In Duisburg gekündigt Bresonik kämpft um einen neuen Job

(RP). Die gebürtige Essenerin ist eigentlich Mittelfeldspielerin. In der deutschen Auswahl verteidigt sie auf der rechten Seite. Auch heute gegen den Afrikameister Nigeria. Im zweiten WM-Spiel kann sie Werbung für sich selbst machen, denn sie hat ihren Vertrag in Duisburg gekündigt.

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Linda Bresonik hat einen Plan. In der kommenden Saison möchte sie gerne für einen neuen Verein in der Frauen-Bundesliga spielen. Beim FCR Duisburg hat sie fristgerecht ihre Kündigung eingereicht. Nun will sie sich bei der Weltmeisterschaft einem neuen Arbeitgeber empfehlen.

Notwendig ist das vermutlich nicht mehr. In der Branche sollte bekannt sein, über welche fachlichen Qualitäten die 27 Jahre alte Groß- und Außenhandelskauffrau auf dem Rasen verfügt. Bresonik trägt das Trikot mit der Rückennummer 10. Es ist den Spielmachern in einer Mannschaft vorbehalten. In der Nationalmannschaft wird sie als rechte Verteidigerin eingesetzt. Sie ist die vielseitigste Kraft im Aufgebot von Bundestrainerin Silvia Neid — auch im zweiten Gruppenspiel der WM heute (20.45 Uhr/Live-Ticker) gegen Nigeria in Frankfurt.

Ihre technischen Fähigkeiten sind überragend. Sie ist schnell, umsichtig und in der Spieleröffnung sicher. Es gibt keine Position, auf der sie nicht spielen könnte. Das alles hätte sie eigentlich zu einem Superstar der Szene machen können. So wie es der Weltverband Fifa prognostizierte. Als Nachwuchsspielerin wurde sie mit der Brasilianerin Marta, der herausragenden Spielerin dieser Zeit, auf eine Stufe gestellt.

Bresonik konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Das lag zum Teil an gesundheitlichen Problemen, aber auch so manchem Aussetzer im sozialen Verhalten. Pech hatte sie 2003 bei der WM in den USA, als sie sich in der Vorrunde verletzte. Jenem Turnier, an dessen Ende die Deutschen zum ersten Mal den Titel gewannen. Bei Bresonik überwog der Frust, sie reiste nach der Vorrunde ab.

Im Team sorgte das für harsche Kritik. Tina Theune, die damalige Bundestrainerin, hat ihr diesen Schritt nie verziehen. Bresonik hat in jungen Jahren für einige Aufregung gesorgt. Sie hat provoziert, wo es nur ging, und wäre sie nicht mit diesem unglaublichen Talent gesegnet, sie hätte wohl nie mehr die Rückkehr auf die große Bühne geschafft. Auch in ihrem Privatleben geriet so einiges durcheinander. 2005 wurde sie von ihrer damaligen Lebensgefährtin Inka Grings verlassen, die eine Liaison mit dem früheren Bundesligatrainer Holger Fach eingegangen war. Kurz nach dem Scheitern dieser Beziehung waren plötzlich Bresonik und Fach ein Paar. Es kam zum Streit zwischen den Kolleginnen Bresonik und Grings, der von der Boulevardpresse als "Zickenkrieg im Pott" genüsslich ausgeschlachtet wurde.

Bresonik hat danach ihr Leben neu geordnet. Sie sei reifer geworden, sagt sie. Vor der WM 2007 in China wurde sie von Neid begnadigt und zurück in den Kreis der besten deutschen Spielerinnen befördert. Deutschland gewann den zweiten Titel — diesmal blieb Bresonik bis zum Schluss. Es war wohl der Wendepunkt in ihrer Karriere, danach ging es nur noch aufwärts. Sie holte mit Duisburg den Uefa-Cup, siegte im DFB-Pokal und gewann dann auch den EM-Titel in Finnland mit dem DFB-Team.

Eine Fortsetzung dieser Entwicklung ist bei dieser WM ausdrücklich erwünscht. Über ihre Karriereplanung möchte sie lieber nicht sprechen. "Ich habe Angebote, die auch vor dem Turnier schon da waren. Ich habe mir überlegt, erst einmal alles liegen zu lassen und später zu entscheiden, weil die WM jetzt einfach wichtig ist", sagt sie. "Ich bin ja jetzt auch nicht mehr die Allerjüngste und sehr heimatverbunden. Da ist es schon ein sehr überlegter Schritt." Eine erfolgreiche WM könnte sich bei den Gehaltsverhandlungen mit einem neuen Arbeitgeber durchaus auszahlen.

(RP)
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