Frauenfußball-Champions-League Marozsans emotionales Endspiel in Budapest

Budapest · Die Bundesligisten sind beim Champions-League-Finale der Frauen diesmal außen vor, doch für Dzsenifer Marozsan geht in Budapest ein Traum in Erfüllung.

 Dzsenifer Maroszan im Trikot der Nationalmannschaft. (Archiv)

Dzsenifer Maroszan im Trikot der Nationalmannschaft. (Archiv)

Foto: dpa/Jan Woitas

Dzsenifer Marozsan hat schon viele große Spiele erlebt - doch dieses Champions-League-Finale hat für die deutsche Nationalspielerin eine extrem emotionale Note. "Es ist sehr besonders für mich", sagte die 27-Jährige dem SID, "fast meine ganze Familie wird vor Ort sein."

Denn das Endspiel um den Henkelpokal findet im Ferencvaros-Stadion in Budapest statt, Marozsans Geburtsstadt. Dort kämpft die Spielmacherin am Samstag (18.00 Uhr/sport1.de) mit dem Seriensieger Olympique Lyon gegen den FC Barcelona um Europas Krone.

"Ich erwarte ein richtig gutes Spiel auf einem technisch sehr hohen Niveau", sagte Marozsan. Sie stellt sich auf ein enges Duell mit dem spanischen Vizemeister ein: "Barcelona ist eine sehr ballsichere Mannschaft, mit vielen starken individuellen Spielerinnen. Kleinigkeiten werden die Partie entscheiden."

Doch Lyon, das Maß aller Dinge im europäischen Fußball, ist klarer Favorit. Zum achten Mal in den vergangenen zehn Jahren steht der Klub im Endspiel, der Rekordchampion greift nach dem vierten Triumph in Serie, dem sechsten insgesamt. Es winkt das Triple: Die Übermannschaft holte zum 13. Mal nacheinander die Meisterschaft, dazu zum zehnten Mal den Coupe de France.

Die beiden Finalisten sind im übrigen auch dafür verantwortlich, dass bei der 18. Auflage erst zum vierten Mal keine deutsche Mannschaft im Europacup-Endspiel steht. Im Viertelfinale beendete "OL" die Titelträume des deutschen Doublegewinners VfL Wolfsburg, Bayern München schied eine Runde später gegen die Katalaninnen aus, die als erster spanischer Klub überhaupt das Finale erreichten.

Marozsan, die mit Nationalspielerin Carolin Simon und Ersatztorhüterin Lisa Weiß das deutsche Trio in Lyon bildet, agiert als Regisseurin des Starensembles in Topform. Nach einer beidseitigen Lungenembolie im vergangenen Sommer, ausgelöst durch die Einnahme der Anti-Baby-Pille, ist das alles andere als eine Selbstverständlichkeit für die Olympiasiegerin.

"Ich bin auch sehr froh, dass es mir gesundheitlich wieder gut geht", sagte die begnadete Technikerin. Der Lohn nach der schwierigen Zwangspause: Erneut wurde sie als beste Spielerin der Saison ausgezeichnet, in 26 Pflichtspielen erzielte "Maro" 13 Tore.

Nicht nur für die 89-malige Nationalspielerin soll dieses Endspiel vor rund 22.000 Zuschauern der nächste Meilenstein werden. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat das Frauen-Finale bewusst aus dem Schatten der Männer geholt, bei denen erst am 1. Juni in Madrid der FC Liverpool und Tottenham Hotspur um den Henkelpott kämpfen.

Als Uefa-Abteilungsleiterin Frauenfußball treibt Nadine Keßler eine große Vision voran. "Jedes Mädchen verdient einen Platz im Fußball; jede Spitzenspielerin hat es verdient, nach den Sternen zu greifen", lautet das Credo der früheren Weltfußballerin. Das Timing passt: In drei Wochen versammelt sich die Weltelite schließlich zur Frauen-WM in Frankreich (7. Juni bis 7. Juli).

(ako/sid)
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