Frauen-Nationalmannschaft Rekordhalter Hrubesch nervt nur der Zuschauerschwund

Essen · Der neue Startrekordhalter Horst Hrubesch geriet nach dem 3:1 im Test gegen Österreich ins Schwärmen. Doch der Zuschauerschwund bereitet dem Kultcoach Kummer.

 Zufrieden mit seiner Mannschaft: Frauen-Nationaltrainer Horst Hrubesch

Zufrieden mit seiner Mannschaft: Frauen-Nationaltrainer Horst Hrubesch

Foto: dpa/Sasa Pahic Szabo

Seinen Eintrag in die Frauenfußball-Geschichtsbücher nahm Horst Hrubesch gewohnt lässig zur Kenntnis. "Mein Co-Trainer sagte eben: 'Chef, jetzt bist du Rekordhalter.' Ich dachte nur, was habe ich jetzt wieder gemacht?", sagte der Interimsbundestrainer nach dem 3:1 (1:1) im WM-Test gegen Österreich.

Ganz einfach: Mit dem sechsten Sieg im sechsten Spiel verbesserte der Kultcoach an alter Wirkungsstätte in Essen den Startrekord von Ex-Bundestrainerin Silvia Neid von fünf Siegen im Jahr 2005. Für den Europameister von 1980 nur eine Randnotiz. "Das interessiert mich eigentlich nicht. Wenn ich auf dem Platz stehe und grinse, das sagt doch alles."

Grinsend applaudierte Hrubesch schon vor dem Abpfiff. Trotz Personal-Experimenten dominierten die spielfreudigen Olympiasiegerinnen zum Auftakt der Vorbereitung auf die WM in Frankreich (7. Juni bis 7. Juli 2019) den EM-Halbfinalisten. "Es macht einfach Spaß, wie sie das spielen", lobte der zufriedene Hrubesch. Alexandra Popp befand: "Wir sind auf dem richtigen Weg."

Horst Hrubesch – Kopfballungeheuer und Trainer-Phänomen
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Die von Hrubesch als "unverzichtbar" bezeichnete Kapitänin (8.) sowie die beiden Essenerinnen Linda Dallmann (56.) und Lea Schüller (84.) münzten die Überlegenheit in Tore um. Hoffenheims Nicole Billa (34.) nutzte einen Ballverlust von Sara Däbritz zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

Der war für Hrubesch einfacher zu verschmerzen als das Manko, dass wieder einige Großchancen ungenutzt blieben. Was den 67-Jährigen nach über sechs Monaten im Amt aber offenbar am meisten wurmte: Nur 3569 Fans kamen ins Stadion an der Hafenstraße.

"Dieses Team hat mehr Zuschauer verdient", monierte Hrubesch: "Man muss sich Gedanken machen, wie wir das besser vermarkten." Der alarmierende Zuschauerschwund bei Heimspielen des zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameisters ist schließlich ein anhaltendes Phänomen, nicht nur bei problematischen Anstoßzeiten am frühen Samstagnachmittag.

Das Team macht mit der aufsteigenden Formkurve unter dem Steffi-Jones-Nachfolger Hrubesch jedenfalls wieder Werbung für sich. "Da geht noch mehr. Aber wenn sie eingespielt ist, hat diese Mannschaft alle Chancen bei der WM", sagte das einstige Kopfball-Ungeheuer.

Bevor Hrubesch zum Jahresende in den Ruhestand geht, kann er seinen Startrekord bei den Heim-Länderspielen gegen Italien und Spanien (10. und 13. November) in Osnabrück und Erfurt wohl noch ausbauen. Da die künftige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg noch mit den Schweizerinnen in den WM-Play-offs steckt, ist der exakte Zeitpunkt der Staffelübergabe derzeit offen.

(lt/sid)
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