Frauen-WM 2015 Das Eishockey-Mutterland ist im Fußball-Fieber

Köln/Vancouver · In Kanada grassiert vor der Frauen-WM das Fußball-Fieber. Mit den Fans im Rücken wollen die Ahornblätter für Furore sorgen und einen Boom auslösen.

DFB-Frauen zeigen ihr WM-Trikot
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Wo sonst nur Eishockey zählt, grassiert in diesem Sommer das Fußball-Fieber. Die Frauen-WM der Superlative wirft in Kanada ihre Schatten voraus: Sondermarken zieren die Briefpost, die sechs Spielorte schmeißen Public-Viewing-Partys - und überall hängen Werbeposter mit dem Konterfei der Hoffnungsträgerinnen mit dem Ahornblatt auf dem Trikot.

Unter dem Motto "From coast to coast", von Küste zu Küste, soll zwischen Atlantik und Pazifik einen Monat lang König Fußball regieren. Die erste WM mit 24 Teams ist im flächenmäßig zweitgrößten Land der Erde aber auch eine extreme logistische Herausforderung für Organisatoren, Teams, Fans und Medienvertreter gleichermaßen.

Für Kanada ist es die große Chance, sich bei der Fifa mit einem reibungslosen Turnierablauf für weitere Aufgaben zu empfehlen - schließlich liebäugelt der Verband mit der Ausrichtung der Männer-WM 2026. Anders als das Frauen-Turnier würde diese aber sicherlich nicht auf Kunstrasen ausgetragen. Der Streit um den "zweitklassigen" Belag inklusive einer mittlerweile fallen gelassenen Klage von Top-Spielerinnen überschattete monatelang die Vorfreude auf die siebte WM-Endrunde der Frauen.

Der Euphorie in Kanada soll das keinen Abbruch tun: Mehr als 750.000 Tickets sind bereits abgesetzt, das Finale in Vancouver (5. Juli) ist ausverkauft. Insbesondere die US-Fans werden scharenweise beim Nachbarn im Norden einfallen. Die kanadischen Sportfans selbst haben ihre Begeisterungsfähigkeit bei den Winterspielen 2010 in Vancouver imposant unter Beweis gestellt. Der damals allgegenwärtige Schlachtruf "Go Canada go" ist nun der Slogan, der auch die Fußballerinnen nach Bronze bei Olympia 2012 zu neuen Großtaten beflügeln soll.

Die Erwartungen an das kanadische Team sind riesig: Wie 1999 in den USA soll das Turnier den nationalen Frauenfußball in eine neue Dimension befördern. "Es ist die große Gelegenheit, eine Generation und eine ganze Nation zu inspirieren", sagte Torhüterin Karina LeBlanc, die wie der Rest des Teams dem Eröffnungsspiel am 6. Juni in Edmonton gegen China entgegenfiebert. Superstar Christine Sinclair sagte: "Die WM ist Kanadas Chance, sich in den Frauenfußball zu verlieben."

Für die Spielerinnen, die es in der Gruppe A außerdem mit Neuseeland und den Niederlanden zu tun bekommen, geht es auch um eine rosigere Zukunft der nächsten Frauenfußball-Generation in Kanada. Denn die Nationalspielerinnen verdienen ihr Geld größtenteils im Land des Erzrivalen USA. "Ich hoffe, dass es in naher Zukunft NWSL-Teams in Kanada geben wird", sagte Sinclair, die bei den Portland Thorns mit Deutschlands Torhüterin Nadine Angerer zusammenspielt.

(sid)
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