Torquote, Position und Mitspielerinnen Diskussionen um Birgit Prinz

Frankfurt (RPO). Spielführerin Birgit Prinz ist nach dem WM-Auftaktspiel gegen Kanada (2:1) in die Kritik geraten. Ein Grund ist ihre Torquote, ein anderer ihre Position. WM-OK-Chefin Steffi Jones stärkt ihr den Rücken.

Das ist Birgit Prinz
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Prinz hält nichts von der erneut aufgekommenen Diskussion über ihre zuletzt stark gesunkene Torquote in der Nationalmannschaft. "Es ist immer dieselbe Diskussion. Dabei kommt es gar nicht darauf an, wer die Tore schießt, nur dass sie eine schießt", sagte die Rekord-Nationalspielerin, die in diesem Jahr noch keinen Treffer im deutschen Trikot erzielt hat, vor dem zweiten WM-Spiel am Donnerstag in Frankfurt/Main gegen Afrikameister Nigeria (20.45 Uhr/Live-Ticker) der "Süddeutschen Zeitung".

Die 33 Jahre alte Prinz, die ihre internationale Karriere nach der WM beenden wird, definiert sich nicht mehr über ihre Treffer. "Meine Rolle ist es längst nicht mehr, ständig die Dinger reinzumachen", sagte die Angreiferin, die in ihren bisherigen 213 Länderspielen 128 Tore erzielt hat.

Allerdings hatte Prinz zuletzt auch nicht mehr 90 Minuten Zeit für einen Treffer, da sie von Bundestrainerin Silvia Neid zumeist ausgewechselt wurde. "Natürlich will ich immer ein Spiel durchspielen. Aber wenn die Trainerin etwas anderes vorhat, wird sie schon wissen warum", kommentierte Prinz ihre Rolle als Teilzeitkraft.

Jones: Kritik unangebracht

Steffi Jones hat Prinz derweil den Rücken gestärkt. "Es steht keinem zu, sie in dieser Form zu kritisieren. Sie zieht immer zwei, drei Spielerinnen auf sich. Sie ist eine fabelhafte Fußballerin", sagte Jones am Donnerstag im Morgenmagazin von ARD und ZDF. Was sie der deutschen Rekordnationalspielerin, die in diesem Jahr noch keinen Treffer im deutschen Trikot erzielt hat, raten würde? "Sie soll sich keinen Kopf machen", sagte Jones.

Der langjährige Vereinscoach des Frauenfußball-Bundesligisten 1. FFC Frankfurt, Hans-Jürgen Tritschoks, sieht das Problem bei BUndestrainerin Silvia Neid. Der 55-Jährige übt harte Kritik an der Bundestrainerin aufgrund der Mannschaftsaufstellung. Tritschoks fordert für Spielführerin Birgit Prinz eine Position hinter der Sturmspitze — und die sollte seiner Meinung nach Inka Grings sein.

Neid reagierte am Mittwochabend gelassen auf die Kritik. "Es ist schön, mal wieder was von Herrn Tritschoks zu hören. Er war ja lange nicht im Frauenfußball tätig. Es wird in den nächsten Wochen 80 Millionen Bundestrainer geben. Das ist das Schöne am Fußball, jeder kann darüber diskutieren", sagte die 47-Jährige.

Plädoyer für Inka Grings

Zuvor hatte Tritschoks sein Unverständnis für die Taktik der Bundestrainerin geäußert. "Man muss sich doch mal die Frage stellen, warum das Spiel an Birgit vorbeilief. Aber so, wie die Trainerin aufgestellt hat, war es schon von vornherein klar, dass es für sie kein gutes Spiel wird", sagte Tritschoks dem Kölner "Express".

Neid kenne doch Prinz seit über zehn Jahren. "Sie ist keine Spielerin für die Sturmspitze. Da raube ich ihr die Fähigkeiten. Birgit braucht Raum für ihr Spiel, sie muss von hinten kommend Tempo aufnehmen. Birgit hat da vorne keine Anspielmöglichkeit. Deshalb muss vor ihr auch Inka Grings von Anfang an spielen. Dann brennt es gleich vor dem Tor", sagt der Kölner Sportwissenschaftler, der mit Frankfurt dreimal Meister und zweimal Uefa-Cup-Sieger wurde.

Tritschoks würde sich von Neid wünschen, mehr an den arrivierten Spielerinnen festzuhalten. Zum Beispiel auch an Inka Grings (32), die zuletzt nur Ergänzungsspielerin war. "Inka hat eine unfassbare Torquote und schon so oft die Kohlen aus dem Feuer geholt. Nach ihrer überragenden Bundesliga-Saison hat sie jetzt mal eine Phase, in der es bei ihr vielleicht nicht optimal läuft. Aber dann nehme ich sie bei einer Heim-WM doch nicht gleich aus der Mannschaft, sondern schenke ihr erst mal Vertrauen. Ganz ehrlich: Unser Auftaktsieg hat mich nicht richtig überzeugt, da waren Teams wie die USA stärker. Aber vielleicht straft mich Frau Neid auch Lügen."

(SID/can)
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