Wiedergutmachung für Heim-WM 2011 Frauen-Team will EM-Titel verteidigen

Düsseldorf · Die deutschen Fußballerinnen stehen seit 1995 ununterbrochen bei Europameisterschaften an der Spitze. Doch seit dem frühen Aus bei der Heim-WM vor zwei Jahren ist das Selbstvertrauen der DFB-Auswahl schwer erschüttert.

Genauso stellt man sich das Schweden aus der kunterbunten Welt von Ikea vor. Rot angestrichene Holzhäuser umgeben von Wäldern und Seen. Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft hat ihr Quartier für die heute beginnende Europameisterschaft (bis 18. Juli) in der südschwedischen Universitätsstadt Växjö bezogen. Die 48-köpfige Reisegruppe des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) trifft morgen (20.30 Uhr/ZDF) zum Auftakt in der Gruppe B auf die Niederlande.

In der idyllischen Umgebung will die DFB-Delegation endgültig das bei der Heim-WM vor zwei Jahren erlittene Trauma verarbeiten. Das Aus bereits im Achtelfinale gegen den späteren Weltmeister Japan war für die erfolgsverwöhnte Auswahl ein herber Schlag. "Das war damals eine sehr große Enttäuschung, aber wir haben schnell versucht, den Schalter wieder umzulegen", sagt DFB-Teammanagerin Doris Fitschen im Gespräch mit dieser Zeitung. "Wir haben alles ganz genau analysiert und versucht, die richtigen Lehren daraus zu ziehen. Das Leben geht auch nach Niederlagen weiter. Am Ende geht es nur um Sport."

Die deutschen Fußballerinnen haben sieben von bisher zehn EM-Titeln geholt. Seit 1995 thronen sie ununterbrochen an der Spitze beim kontinentalen Wettstreit. Von erdrückender Dominanz will Fitschen allerdings nichts wissen. "Die Leistungsdichte hat sich sehr, sehr positiv entwickelt. Für uns ist das alles ganz gewiss kein Selbstläufer. Bei der letzten EM lagen wir im Halbfinale gegen Norwegen zur Halbzeit hinten." Das Finale gewann Deutschland gegen England dann aber wieder standesgemäß 6:2. Dementsprechend deutlich werden die Ziele für die aktuelle Auflage des Wettbewerbs formuliert. "Das große Ziel ist wieder der Titel", befindet Fitschen. "Aber wir sind nicht die Einzigen, die diesen Wunsch haben. Wir haben eine junge Mannschaft mit verdammt viel Potenzial. Man wird sehen, wie sie sich auf dieser Bühne präsentieren. Da ist alles möglich. Das ist eine absolute Wundertüte." Der Altersschnitt liegt bei 22,5 Jahren.

Zu den Neuen im Team zählt Leonie Maier. Der 20-jährigen Verteidigerin in Diensten des FC Bayern München traut Fitschen eine besonders tragende Rolle beim Turnier zu: "Sie ist ein toller Typ, strahlt extrem viel Sicherheit aus." Dazu gesellt sich das bewährte Personal. Der Star des Teams ist Célia Okoyino da Mbabi. Die Angreiferin (25/Frankfurt) war in der Qualifikation mit 17 Treffern beste Schützin. Sie sagt: "Wir wollen den Titel holen. Wir können es schaffen, wenn jeder sein Bestmögliches gibt. Es kann ein Bilderbuch-Sommer werden."

ARD, ZDF und Eurosport berichten zur besten Sendezeit von der EM. So viel Aufmerksamkeit bekommt Frauenfußball außerhalb von solchen Großereignissen sonst nicht. Nach dem Hype um die Heim-WM ist alles wieder auf Normalmaß geschrumpft. "Wir führen weiter intensive Gespräche mit den Sendern gerade wegen der Berichterstattung über die Frauen-Bundesliga", sagt Fitschen. "Aber wir müssen realistisch bleiben — der Markt ist hart umkämpft."

(RP)
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