Nationalelf So liefen die Länderspiele vor großen Turnieren

Am Freitag, 23. September, startet die deutsche Nationalmannschaft mit dem Nations-League-Spiel in die entscheidende Phase vor der WM in Katar. Für viele Spieler ist es die letzte Chance, Bundestrainer Hansi Flick davon zu überzeugen, sie für das kontinentale Turnier zu nominieren.
Wir werfen einen Blick auf die vergangenen Turniere zurück und schauen, wie sich die DFB-Elf in den letzten Länderspielen vor einer WM oder EM geschlagen hat.

Starten wir im Jahr 2006. Wenige Monate vor dem Sommermärchen in Deutschland herrschte im März noch fröstelnde Stimmung rund um die Elf von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Der Grund: Die Nationalmannschaft verlor in Florenz ein Testspiel gegen Italien sang- und klanglos mit 1:4. Der Boulevard schlug Alarm und in manchen Wohnzimmern wurde bereits geunkt, ob „Klinsi“ mit seiner Mannschaft im Sommer überhaupt die Gruppenphase überstehen würde.
Wenige Tage später folgte in Dortmund die Wiedergutmachung gegen die USA. 4:1 hieß es am Ende. Es folgten kurz vor dem WM-Start noch zwei Testspiele gegen Luxemburg (7:0) und Japan (2:2), ehe in München der Startschuss für einen der schönsten Fußball-Sommer überhaupt fiel.
Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet wieder Italien für Katerstimmung in Deutschland sorgte, als es die stark aufspielende Nationalelf im Halbfinale stoppte (2:1 n.V.).

Zwei Jahre später war alles neu: Jogi Löw beerbte seinen ehemaligen Chef als Bundestrainer und führte kurz vor dem EM-Start in Österreich und der Schweiz das Casting-Prinzip ein.
Vor den letzten beiden Testspielen gegen Belarus (2:2) und Serbien (2:1) nahm er statt den üblichen 23 gleich 26 Spieler mit ins Trainingslager, um den Konkurrenzkampf zu schüren. Letztlich schafften es weder der damalige Gladbacher Marko Marin (Foto) noch der Kölner Patrick Helmes oder der Schalker Jermaine Jones ins endgültige EM-Aufgebot.
Letzterer absolvierte später noch 69 Länderspiele für die USA.

Nach der Vize-Europameisterschaft sollte es 2010 endlich klappen mit dem Titel. Erneut durften einige Spieler kurz vor der WM in Südafrika bei Löw vorspielen. Nach dem Testspiel gegen Malta (3:0) mussten allerdings die eingesetzten Andreas Beck, Stefan Reinartz, Christian Träsch und Kevin Großkreutz die Heimreise antreten.
Bei den abschließenden Länderspielen gegen Ungarn (3:0, Foto) und Bosnien-Herzegowina (3:1) setzte Löw bereits nur noch auf jene Akteure, die später nach einem starken Turnier auf dem afrikanischen Kontinent zum zweiten Mal hintereinander Platz drei erreichten.

Löw hielt an sein Erfolgsrezept aus den vergangenen Jahren auch 2012 vor der EM in Polen und der Ukraine fest. So verhalf er unter anderem Marc-André ter Stegen (Foto) und Julian Draxler zu ihren Länderspiel-Debüts gegen die Schweiz.
Es sollte allerdings kein erfolgreicher Karrierestart in der Nationalmannschaft werden, denn die DFB-Elf verlor in Basel nach einem vogelwilden Spiel mit 3:5. Doppelt bitter: Auch für das anschließende EM-Aufgebot wurden ter Stegen und Draxler, genau wie die eingesetzten Sven Bender und Cacau nicht berücksichtigt.
Ohne das Quartett gewann die deutsche Mannschaft ihre Generalprobe gegen Israel ohne groß zu glänzen mit 2:0. Bei der EM selber war im Halbfinale gegen Italien Endstation. Unvergessen. Die oberkörperfreie Jubelpose von Italiens Angreifer Mario Balotelli.

Nach drei vergeblichen Anläufen, mit Deutschland nach 1996 endlich wieder einen Titel zu gewinnen, hatte Löw vor der WM 2014 noch ganz anderes Problem zu lösen. Da sich im Finale des DFB-Pokals mit Bayern München und Borussia Dortmund zwei Mannschaften duellierten, die die größten Blöcke der Nationalmannschaft bildeten, musste er vor dem Länderspiel gegen Polen, das wenige Tage vor dem Endspiel stattfand, improvisieren.
Und so kamen in Hamburg Spieler wie Sebastian Jung oder Oliver Sorg zum Einsatz, für die es auch ihr einziger Einsatz im DFB-Dress blieb. In der Abwehr debütierte auch ein gewisser Antonio Rüdiger (Foto), der mittlerweile zum festen Stamm der Nationalmannschaft gehört, beim WM-Triumph in Brasilien aber ebenso nicht dabei war, wie Marco Reus, der sich im letzten Testspiel vor dem WM-Start gegen Armenien (6:1) schwer verletzte.

Als amtierender Weltmeister war die Nationalelf, die mittlerweile als „die Mannschaft“ firmierte, natürlich auch bei der nächsten Europameisterschaft in Frankreich Titelfavorit. Vor dem Turnier war davon allerdings nicht zu spüren.
Erst verloren die Deutschen im Dauerregen von Augsburg ihren vorletzten Test gegen die Slowakei mit 1:3, dann mühten sich die Weltmeister ein paar Tage später in Gelsenkirchen zu einem 2:0 gegen Ungarn. Julian Brandt (Foto) und Sebastian Rudy gehörten da schon nicht mehr zum Kader.
Ohne das Duo spielte die DFB-Elf dann doch ein sehr ansprechendes Turnier und musste sich erst im Halbfinale dem Gastgeber Frankreich geschlagen geben.

Doch bereits während des Turniers im Nachbarland beschlich einen das Gefühl, dass diese Nationalmannschaft über ihren Zenit hinaus ist, daran änderte auch der Erfolg beim Confed-Cup 2017 nichts.
Denn von den vier Länderspielen vor der WM 2018 in Russland gewannen die Deutschen nur eins (2:1 gegen Saudi-Arabien), zwei gingen verloren (0:1 gegen Brasilien und 1:2 gegen Österreich) und eins endete Remis (1:1 gegen Spanien).
Anschließend sorgten die Nicht-Nominierungen für Sandro Wagner (Foto) und Leroy Sané für Unruhe. Ersterer trat daraufhin aus der Nationalmannschaft zurück. Löw vertraute auf sein altbewährtes Personal – und wurde mit dem Aus in der Gruppenphase bitter enttäuscht. Das schleichende Ende der Ära Löw nahm nun Fahrt auf.

Zwei Jahre später musste Löw seine Mission „Wiedergutmachung“ allerdings verschieben. Der Ausbruch des Corona-Virus in Europa 2020 verhinderte zunächst die Ausrichtung der paneuropäischen EM.
Erst ein Jahr darauf konnte das Turnier schließlich über die Bühne gehen – mit einigen Änderungen. So durfte der Bundestrainer aufgrund der besonderen coronabedingten Situation erstmals einen Kader von 26 Spielern für die Europameisterschaft nominieren, um mögliche Corona-Ausfälle aufzufangen.
Zudem kehrten in Thomas Müller und Mats Hummels (Foto) zwei Routiniers ins Aufgebot zurück, die Löw 2019 noch aussortiert hatte. Der Erfolg sollte sich trotzdem nicht einstellen. Nach den Tests gegen Dänemark (1:1) und Lettland (7:1) schied die Nationalmannschaft während des Turniers im Achtelfinale gegen England aus (0:2).

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