So könnte die Saison enden Meistertitel und viel Frust

Meinung | Düsseldorf · Die Bundesliga nimmt den Spielbetrieb wieder auf – das hat alleine wirtschaftliche Gründe. Die Vernunft spricht dagegen. Von Leidenschaft kann keine Rede sein. Das wird man jeden Spieltag spüren. Ohne Emotionen ist der Fußball nicht viel wert.

 Die leere Allianz Arena.

Die leere Allianz Arena.

Foto: dpa/Matthias Balk

Die Fußball-Bundesliga hat sich zu einem sogenannten Premium-Produkt der Unterhaltungsindustrie gemausert. Hierzulande pilgern in normalen Zeiten Millionen in die Stadien oder verfolgen die Spiele am TV. In anderen Ländern sind viele neidisch auf die Atmosphäre in den deutschen Arenen. Die Stimmung ist ein großer Wohlfühlfaktor, sie gehört untrennbar zum Spiel dazu. Die Coronavirus-Pandemie hat Zuschauerränge zu Sperrgebieten gemacht. Der Ball wird dennoch weiter rollen. Das wird Konsequenzen haben. Wirtschaftlich ist es verständlich, dass eine Branche alles versucht, um den Geschäftsbetrieb aufzunehmen.

Die Saison wird nur recht schonungslos aufzeigen, dass etwas entscheidendes fehlt. Auch ohne Fans wird es für einen Sieg nur drei Punkte geben. Die werden in einer Tabelle festgehalten. Doch ohne gemeinsame Freude sind es nur Zahlen. Der Pay-TV-Sender Sky weiß, dass er ohne Emotionen von den Rängen Probleme haben wird, das „Produkt“ angemessen zu inszenieren. Einfach nur Fußball. Die Reduzierung auf das Wesentliche also? Nein, Fußball ist immer schon ein Gesamtkunstwerk gewesen. Akademiker steht neben Arbeiter, Geschäftsleute und Studenten vereint in Hoffen und Bangen. Ein Zusammenspiel vieler Faktoren. Deshalb soll es die Option „Fangesänge“ geben. Eine Ohrfeige für alle, die sonst mit Inbrunst ihre Mannschaft nach vorne gebrüllt haben. Auf diese Weise wird man als Statist degradiert. Fans sind aber keine Statisten. Sie sind ein wichtiger Teil des Spiels. Sie können Spiele entscheiden. Nun sind sie tatsächlich zum zuschauen verdammt.

Die Saison wird zu Ende gespielt. Irgendwie. Es wird Rückschläge geben, es wird viele Fragen geben. Doch es wird gespielt. Es wird einen Meister geben, der seinen Titel per Videokonferenz aus der Kabine feiern kann, es werden sich Teams fürs internationale Geschäft qualifizieren, andere werden den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Das alles wird vor allem ein technischer Akt sein, ein Vollzug. Nicht mehr, nicht weniger. Irgendwie traurig.

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