Gegen Südafrika DFB-Frauen peilen den Gruppensieg an

Montpellier · Die Fußball-Nationalmannschaft der Frauen will bei der WM den dritten Sieg. Gegen Südafrika will sie endlich auch ihre Kritiker überzeugen.

 Lina Magull (l) und Sara Däbritz beim Training.

Lina Magull (l) und Sara Däbritz beim Training.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Es muss immer einen geben, der den mahnenden Zeigefinger hebt. Im Fall der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen hat sich Inka Grings für diese Rolle empfohlen. Die Ex-Nationalspielerin sieht die bisherigen Leistungen der deutschen Fußball-Frauen bei der Weltmeisterschaft in Frankreich jedenfalls kritisch. Zwei Siege, null Gegentore haben die Trainerin des SV Straelen noch nicht überzeugt. Die Abwehr wirke „noch nicht zu 100 Prozent eingespielt“, schrieb sie in einer Kolumne für das Nachrichtenportal „t-online“. Stärkere Gegner würden solche Unsicherheiten sicher ausnutzen. Auch die älteren Spielerinnen nimmt sie in die Verantwortung: „Lena Goeßling, Alexandra Popp, Verena Schweers: Das sind alles Spielerinnen mit internationaler Erfahrung, von denen ich ein Stück weit mehr erwarte.“ Umso bewundernswerter sei es, „wie beispielsweise Giulia Gwinn, Klara Bühl oder Lena Oberdorf vor Selbstbewusstsein strotzen und mit ihrer Frische und Dominanz glänzen“. Diese Qualität dieser jungen Spielerinnen könne in der Zukunft noch sehr wertvoll sein.

Persönlich sieht Grings derzeit vier Teams bei dem Turnier, die weiter als Deutschland sind: die USA, Frankreich, Norwegen und Australien. Im letzten Gruppenspiel gegen Südafrika am Montag in Montpellier (18 Uhr/ARD und DAZN) gehe es deswegen darum, Stabilität und Sicherheit zu gewinnen. „Denn ab dem Achtelfinale wird das Tempo anziehen – dann dürfen Fehler wie gegen China oder Spanien nicht mehr passieren“, schrieb sie.

Es ist nicht überliefert, ob Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg Kunde von den Worten von Grings bekommen hat. Sie erwägt indes personelle Änderungen für das abschließende Vorrundenspiel. „Natürlich gibt es diese Überlegungen. Wir werden viele Faktoren mit einfließen lasen. Für uns ist es mehrheitlich egal, wer startet. Weil wir den Spielerinnen, die starten, und denen, die auf der Bank sitzen, vertrauen“, sagte die 51-Jährige.

Frauen-Fußball-WM 2019: Die deutschen Spielerinnen im Porträt
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Die deutschen Spielerinnen im Porträt

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Foto: REUTERS/MICHAEL DALDER

Die Steuerung der Belastung spielt bei der Auswahl der Startelf ebenso eine Rolle wie taktische Erwägungen. Möglich ist, dass die bei den 1:0-Siegen gegen China und Spanien nicht eingesetzten Feldspielerinnen Leonie Maier, Johanna Elsig, Linda Dallmann und Turid Knaak ihre Chance bekommen. Voss-Tecklenburg will aber nicht auf ein Remis spielen, obwohl dies zum Gruppensieg genügen würde. „Ganz klar ist unser Ziel, mit drei Punkten und einem Sieg vom Platz zu gehen“, sagte sie.

Auch die Essenerin Dallmann hält nichts von Rechenspielchen. Die 24-Jährige warnte davor, den WM-Debütanten zu unterschätzen. „Das ist ein Gegner, der uns die drei Punkte nicht schenkt. Sie spielen mit viel Leidenschaft und werden alles raushauen.“ Schließlich will Südafrika die letzte Chance wahren, mit drei Zählern zu jenen vier besten Gruppendritten zu gehören, die ins Achtelfinale einziehen.

Die deutsche Mannschaft befindet sich noch keineswegs im Entspannungsmodus. Gleichwohl ist Voss-Tecklenburg darum bemüht, ihre Spielerinnen am Mittelmeer bei Laune zu halten. Am Samstagnachmittag machte die Auswahl einen Ausflug an den Strand von La Grande-Motte, 20 Kilometer außerhalb des Spielortes Montpellier. In der Beach-Bar „Paillote Bambou“ gab es (alkoholfreie) Drinks und die Fotografen durften festhalten, wie die Akteurinnen Karten spielten. Die Botschaft sollte schließlich rüberkommen: Da hat sich eine Mannschaft gefunden. Eine nicht ganz so unwichtige Erkenntnis, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass es genau daran in den vergangenen Jahren besonders gekränkelt hat.

Martina Voss-Tecklenburg weiß selbst, dass es noch ein längerer Weg ist, bis man sich ganz selbstverständlich wieder zu den Großen zählen kann. Andere Nationen haben viel investiert in den vergangenen Jahren. Dennoch: Sie hat es schon in ihrer kurzen Dienstzeit geschafft, dem Spiel wieder deutlich mehr Struktur zu geben. (mit dpa)

(mit dpa)
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