EM als Impuls, Strategie bis 2027 DFB will Frauenfußball-Boom auch in Deutschland entfachen

Die EM steht vor der Tür, Frauenfußball boomt, nur in Deutschland nicht. Die DFB-Strategie „Frauen im Fußball“ soll das ändern. Viel hängt aber auch am Abschneiden bei der EM in England ab.

  Doris Fitschen, DFB-Koordinatorin Strategie Frauen im Fußball.

Doris Fitschen, DFB-Koordinatorin Strategie Frauen im Fußball.

Foto: dpa/Matthias Balk

Bernd Neuendorf unterbricht für die Frauen-EM sogar seinen Urlaub. Der DFB-Präsident unterstützt die deutschen Fußballerinnen beim kniffligen Auftakt gegen Dänemark am Freitag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) vor Ort in London-Brentford - es ist als Signal zu verstehen: Auch Frauenfußball ist Chefsache.

Für den bitter nötigen Aufschwung kann und soll natürlich nicht der Verbandsboss allein sorgen. Dafür hat der Deutsche Fußball-Bund eine Zukunftsstrategie entwickelt, die den Sinneswandel antreiben soll. „Wir müssen jetzt richtig Gas geben, um etwas nachzuholen und voranzukommen“, sagte Doris Fitschen, DFB-Koordinatorin Strategie Frauen im Fußball, bei einem Pressegespräch.

Beim DFB heißt es nach jahrelanger Stagnation nun: „Frauen im Fußball - Fast Forward 27“, Vorspulen also. Bis zum Jahr 2027 verfolgt der Verband unter diesem Titel übergreifend vier Ziele: Mehr internationale Erfolge, mehr aktive Spielerinnen, mehr Sichtbarkeit und eine Frauenquote von 30 Prozent in DFB-Gremien und hauptamtlichen Führungsebenen.

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Der DFB-Kader für die Frauen-EM 2022

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Die einstige Frauenfußball-Großmacht wurde schließlich nach zwei WM- und acht EM-Titeln sowie Olympiagold 2016 von vielen Nationen überholt. EM-Ausrichter England etwa befeuerte aus dem Verband heraus einen wahren Boom, der bei der EURO zu erleben sein wird - ausverkaufte Fußball-Tempel und Zuschauerrekorde inklusive.

In Deutschland lief der Hype um die sportlich missglückten Heim-WM 2011 ins Leere. Die Bundesliga-Zuschauerzahlen liegen unter 1000 pro Spiel, dazu gibt es „alarmierende“ Zahlen (Neuendorf) im weiblichen Nachwuchs. Auch hier hofft der DFB-Boss auf einen Turniereffekt: „Von der EM in England werden wir sehen, dass ein Impuls ausgeht. Ich glaube, dass ein bisschen davon überschwappt.“

Um die Zahl aktiver Spielerinnen oder Trainerinnen um 25 Prozent zu erhöhen, sollen schon im Kindesalter mehr Mädchen für Fußball begeistert und der Zugang erleichtert werden. Zu einer besseren Sichtbarkeit als attraktives Produkt gehören eine eigenständige Vermarktung und ganz neue Wege wie die DFB-Frauen-Dokuserie „Born for this“, die am Mittwoch veröffentlicht wird.

Dazu sind sogenannte „Highlightspiele“ in großen Stadien geplant - zuletzt spielte das DFB-Team seine EM-Generalprobe gegen die Schweiz vor rund 6000 Fans in Erfurt. Um mehr Frauen in den Verbandsgremien zu etablieren, gelte es weiter, die Vorteile von Vielfalt aufzuzeigen und so die Kultur zu verändern.

„Es gibt nicht die eine Maßnahme, die Erfolg bringt. Durch die Summe der Maßnahmen und die Veränderung in den Köpfen, bin ich davon überzeugt, dass die Strategie Erfolg haben wird“, betonte die frühere Nationalspielerin Fitschen.

Dabei könnte ein Zuschlag für die WM 2027 gemeinsam mit den Niederlanden und Belgien ebenso helfen wie ein erfolgreiches Abschneiden jetzt bei der Europameisterschaft (6. bis 31. Juli). „Wir wollen mit der EM ein richtig fettes Ausrufezeichen setzen“, sagte DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch.

(ako/sid)
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