Bundestrainerin wird 50 Jahre alt Kein "Happy Birthday" am Telefon für Silvia Neid

Frankfurt/main · Bundestrainerin Silvia Neid vollendet am Freitag ihr 50. Lebensjahr. Das Geburtstagskind war an allen zehn deutschen Titeln beteiligt.

 Frauen-Bundestrainerin Silvia Neid feiert ihren 50. Geburtstag im Urlaub.

Frauen-Bundestrainerin Silvia Neid feiert ihren 50. Geburtstag im Urlaub.

Foto: dpa, ua nic

Wer Silvia Neid in diesen Tagen per Telefon gratulieren möchte, muss mit der Mailbox vorliebnehmen. "Ihr braucht mich gar nicht anzurufen. Ich bin vom 19. April bis zum 3. Mai im Urlaub — und in der Zeit ist das Handy aus", sagte die Fußball-Bundestrainerin, die am Freitag (2.Mai) ihr 50. Lebensjahr vollendet, nach dem zurückliegenden WM-Qualifikationsspiel gegen Slowenien (4:0).

Glückwünsche werden von der 111-maligen Nationalspielerin, die an jedem der acht EM- und zwei WM-Titel für Deutschland als Spielerin, Co- oder Cheftrainerin beteiligt war, also erst wieder ab Montag angenommen. Dann trifft sich die Nationalmannschaft zum anstehenden Qualifikationsspiel am 8. Mai in Osnabrück gegen die Slowakei (17 Uhr/ZDF).

"Ich freue mich, das zu erreichen. Ich bin froh, dass ich 50 werden darf. Es gibt ganz viele Menschen, die gar nicht so alt werden dürfen wie ich", äußerte Neid, die keine Angst vor dem Alter hat, vor ein paar Wochen: "Ich bin einfach froh, dass ich gesund bin und Spaß habe. Und ich hoffe, dass ich noch ein paar gesunde Jahre vor mir habe."

Dass Neid an ihrem runden Geburtstag noch Spaß mit der deutschen Auswahl hat, hätten viele Beobachter vor knapp drei Jahren nicht für möglich gehalten. Nach dem bitteren Viertelfinal-K.o. bei der missratenen Heim-WM gegen Japan (0:1 n.V.) war die Blondine schwer angezählt. Ein Rauswurf oder ein Rücktritt lagen trotz des Vertrages bis 2016 beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) in der Luft.

Neid gesteht beim Blick zurück selbst ein, dass die Lebenserfahrung nach dem WM-Aus und die folgende Kritik besonders "schmerzhaft" waren. Dabei hätte die gebürtige Walldürnerin damals alles viel einfacher haben können. Fehler - wie den wenig souveränen Umgang mit der außer Form geratenen Birgit Prinz - rasch und öffentlich einzugestehen, wäre der richtige Weg gewesen.

So hätte Neids Status als Erfolgstrainerin weitaus weniger Schaden genommen. Wäre Neid damals souveräner aufgetreten, hätte ihr trotz des Scheiterns niemand an den Karren fahren können. Schließlich hatte die zweimalige Welttrainerin in den Jahren zuvor kein einziges Endrunden-Spiel verloren und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen WM- sowie einen EM-Titel beschert.

Seit der EM-Endrunde im vergangenen Jahr in Schweden macht die Trainerin allerdings den Eindruck, dass sie aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Neid, die ohne sechs Stammkräfte den Titel holte, scheint ihre innere Balance gefunden zu haben. Die Arbeit mit der jungen Mannschaft bereitet der Trainerin, die 1995 ein Playboy-Angebot für Nacktaufnahmen ablehnte, offenkundig viel Freude.

Und es weht mittlerweile auch ein anderer Wind im persönlichen Umgang mit ihren Schützlingen. Noch 2011 durften nur die Alteingesessenen im Team die Chefin duzen - heute ist das sogar den Frischlingen erlaubt.

Dabei hat sich der Mensch Silvia Neid angeblich kaum verändert. So sieht es jedenfalls die engste Mitarbeiterin der Bundesverdienstkreuz-Trägerin, nach deren Ebenbild sogar eine Barbie-Puppe gestaltet wurde.

"Sie kann sich immer noch aufregen, man kann sich auch mal streiten, das macht auch Spaß", verriet Co-Trainerin Ulrike Ballweg, die aber auch sagt: "Wir sind alle älter geworden, haben Lebenserfahrung gesammelt."

(sid)
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