zehntägigen Trip ausstellen.

"Das wird wieder ein heißes Match, allerdings gibt es diesmal einen anderen Gewinner", prophezeite Angriffsspieler Brian McBride, der im WM-Duell drei Minuten vor dem Schlusspfiff den Ehrentreffer zum 1:2 erzielte hatte. Der 28-Jährige ist einer von vier nominierten US-Profis, die schon damals in der Elf standen.

In der iranischen Auswahl wirken noch sechs Akteure mit, die alle davon ausgehen, ein Heimspiel zu erleben. So, wie es ausschaut, sollte das tatsächlich der Fall sein. Denn die meisten Eintrittskarten für das über 90 000 Zuschauer fassende WM-Stadion von 1994 haben bislang ihre Landsleute gekauft, von denen rund 700 000 in der Hollywood-Metropole leben.

(RPO Archiv)
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