500 Mark für Biss von Rex Hundefreund Rausch wird 75

Luzern · Auch mehr als 45 Jahre später muss Friedel Rausch die Anekdote noch mal zum Besten geben. Es ist eine Szene, die für immer in den Geschichtsbüchern der Fußball-Bundesliga verewigt sein wird und an die sich der langjährige Bundesligaspieler und -trainer erinnert, als sei es gestern gewesen.

 Friedel Rausch in Diensten von Eintracht Frankfurt

Friedel Rausch in Diensten von Eintracht Frankfurt

Foto: dpa

Es war der 6. September 1969, als Rausch im Trikot des FC Schalke im Revierderby bei Borussia Dortmund eine schmerzhafte Erfahrung der besonderen Art machte. Im überfüllten "Stadion Rote Erde" lief die 37. Minute, als die Gäste durch einen Treffer von Hansi Pirkner in Führung gingen und es für die Fans aus Gelsenkirchen kein Halten mehr gab. Die Zuschauer stürmten auf den Rasen, die überforderten Ordner mit ihren Schäferhunden an der Leine hinterher.

In dem bunten Chaos auf dem Platz erwischte es erst Schalkes Gerd Neuser am Oberschenkel und dann Friedel Rausch am Hintern - Schäferhund Rex hatte zugebissen! "Wenn ich in Deutschland oder speziell im Ruhrgebiet unterwegs bin, sprechen mich die Leute sofort auf diese Situation an", erzählt Rausch.

Der junge Rausch biss nach dem Biss auf die Zähne, ließ sich vom Schalker Vereinsarzt eine Tetanuslösung wegen vermeintlicher Tollwutgefahr in den Allerwertesten spritzen und hielt bis zum Schlusspfiff durch, Spielerwechsel gab es seinerzeit noch nicht. Der Sieg in diesem denkwürdigen Derby war Schalke zwar nicht vergönnt, da auch Werner Weist noch für den BVB traf, aber die Dortmunder hielten sich zumindest bei Rausch schadlos. 500 Mark und einen Blumenstrauß gab es vom Rivalen, sozusagen als Schmerzensgeld.

Während Rausch ein paar Nächte nur auf dem Bauch schlafen konnte, verabschiedete die Bundesliga einen Maulkorberlass für die Vierbeiner. Angst vor Hunden hatte Rausch übrigens nie. "Wir hatten später selber immer einen Hund, der letzte war ein Westy und ist 20 Jahre alt geworden", erzählt Rausch.

In der Schweiz sesshaft geworden

Am Freitag feiert das Bundesligakind der ersten Stunde seinen 75. Geburtstag. In Kriens, einem Vorort Luzerns in der Schweiz, hat der in Duisburg geborene Fußball-Pensionär seine zweite Heimat gefunden. Die traumhafte Umgebung mit den nahen Alpen und dem nahen Vierwaldstätter See konnte Rausch wegen einiger Erkrankungen in den vergangenen Jahren allerdings nur bedingt genießen. Seine optimistische Lebenseinstellung hat sich Rausch gleichwohl erhalten.

Früher hat er als Globetrotter die halbe Welt bereist und war von Schalke bis Istanbul ein angesehener Fußball-Fachmann, ehe es ihn in die Schweiz zog. Sechs verschiedene Vereine hat er in der Bundesliga trainiert und weitere sechs Clubs in fünf anderen Ländern in Europa, die längste Zeit von 1985 bis 1992 war er beim FC Luzern, wo er von 2004 bis 2006 noch einmal als Sportdirektor tätig war und sich dann vom Fußball zurückzog.

Seinen Geburtstag wird er im Kreis seiner Familie mit Ehefrau Marlies, den Söhnen Ingo (51) und Marc (41), Schwester Walburga, Schwager Hans-Peter aus Oberhausen, den Schwiegertöchtern und den Enkelkindern Joel, Leon, Caroline und Vivian daheim feiern. "Da ist das Haus voll", sagte der Großvater.

Zum aktiven Fußball hat das Kind der Bundesliga nur noch wenig Kontakt, die Spiele schaut er sich lieber im Fernsehen an. Rausch, der für den Fußball 16 Mal umziehen musste, ist sesshaft geworden. Ein ruhiges Leben an einem schönen Ort sind Dinge, die ihm wichtiger sind als ein gewonnenes Spiel - oder ob man nach einem Hundebiss bis zum Abpfiff durchhält oder nicht.

(dpa)
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