Bundesliga-Gipfel der Rheinischen Post „Der Videobeweis ist ein Stimmungs-Killer“

Düsseldorf · Beim Bundesliga-Gipfel der Rheinischen Post haben unsere Redakteure mit Rudi Völler, Max Eberl und Friedhelm Funkel über die Entwicklungen im deutschen Fußball gesprochen. Manche Dinge könnten besser laufen, befanden die Experten.

Aus deutscher Sicht ist bei der vergangenen Weltmeisterschaft vieles schief gelaufen. Eine Sache habe in Russland jedoch gut funktioniert, wie Rudi Völler, Geschäftsführer Sport von Bayer 04 Leverkusen, beim RP-Bundesliga-Gipfel erläuterte. „Ich war begeistert, wie der Videobeweis bei der WM umgesetzt worden ist. Das wünsche ich mir auch für die Bundesliga“, sagte Völler, der dem technischen Hilfsmittel von Anfang an kritisch gegenüber stand. „Im Stadion ist der Videobeweis ein Stimmungskiller.“ Man werde sich aber wohl damit arrangieren müssen.

Auch Friedhelm Funkel, Trainer von Fortuna Düsseldorf, und Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl äußerten sich zur Weltmeisterschaft und dem enttäuschenden Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft. „Gewisse Warnsignale wurden im Vorfeld der WM nicht ernst genommen“, kommentierte Funkel. Eberl kritisierte: „Wir haben eine gewisse Überheblichkeit an den Tag gelegt. Unsere Top-Spieler hatten kein Top-Niveau.“

Kritik gab es auch an Bundestrainer Joachim Löw und seinen Personalentscheidungen. "Als Trainer hätte man sich einen Spieler wie Leroy Sané gerne im Kader gewünscht", sagte Funkel. Auch Sandro Wagner wäre seiner Meinung nach ein Kandidat für den WM-Kader gewesen. Trotzdem waren sich die drei Manager einig: Es ist gut, dass Löw Bundestrainer bleibt. „Jogi Löw wird einen größeren Umbruch machen und den ein oder anderen nicht mehr einladen", sagte Rudi Völler, DFB-Trainer von 2000 bis 2004, voraus.

RP-Bundesliga-Gipfel 2018: Max Eberl, Friedhelm Funkel und Rudi Völler diskutieren über Transfers und ihre Ziele
33 Bilder

Max Eberl, Friedhelm Funkel und Rudi Völler diskutieren über Transfers und die WM

33 Bilder
Foto: JANA BAUCH

Ziemlich sicher ist sich Völler bei Flügel-Flitzer Leon Bailey: Völler geht davon aus, dass der Jamaikaner bei der Werkself bleibt. „Uns liegt kein Angebot für ihn vor“, sagte Völler, ließ die Tür aber einen Spalt breit offen: „Es gibt sicherlich Angebote, bei denen wir nicht nein sagen würden. Aber das ist derzeit nicht der Fall."

Beim Thema Transfers kamen die drei Fußball-Größen schnell auf einen Nenner: Sie plädieren für ein kürzeres Transferfenster in der Sommerpause, damit Wechsel nach dem 1. Spieltag nicht mehr möglich sind. In England schließt das Transferfenster schon am 9. August, in Deutschland und Spanien erst Ende des Monats. „Das kann nur funktionieren, wenn die Top-5-Ligen sich einigen. Sonst hätte die Bundesliga einen Wettbewerbsnachteil“, warnte Eberl.

Man müsse die Entwicklungen im deutschen Fußball gut im Auge behalten. Im Nachwuchs-Bereich sei der Erfolg der vergangenen Jahre momentan nicht mehr zu verzeichnen. Eine mögliche Ursache sprach Friedhelm Funkel an: „Den jungen Spielern wird heute fast alles abgenommen.“ Das sei kontraproduktiv. „Ich erwarte von meinen Spielern, dass sie eine gewisse Selbstständigkeit an den Tag legen."

Bei aller berechtigter Kritik sind sich Eberl, Völler und Funkel trotzdem in einem einig: Der Wettbewerbsvorteil der Bundesliga liege in der Förderung von Talenten. Das werde auch in Zukunft so bleiben – national sowie international. "Wir werden auch in den kommenden Jahren eine gute Nationalmannschaft haben. Dafür haben wir genug talentierte Spieler“, sagte Völler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort