0:1 gegen Norwegen DFB-Frauen kassieren erste EM-Pleite seit 1993

Die historische Niederlage trieb Silvia Neid tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. "Die erste Halbzeit war unterirdisch", sagte die Bundestrainerin nach dem 0:1 (0:1) der deutschen Fußballerinnen im letzten EM-Gruppenspiel gegen Norwegen nachdenklich und sparte zum Abschluss einer ernüchternden Vorrunde nicht mit Kritik: "Alles war viel zu träge, ideenlos."

Frauen-EM 2013: Deutschland - Norwegen 0:1
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Nach ihren ersten deutlichen Worten am ARD-Mikrofon versammelte Neid ihren kompletten Trainerstab und Managerin Doris Fitschen an der Seitenlinie. Die Chefetage hielt noch im Innenraum der Kalmar-Arena minutenlang Kriegsrat und suchte nach Ansätzen, wie nach dem verpassten Gruppensieg im Viertelfinale am Sonntag gegen Italien noch die Wende zum Guten gelingen könnte.

Klar ist: Nach der Niederlage gegen die Norwegerinnen, die ebenfalls bereits für die Runde der letzten Acht qualifiziert waren, geht der Rekordtitelträger nicht als Favorit in die K.o.-Phase. "Wir haben um das Tor gebettelt. So haben wir gegen die Italienerinnen keine Chance", sagte Saskia Bartusiak.

"Das ist zu wenig"

Neid gab der Auftritt ihres Teams Rätsel auf: "Wenn eine Spielerin den Ball hatte, wollte höchstens eine andere den Ball haben. Das ist zu wenig für einen Gegner wie Norwegen. In der zweiten Halbzeit haben sie sich viel besser bewegt, viel mehr Tempo gezeigt. Mir hat das gezeigt, dass sie es eigentlich können, es aber in der ersten Halbzeit nicht abgeruft haben - die Frage ist, wieso?"

Ingvild Isaksen (45.+1) hatte mit dem einzigen Treffer des Tages die historische Niederlage der DFB-Elf perfekt gemacht. Es war die erste EM-Pleite der Deutschen seit mehr als 20 Jahren (1:3 gegen Dänemark am 3. Juli 1993) und 28 Spielen ohne Niederlage in Folge. "Das war mir nicht klar, ist mir aber ehrlich gesagt auch egal", sagte Neid: "Alles geht einmal zu Ende."

Zum ersten Mal seit 16 Jahren beendete die Auswahl eine EM-Vorrunde nicht als Gruppensieger. Durch die Niederlage steht zudem ein Umzug an: Es geht vom zweiten EM-Quartier auf der Ostsee-Insel Öland zurück in den ersten Endrunden-Standort nach Växjö.

Vor 10.346 Zuschauern in der ausverkauften Arena in Kalmar hatte die deutsche Mannschaft, die von Neid aufgrund der personellen Probleme auf 23,5 Jahre im Durchschnitt verjüngt werden musste, schon nach vier Minuten Glück. Bei einem Freistoß von Emilie Haavi reagierte Torhüterin Nadine Angerer stark.

Im Anschluss übernahm der zweimalige Weltmeister, bei dem die gelbgesperrte Jennifer Cramer und Lena Goeßling (grippaler Infekt) fehlten, das Kommando. Die Norwegerinnen, die sechs Stammkräfte schonten, lauerten auf Konter. Trotz der Feldüberlegenheit konnte sich das Team Neids kaum Chancen erarbeiten. Lediglich Torjägerin Celia Okoyino da Mbabi sorgte für einen Hauch von Gefahr (13.)

Der deutschen Mannschaft, die in den ersten beiden Endrundenspielen ein Remis (0:0 gegen die Niederlande) und einen Sieg (3:0 gegen Island) geholt hatte, fehlte zu oft die Genauigkeit im Aufbauspiel. Dazu kamen zahlreiche technische Fehler auf beiden Seiten, die das Spiel über weite Strecken zu einem Langweiler machten.

0:1 kurz vor der Pause

Dem Spiel der Deutschen, die im Fall des Titelgewinns die EM-Rekordprämie in Höhe von 22.500 Euro pro Spielerin kassieren würden, fehlte Mitte der ersten Hälfte immer noch das Tempo. Besser wurde es nach einer halben Stunde. Erst landete ein Schuss Saskia Bartusiaks von der Mittellinie an der Latte (29.), wenige Sekunden später traf Luisa Wensing per Kopf die Querstange. Dennoch landete der Ball in der Nachspielzeit im deutschen Tor. Beim abgefälschten Schuss von Isaksen war Angerer machtlos.

Nach dem Seitenwechsel war das DFB-Team um den Ausgleich bemüht, die Qualität dieser Bemühungen ließ aber trott gesteigerten Tempos weiter zu wünschen übrig. Stattdessen hatte Caroline Hansen die Möglichkeit zum zweiten norwegischen Treffer (66.).

(sid)
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