„So kommen wir nicht weit“ DFB-Frauen nach Brasilien-Niederlage nachdenklich

Nürnberg · Wie schon das 1:0 in den Niederlanden ist auch das 1:2 gegen Brasilien ein schmeichelhaftes Ergebnis für die DFB-Frauen. Vor der WM wartet noch viel Arbeit auf die Bundestrainerin.

 Die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg steht am Spielfeldrand.

Die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg steht am Spielfeldrand.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Mit deutlicher Selbstkritik haben die Fußballerinnen und Martina Voss-Tecklenburg auf die Lehrstunde gegen Brasilien reagiert. Die Bundestrainerin räumte am Dienstagabend in Nürnberg 100 Tage vor dem Anpfiff der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland ein: „Wir sind gewarnt, dass wir Spiele auf dem Niveau nicht mit 80, 90 Prozent gewinnen.“ Die 55-Jährige musste nach dem 1:2 (0:2) gegen die deutlich überlegenen Südamerikameisterinnen erst einmal tief durchatmen und wollte sich eine Aufzeichnung der Partie „in Ruhe anschauen“, bevor sie ins Detail ging.

„Wenn wir so spielen, kommen wir bei der WM nicht weit“, sagte Mittelfeld-Abräumerin Lena Oberdorf klipp und klar. Dabei hing im Max-Morlock-Stadion ein vielversprechendes rotes Spruchband quer über der Gegentribüne: „Ein neues Ziel - eine große Chance - auf zur WM 2023 nach Australien.“ Bei der WM könnte das deutsche Team bereits im Achtelfinale Brasilien wiedersehen.

Im Testspiel vor 32.587 Zuschauern kassierten die Vize-Europameisterinnen frühe Gegentore durch Tamires (11. Minute) und Ari Borges (37.). Gegen die spielfreudige und robuste Seleção kam der Treffer von Oberdorfs Wolfsburger Club-Kollegin Jule Brand (90.+2) zu spät. „Wir sind ganz, ganz schlecht ins Spiel gekommen“, sagte Voss-Tecklenburg und bemängelte vor allem die mangelnde Widerstandsfähigkeit ihrer Akteurinnen.

Immerhin feierte Mittelfeldspielerin Melanie Leupolz vom FC Chelsea nur ein halbes Jahr nach der Geburt ihres Sohnes ein gelungenes Comeback im DFB-Trikot. Die ebenfalls eingewechselte frühere Kapitänin Dzsenifer Marozsan von Olympique Lyon wurde vor ihrem 112. Länderspiel und auf einer Ehrenrunde nach dem Schlusspfiff aus dem Nationalteam verabschiedet. Nach einem Kreuzbandriss im vergangenen Jahr ist das Knie der 30-Jährigen nicht mehr so belastbar, deshalb hatte sie ihren Rücktritt aus dem Nationalteam angekündigt.

Die aktuelle Spielführerin Alexandra Popp musste wegen einer Fußverletzung zur Pause in der Kabine bleiben und sparte ebenfalls nicht an Kritik. „Wir wissen natürlich schon, dass es mit der Art und Weise, wie wir heute gespielt haben, bei der Weltmeisterschaft nicht reichen wird“, sagte der EM-Star aus Wolfsburg. „Natürlich sind wir jetzt erst mal enttäuscht. Die zwei Länderspiele haben uns schon vieles aufgezeigt“, sagte Bayern-Spielerin Sydney Lohmann. Brasilien habe auch gezeigt, „mit was für einer Härte wir rechnen können bei der WM“.

Beim Turnier vom 20. Juli bis 20. August trifft Deutschland in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea. Davor stehen noch zwei Trainingslager in Herzogenaurach mit jeweils einem Heim-Länderspiel im Juni und Juli an.

(dpa/stja)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort