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Bei deutschen Sendern „kein Thema“ Fußballkommentare haben ein Rassismus-Problem

Düsseldorf · Die Studie eines dänischen Forschungsunternehmens zeigt, dass Fußball-Kommentatoren bei ihrer Berichterstattung voreingenommen sind. Spieler mit dunkler Hautfarbe werden schlechter bewertet als Spieler mit heller Hautfarbe. Deutsche Sender sehen für sich bislang „kein Thema“.

 Antonio Rüdiger (l), Toni Kroos (m) und Marco Reus (r).

Antonio Rüdiger (l), Toni Kroos (m) und Marco Reus (r).

Foto: dpa/Michael Probst

Fußball-Kommentatoren stellen der Studie des dänischen Forschungsunternehmens RunRepeat zufolge weiße Spieler als intelligenter, talentierter und fleißiger als nicht-weiße Spieler dar. Gleichzeitig war die Wahrscheinlichkeit für Spieler „mit dunkler Haut“ signifikant höher, auf ihre körperlichen Eigenschaften – wie Tempo und Kraft – reduziert zu werden als weiße Spieler.

Wenn die Kommentatoren über Stärke sprachen, war die Wahrscheinlichkeit sechsmal höher, dass es um einen Spieler mit dunkler Haut ging. Ähnlich bei der Geschwindigkeit: Kommentatoren redeten mit knapp 3,5-facher Wahrscheinlichkeit über nicht-weiße Spieler.

Wenn Kommentatoren dagegen über Intelligenz sprachen, richtete sich Lob in 62,6 Prozent der Fälle an Spieler mit heller Haut. Kritik in Bezug auf Intelligenz richtete sich in 63,33 Prozent der Fälle an Spieler mit dunkler Haut. Auch beim Thema Arbeitsmoral zeigte sich ein ähnliches Bild: In 60,4 Prozent der Fälle gingen lobende Worte an einen weißen Spieler.

Dafür wurden über 2000 englischsprachige Statements von Kommentatoren über 643 Spieler in 80 Fußball-Matches der englischen Premier League, der französischen Ligue 1, Spaniens La Liga und Italiens Serie A ausgewertet. Gäbe es keine Voreingenommenheit, müssten die Spieler in allen Kategorien ähnliche Ergebnisse erhalten. Machten Kommentatoren rein faktische Statements aus dem Spiel heraus, erhielten die Spieler den gleichen Anteil an Kritik und Lob – unabhängig von ihrer Hautfarbe. Diese Kontrollkategorie beweist, dass es Vorurteile gibt.

„Diese Studie zeigt eine offensichtliche Tendenz bei der Beschreibung von Eigenschaften von Fußballern aufgrund ihrer Hautfarbe“, heißt es von der britischen Spieler-Gewerkschaft PFA: „Um die tatsächlichen Auswirkungen von strukturellem Rassismus anzugehen, müssen wir rassistische Vorurteile erkennen und ansprechen.“ RunRepeat hatte die Studie in Partnerschaft mit der PFA erstellt.

Die PFA wünscht sich, dass ein Bewusstsein für diese wahrscheinlich unterbewusste Voreingenommenheit entsteht. „Kommentatoren prägen die Wahrnehmung von Spielern und vertiefen die vom Betrachter vertretenen Vorurteile. Es ist wichtig zu bedenken, wie weitreichend diese Auffassung sein kann und wie sie sich auf Fußballer auswirken“, sagte Jason Lee, Vorstand für Gleichstellung bei der PFA.

Obwohl Kommentatoren vielleicht nicht beabsichtigt haben, Stereotype zu bedienen und damit zu festigen, müsse das „Narrativ der physischen Eignung als primärer Wert von BPoc (Black and People of Color) anstelle ihrer Intelligenz“ beseitigt werden, schreibt die Vereinigung. Auch wenn diese Form unbewusster Vorurteile weniger offenkundig geworden ist, seien auch subtile Tendenzen schädlich.

Auch bei der Verteilung der Häufigkeit der Erwähnung von Eigenschaften zeigten sich Unterschiede: Wenn Kommentatoren über Spieler mit dunkler Haut sprachen, ging es in 18,65 Prozent (13,96 Prozent bei weißen Spieler) der Fälle um ihre Form. Wenn sie über weiße Spieler sprechen, bringen sie in 12,05 Prozent (9,68 Prozent bei schwarzen Spielern) Führungsstärke zur Sprache.

Untersucht wurden nur englischsprachige Kommentatoren, die für Sender in Großbritannien, den USA und Kanada tätig waren. 94 Prozent von ihnen waren weiß, sagte der Ersteller der Studie, Danny McLoughlin, auf Anfrage unserer Redaktion. Die Bundesliga konnte in die Studie nicht miteinbezogen werden, es standen nicht ausreichend englischsprachig kommentierte Spiele zur Verfügung.

Bei den deutschen Sendern gab es noch keine Sensibilisierung für das Problem. „Die Hautfarbe eines Spielers spielt bei der Bewertung der jeweiligen Leistungen für die ZDF-Fußballreporter keine Rolle“, hieß es auf Anfrage unserer Redaktion vom öffentlich-rechtlichen Sender. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky teilte mit: „Alle unsere KommentatorInnen verpflichten sich zu bestimmten Prinzipien. Dazu gehört auch, jegliche Form von Rassismus abzulehnen und Spielerinnern und Spieler objektiv und unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Religion etc. zu beurteilen. Aus diesem Grund waren und sind die unten genannten Beurteilungsunterschiede, die es gemäß der genannten Studie in anderen Ländern gibt, bei uns bislang kein Thema.

Von Pay-TV-Sender Sky hieß es: „Vielfalt gehört zur Kultur von Sky. Wir tolerieren keinen Rassismus in irgendeiner Form bei Sky, und damit einher geht die Verpflichtung zum entsprechenden Handeln.Beim Streamingdienst Dazn würden nur Personen eingestellt, die unvoreingenommen sind. Explizite Trainings gebe es nicht, hieß es von einem Unternehmenssprecher.

Der Fußball steht mit diesem Problem nicht allein da: In der Vergangenheit zeigten ähnliche Studien, dass auch in Kommentaren von Football-Spielen sowie im College-Basketball Stereotype noch immer vorherrschen.

Autor McLaughlin plant derzeit eine Folge-Studie zum Thema „Stacking“. Eine Praxis, die aus dem American Football bekannt wurde, bei der einflussreiche „kreative“ und „denkendePositionen wie die des Quarterbacks an weiße Spieler gingen und athletische Rollen wie Running Back und Wide Receiver mehrheitlich an schwarze Spieler. Dann soll auch die Bundesliga untersucht werden.

(eh)
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