Auf Island zählt nur ein Sieg DFB-Frauen rüstet sich für stürmische Zeiten

Grassau · Die deutschen Fußballerinnen müssen auf Island gewinnen, um das direkte WM-Ticket aus eigener Kraft zu holen. Bundestrainer Horst Hrubesch lässt in der Vorbereitung in Grassau keinerlei Zweifel aufkommen.

 Bundestrainer Horst Hrubesch mit Mandy Islacker (l) und Kristin Demann.

Bundestrainer Horst Hrubesch mit Mandy Islacker (l) und Kristin Demann.

Foto: dpa/Sasa Pahic Szabo

Selbst die grauen Wolken und den Dauerregen deutete Horst Hrubesch als gutes Omen für seine heikle Mission. "Das Wetter ist ja ideal hier, das ist genau das, was uns in Island erwartet", sagte der Bundestrainer der Frauenfußball-Nationalmannschaft beim Blick aus dem Fenster des Golf Resorts Achental in Grassau.

Vor dem heißen Tanz auf der Insel aus Feuer und Eis am Samstag (16.55 Uhr/ZDF) ist in der Abgeschiedenheit an den Chiemgauer Alpen kaum etwas von einer Ausnahmesituation zu spüren. "Es geht darum, dieses Spiel zu gewinnen, und das werden wir tun", gab Hrubesch am Donnerstag vor einer Handvoll Reportern zu Protokoll. Und überhaupt: "Angst macht keinen Sinn."

Dabei ist die Ausgangslage für die Auswahl des ohnehin schwer kriselnden Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ja durchaus prekär. Wegen der historischen 2:3-Pleite im Hinspiel im Oktober noch unter Steffi Jones muss der Olympiasieger gewinnen, um aus eigener Kraft das Ticket für die Endrunde 2019 in Frankreich zu sichern.

Denn mit 15 Punkten liegt Deutschland in der Gruppe 5 vor den letzten Spielen auf Island und den Färöern drei Tage später mit einem Zähler hinter den Isländerinnen auf Rang zwei. Lediglich die Gruppensieger qualifizieren sich direkt, und nur die vier besten Gruppenzweiten spielen in Play-offs im Oktober und November den letzten europäischen Teilnehmer aus.

Um diese Nervenspiele unbedingt zu vermeiden, bereitet sich der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister seit Dienstag in aller Konzentration vor. Am Freitagvormittag macht sich der Tross dann von Salzburg aus auf die Reise nach Reykjavik.

Dort erwartet die DFB-Auswahl nicht nur ungemütliches Wetter, sondern auch ein Hexenkessel. Das 15.000 Zuschauer fassende Nationalstadion Laugardalsvöllur ist zum ersten Mal bei einem Heimspiel des Frauen-Nationalteams ausverkauft. Wie jüngst die männlichen Kollegen können die Isländerinnen mit der erstmaligen WM-Teilnahme Geschichte schreiben.

"Wir sind sehr gut auf alles eingestellt", versicherte Kristin Demann. Hrubesch scheint für diese im deutschen Frauenfußball so ungewohnt angespannte Situation genau der richtige Mann zu sein. "Seine Ruhe strahlt auf uns ab", so die Innenverteidigerin von Bayern München.

Personell kann der mit drei Siegen gestartete Hrubesch bei diesem Unterfangen nicht aus dem Vollen schöpfen. So fehlt unter anderem Kapitänin Dzsenifer Marozsan (Lungenembolie), in der Abwehr fällt Babett Peter verletzt aus - ihre Wolfsburger Teamkollegin Lena Goeßling (101 Länderspiele) ist damit die Erfahrenste im Kader. Laut Hrubesch ist das kein Problem: "Die Mannschaft funktioniert zu 100 Prozent. Das können wir auffangen."

Läuft aus deutscher Sicht alles nach Plan, übergibt der 67-Jährige seine "Mädels" Mitte September dann an Martina Voss-Tecklenburg, die derzeit noch mit der Schweiz in der WM-Qualifikation steckt. Müsste Deutschland nachsitzen, bringt der Europameister von 1980 seine Aufgabe noch zu Ende, bevor er am 31. Dezember in den wohlverdienten Ruhestand geht.

(ako/sid)
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