Mordsrespekt vor den Schwedinnen Frauen-WM: Ungeliebte Favoritenrolle

Carson (rpo). Keine Personalprobleme, einige Topstars des Turniers, die Spitzenposition in der Weltrangliste und eine eindrucksvolle WM-Serie: Die deutschen Frauen sind im WM-Finale am Sonntag eindeutig Favorit. Und dennoch ist die Anspannung im deutschen Lager kaum noch zu ertragen.

DFB-Frauen entzaubern Titelverteidiger USA
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DFB-Frauen entzaubern Titelverteidiger USA

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Foto: AP

Für die deutschen Fußball-Frauen gibt sogar Sepp Blatter vor dem Finale der WM in den USA seine obligatorische Neutralität auf. "Das deutsche Team hat sein Spiel gut weitertentwickelt und spielt den besten Fußball. Und wer den besten Fußball spielt, hat auch den WM-Titel verdient", erklärte der Präsident des Weltverbandes Fifa im Vorfeld des Endspiels zwischen Deutschland und Schweden am Sonntag (19.00 Uhr MESZ/live in der ARD) in Carson.

Nr. 1 der Weltrangliste

Blatters Lob ist für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht der einzige Ansporn von außen: Unabhängig vom Ausgang des Finales nämlich lösen Birgit Prinz und Co. in der kommenden Weltrangliste den noch amtierenden Weltmeister USA als Nummer eins ab. "Das wird uns für Sonntag noch einmal zusätzlich motivieren", meinte DFB-Trainerin Tina Theune-Meyer zu der Nachricht aus dem Fifa-Hauptquartier in Zürich.

Ihre Konzentration allerdings kreiste natürlich ausschließlich um das Duell mit Schweden. Voraussichtlich wird Theune-Meyer der Elf, die im Halbfinale den Titelverteidiger und Gastgeber USA mit 3: 0 aus dem Turnier kickte, das Vertrauen schenken. "Alle sind fit, wir gehen ohne Personalprobleme in Endspiel", lautete ihre erfreuliche Wasserstandsmeldung nach dem ersten und einzigen Training im Home Depot Center von Carson. Die Entscheidung über die Aufstellung fällt allerdings erst kurz vor dem Anpfiff.

Kaum Schwächen beim Gegner

Ungeachtet des bislang imponierenden Siegeszuges der DFB-Elf hat der deutsche Trainer-Stab vor den Schwedinnen, die sich im WM-Verlauf koninuierlich steigerten, Respekt. Theune-Meyers Assistentin Silvia Neid ermahnt Birgit Prinz und Co. deswegen auch zu vollem Einsatz: "Die schwedische Mannschaft zeigt kaum Schwächen, ist im Mittelfeld gut besetzt und hat im Angriff zwei brandgefährliche Spitzen. Wir werden 110 Prozent bringen müssen, um zum Erfolg zu kommen."

Als Zeichen dafür, dass der Triumph gegen die USA abgehakt zu sein hat, ließen die DFB-Trainer inzwischen auch die Flut von Glückwunsch-Telegrammen aus aller Welt vom Flur des Mannschaftshotels entfernen. "Das war gestern, jetzt blicken wir nur noch nach vorn", stellte Theune-Meyer klar und warnte nochmals vor den Skandinavierinnen: "Wir spielen gegen eine Mannschaft, die aggressiv in jeden Zweikampf geht und 90 Minuten voll dagegen hält. Es wird ein total offenes Endspiel."

"Die beste Fußball-Spielerin der Welt"

Schwedens Star-Stürmerin Veronica Svensson schiebt unterdessen dem deutschen Team die ungeliebte Favoritenrolle zu: "Birgit Prinz und Bettina Wiegmann können ein Spiel allein entscheiden, und Maren Meinert ist für mich eh die beste Fussball-Spielerin der Welt."

Vor allem die von der bisher siebenmal erfolgreichen Torjägerin Prinz angeführte Offensivabteilung im deutschen Europameister-Team bereitet dem schwedischen Lager Kopfzerbrechen. "23 Tore in fünf Spielen kommen nicht von ungefähr," meint Svensson.

Ihr Offensiv-Drang kann der deutschen Elf im Finale außer dem ersehnten WM-Titel auch noch einen Eintrag in die Rekordbücher bringen. Noch drei Tore fehlen der DFB-Auswahl zur Verbesserung der WM-Bestmarke des US-Teams von 1991.

Schmale Kulisse

Für einen kleinen Wermutstropfen dürfte am "Tag der Entscheidung" die Kulisse sorgen. Während die abendliche Sendezeit dem Frauenfußball in Deutschland und Schweden voraussichtlich eine TV-Traumquote - der DFB hofft auf mindestens fünf Millionen Zuschauer - bescheren wird, ist das Interesse der US-Fans nach dem Halbfinal-K.o. ihres Teams praktisch auf den Nullpunkt gesunken. Die 27.000 Zuschauer fassende Arena in Carson wird wohl nur gut zur Hälfte gefüllt sein, was allerdings auch eine Folge der happigen Eintrittspreise von 70 bis 400 Dollar und der frühen Anstoßzeit (10 Uhr Ortszeit) ist.

Eine spätere Live-Übertragung wäre in den USA nicht möglich gewesen. Die Sendeplätze sind durch die laufende Football-Saison sowie die Baseball-Playoffs belegt.

Deutschlands voraussichtliche Mannschaftsaufstellung:

Rottenberg - Stegemann, Hingst, Minnert, Gottschlich - Garefrekes, Wiegmann, Lingor, Pia Wunderlich - Prinz, Meinert

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