Schiedsrichterin bei der Frauen-WM Steinhaus: Als Spielerin war ich talentfrei

Dresden (RP). Bibiana Steinhaus hockte in den vergangenen Wochen viel vor ihrem Computer und schaute sich Videos an – natürlich hatte ihr Eifer rein professionelle Gründe. Die einzige deutsche Schiedsrichterin bei der Frauen-Weltmeisterschaft wollte so mehr über die Spielweise der teilnehmenden Länder erfahren.

Allzu viel hat ihr die Vorbereitung zumindest für ihren ersten Einsatz im Turnier nicht gebracht. Über die USA ist einiges an Bildmaterial im Umlauf, das kommunistische Nordkorea schottete dagegen ihre nach Deutschland entsendete Auswahl bisher akribisch ab. Am Dienstag leitet sie die Partie zwischen den beiden Nationen in Dresden (18.15 Uhr).

Die 32 Jahre alte Steinhaus, geboren in Bad Lauterberg im Harz, nun wohnhaft in Hannover: Bereits seit 16 Jahren ist sie Schiedsrichterin. Eine Laufbahn als Spielerin kam für sie nicht in Frage. "Als Spielerin war ich nahezu talentfrei", erzählt Steinhaus. "Mein Vater hat früher selbst gepfiffen, ich habe ihn damals oft begleitet und gefallen dran gefunden." 2007 wurde sie vom Deutschen Fußball-Bund befördert und wird in der 2. Bundesliga oder als Vierte Offizielle in der Bundesliga eingesetzt.

Es wurde vermutet, der DFB würde sie ab der kommenden Saison auch in der höchsten Spielklasse alleinverantwortlich agieren lassen. Im Verband gab es dann aber wohl doch größere Widerstände. Ihr Aufstieg wurde erst einmal etwas unsanft auf unbestimmte Zeit verschoben – trotz persönlicher Empfehlung von Steffi Jones, Organisationschefin dieser WM, und Hannelore Ratzeburg, der einzigen Frau im DFB-Präsidium.

An ihren fachlichen Qualifikationen kann es nur sehr begrenzte Zweifel geben, schließlich wurde sie unlängst national zum fünften Mal in Folge zur Schiedsrichterin des Jahres gewählt. Im Hauptberuf ist Steinhaus im niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport tätig.

Bei dieser WM wird sie voraussichtlich nur auf eine überschaubare Anzahl an Spielen kommen. Denn wenn die deutsche Mannschaft das Viertelfinale übersteht, ist für die Polizeibeamtin automatisch das Turnier beendet.

"Damit kann ich absolut leben", sagt sie. "Alleine schon für diese WM nominiert worden zu sein, ist eine große Ehre für mich gewesen. Jetzt hoffe ich natürlich schnell in den Wettbewerb zu kommen und die richtigen Entscheidungen zu treffen." Eigentlich alles so wie immer.

(RP)
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