Ministerpräsident will Bundesliga in der "Tagesschau" Gabriel droht Kirch mit Gesetzesänderung

Hamburg (rpo). Der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) greift in den Streit um die Bundesliga-Berichterstattung in der "Tagesschau" ein. Gabriel droht dem Rechte-Inhaber Leo Kirch mit einer Änderung des Rundfunkstaatsvertrags.

Sollte eine "realitätsnahe" Einigung über die Kurzberichte zwischen der ARD und der Kirch-Gruppe nicht zu Stande kommen, "muss man über eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrags nachdenken", sagte Gabriel der Zeitung "Die Woche". "Schließlich können Informationen über die wirklich interessanten Spiele dem normalen Zuschauer nicht mehr als fünf Stunden vorenthalten bleiben". Sonst werde das Recht auf Kurzberichterstattung den Interessen des Medienunternehmers Leo Kirchs und des Liga-Verbands geopfert.

Die ARD war am Dienstag mit dem Antrag auf eine Einstweilige Verfügung gegen die Kirch-Gruppe vor dem Landgericht München gescheitert. Das "Erste" wollte erreichen, dass sie weiterhin samstags in der 20-Uhr-"Tagesschau" bis zu drei Fußball-Spiele ihrer Wahl in 90 Sekunden zeigen darf. Die Kirch-Gruppe will dagegen, dass die ARD das Top-Spiel für die Kurzberichterstattung in der "Tagesschau" bereits vor dem Spieltag bestimmt. Hintergrund der Auseinandersetzung ist die Verlegung der Fußballsendung "ran" des Kirch-Senders SAT.1 von 18.30 Uhr auf 20.15 Uhr.

Im Streit um Bundesliga-Kurzberichterstattung

Im dem Streit zwischen der ARD und der Kirch-Gruppe hat der Chef des Marler Grimme Instituts, Bernd Gäbler, Partei für das "Erste" ergriffen. "Wie Millionen von Fußballfans und Gebührenzahlern wünscht auch das Grimme Institut eine Einigung zwischen der ARD und dem Rechte-Inhaber über Anzahl und Länge der Spielberichte. Was aber nicht geht: Dass die Kirch-Gruppe bestimmt, worüber die Tagesschau zu berichten hat", sagte der neue Geschäftsführer des durch die alljährliche Verleihung des Grimme-Preises bekannten Medien- und Bildungsinstituts.

Gäbler nannte dies ein "journalistisches Grundprinzip". "Es soll Kompromisse, aber es darf keinen Eingriff in die redaktionelle Autonomie der Tagesschau geben. Jeder Fußballfan weiß, dass Entscheidendes am Spieltag selbst passiert: von Überraschungsergebnissen bis zum Büchsenwurf oder umfallenden Toren", führte er weiter aus. Deshalb müsse die Tagesschau noch am Spieltag selbst entscheiden dürfen, über welche Spiele sie Kurzberichte zeigt.

Holzhäuser kritisiert Fußballrechte-Verkauf

Wolfgang Holzhäuser, Finanzmanager von Bayer Leverkusen, hat den Verkauf der Bundesliga-Rechte an den "Monopolisten" Leo Kirch kritisiert. "Es ist bekannt, dass ich immer davor gewarnt habe, die Monopolstellung von Kirch zu manifestieren. Andererseits: Man ist im Spitzensport auch irgendwo dem Kommerz gegenüber verpflichtet. Ich brauche gewisse finanzielle Mittel, um international mithalten zu können. Und da muss man auch gewisse Kröten schlucken", sagte der Fußballmanager am Mittwoch im WDR 2- Mittagsmagazin.

Der Münchner Medienunternehmer Leo Kirch besitzt die Bundesliga- Rechte sowohl für das Free-TV als auch für das Pay-TV. Für den Vier- Jahres-Vertrag zahlt das Unternehmen jährlich 750 Millionen Mark (rund 383 Millionen Euro) an die Deutsche Fußball-Liga (DFL).

Der aktuelle Streit um die Bundesliga-Kurzberichte in der ARD-"Tagesschau" kann nach Ansicht von Holzhäuser zu einem Imageverlust der höchsten Spielklasse führen. Zielkonflikte zwischen sportlichen und finanziellen Gesichtspunkten seien zwar nicht immer vermeidbar. "Aber richtig ist, man muss aufpassen, das der Verbraucher nicht plötzlich denkt: Hier wird nur noch um Geld geschachert. Letztlich entscheidend soll doch wohl sein, dass der Ball rollt", sagte Holzhäuser.

(RPO Archiv)
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