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Erst Fußballerin, jetzt Künstlerin Für die Galerie

Trier · Josephine Henning war einer der erfolgreichsten Spielerinnen im Frauenfußball. Doch mit 28 hatte sie genug vom Spitzensport – und Lust auf eine zweite Kariere: als Künstlerin.

 Josephine Henning bejubelt ein Tor bei der EM 2017.

Josephine Henning bejubelt ein Tor bei der EM 2017.

Foto: imago/Sven Simon/Anke Waelischmiller/SVEN SIMON

Sie gehört zu den erfolgreichsten Spielerinnen in der Geschichte des Frauenfußballs, und trotzdem entschied sie sich im vergangenen Jahr mit 28 Jahren dazu, ihre aktive Karriere zu beenden und einen neuen Weg einzuschlagen: Aus Nationalspielerin Josephine Henning wurde Künstlerin Josephine Henning. „Das ist nicht von heute auf morgen passiert, sondern hat sich in den letzten Jahren entwickelt“, erzählt die heute 29-Jährige: „Ich habe es geliebt, auf dem Platz zu stehen, aber der Drang, etwas anderes zu machen, wurde immer stärker. Die Leidenschaft war immer da, aber ich habe zeitlich dafür zurückgesteckt. Ich wollte Zeit dafür haben und den Pinsel nicht wieder weglegen müssen, weil das Training ansteht. Letzte Saison dachte ich, jetzt ist es soweit.“

Im Frauenfußball ist ein Karriereende mit 28 ziemlich ungewöhnlich, besonders, wenn man noch einen Vertrag bei einem Top-Klub wie dem FC Arsenal hat. „Die Kunst und der Fußball sind schon immer in meinem Leben. Irgendwann war einfach klar, jetzt ist die Kunst an der Reihe.“

 Brett vorm Kopf: Die frühere Fußball-Nationalspielerin Josephine Henning präsentiert in ihrem Trierer Atelier ihre Version des Estadio do Maracana in Rio de Janeiro.

Brett vorm Kopf: Die frühere Fußball-Nationalspielerin Josephine Henning präsentiert in ihrem Trierer Atelier ihre Version des Estadio do Maracana in Rio de Janeiro.

Foto: Josephine Henning
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Foto: dpa/Sven Hoppe

Kunst hat Henning seit ihrer Kindheit begleitet, doch sie wurde mit 16 Jahren Fußballerin beim 1. FC Saarbrücken. Auf ihren Stationen bei Turbine Potsdam, dem VfL Wolfsburg, Paris St. Germain, Arsenal und Olympique Lyon gewann die Mainzerin viermal die Champions League, wurde viermal deutsche Meisterin, DFB-Pokal-Siegerin, holte den Titel und den Pokal in Frankreich und wurde 2013 in Schweden mit der DFB-Elf Europameisterin. „Ich hatte das Glück, mit guten Teamleistungen viele Ziele, die ich mir persönlich gesteckt hatte, in den ersten Jahren Profifußball zu erreichen“, berichtet die frühere Defensivspezialistin. 2016 gewann sie bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro Gold mit der Nationalmannschaft. Das Estadio do Maracana hielt sie vor kurzem auf Leinwand fest.

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Foto: dpa/Pascal George

Ihre Werke sind bunt, lebhaft und figurativ. Sie nutzt Pinsel und Spachtel, aber legt sich nicht fest. Vier Monate arbeitete sie an der ersten weiblichen Fußball-Statue, die komplett aus bunten Stollenschuhen gefertigt ist. Ihre erste Ausstellung im Herbst vergangenen Jahres in ihrer Wahlheimat Trier war auch ein Testballon. „Natürlich bringe ich die Ersparnisse meiner Fußball-Karriere in diese Übergangsphase mit. Es erfordert in den ersten Jahren viel Risiko. Aber man muss sich fragen: Was ist die Alternative? Ich entscheide mich aus Angst dagegen, obwohl ich weiß, dass es mein innerer Antrieb ist. Das ist das eigentliche Wagnis. Das ist keine Alternative für mich“, sagt Henning. So waren die Reaktionen ihrer Mitspielerinnen und Weggefährten auf das frühe Karriereende „durchweg positiv“, sagt sie. „Für die Engsten kam es nicht überraschend.“

Dass am vergangenen Dienstag erstmals seit langer Zeit ein DFB-Kader ohne ihren Namen bekannt gegeben wurde, macht sie nicht wehmütig. Nein, gar nicht. „Ich habe nicht das Gefühl, schade, dass ich nicht dabei bin, sondern, schön, dass ich es in meiner Freizeit verfolgen kann“, sagt sie und wünscht der Mannschaft nach der enttäuschenden EM 2017 mit dem frühen Viertelfinal-Aus ein erfolgreiches WM-Turnier in Frankreich. „Es ist natürlich wenig Zeit, die sie vorher mit der neuen Trainerin verbracht haben, das darf man nicht unterschätzen. Aber es bietet eine Chance frisch anzufangen, und das tut der Mannschaft gut.“

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Foto: dpa/Arne Dedert

Die Spiele ihrer früheren Kolleginnen wird sie verfolgen – und würde sich für sie auch mehr Aufmerksamkeit wünschen, als ihnen bislang zuteil wird. „Ein generelles Ziel muss sein, die Sichtbarkeit zu erhöhen“, sagt Henning. Während in Spanien, Italien und England in den vergangenen Monaten verlässlich Zuschauerrekorde bei Spielen der Frauen-Ligen gebrochen wurden, kämpfen die deutschen Vereine mit sinkenden Publikumszahlen. „Bezüglich Promotion sind wir nicht so extrovertiert wie zum Beispiel die USA. Trotzdem gilt es sich weiterzuentwickeln und neue Maßnahmen auszuprobieren. Wird dem Frauenfußball die Plattform ermöglicht, zeigt sich erst, ob er dem gerecht werden kann. Die Zuschauerrekorde im Ausland zeigen teilweise schon das Potenzial auf.“

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