Eintracht und Sponsor Octagon haben sich geeinigt Frankfurt erwartet Geldregen

Frankfurt/Main (dpa). Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt steht vor einer rosigen Zukunft - und ist mit einem Schlag finanziell aus dem Schneider. Vize-Präsident Bernd Ehinger erwartet in den nächsten zwei Wochen den Eingang von 30 Millionen Mark auf dem seit Jahren geplünderten Eintracht-Konto bei der Hausbank BfG. Dazu eine Bürgschaft in Höhe von rund 20 Millionen Mark. Den Deal haben die Hessen zusammen mit dem Sportvermarkter Octagon eingefädelt. Der US-Riese ist zwar erst nur mit 19 statt der geplanten 25,1 Prozent in die im Handelsregister eingetragene "Eintracht Frankfurt Fußball AG" eingestiegen, dennoch zahlt das US- Unternehmen den Betrag für einen 49,9 Prozent-Anteil. Die AG war als geschäftsführende Abteilung für den Profibereich bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung abgesegnet worden. Für jedes Prozent gibt es eine Million.

Octagon bürgt damit auch für die 19,191 Millionen Mark, die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Deckung des mehr als 60 Millionen Mark umfassenden Saisonetats 2000/2001 für die Lizenzierung gefordert worden waren. "Mit dem Rest würde ich gern mal in die Festgeld- Abteilung gehen", scherzte Ehinger. Der Elektro-Meister weiß aber selbst nur zu gut, dass die restlichen 30 Millionen Mark, die von Octagon fünf Jahre als Darlehen zinslos zur Verfügung gestellt werden, kein sanftes Ruhekissen sind und schneller wieder durch die Hände fließen, als der Eintracht lieb ist.

Die im Sommer 1999 von der Agentur ISPR als Direktzuwendung (fünf Millionen Mark) und als Darlehen (15) für die TV-Rechtevermarktung zur Verfügung gestellten 20 Millionen Mark sind längst verpulvert und müssen auf zehn Jahre pro anno mit 1,5 Millionen Mark zurückgezahlt werden. Octagon hatte zu Beginn der Verhandlungen mit der Eintracht die Auflösung des ISPR-Vertrages gefordert, weil das US-Unternehmen selbst an den Fernsehrechten interessiert war. Ehinger: "Eine Vertragsauflösung hätte uns 26 Millionen gekostet."

Vize-Präsident Peter Lämmerhirdt bezifferte allein das erwartete Minus für die kommende Saison auf zwölf bis 16 Millionen Mark. Die Eintracht wird dank der Octagon-Millionen zum 30. Juni auch die 2,5 Millionen Mark negatives Eigenkapital des eingetragenen Vereins ausgeglichen haben und bilanz-technisch schuldenfrei sein. Für Ehinger unterstreicht die Tatsache, dass Octagon erst nach dem Erreichen der Gewinnzone auf Zahlungen zurückgreifen wird, die Seriosität des neuen Partners. "Die Gewinnzone erreichen wir wohl erst in fünf Jahren", sagte Ehinger. Bis dahin könnte von den 30 Millionen nicht mehr viel übrig sein.

Die Eintracht hat keine Möglichkeit, von Octagon gezeichnete AG- Anteile, die bis zu 49,9 Prozent betragen können, zurückzukaufen. "Wir verkaufen keine Rechte, sondern wir holen einen Partner ins Boot, der genau wie wir vom Erfolg der AG abhängig ist", erklärte Vize-Präsident Lämmerhirdt, "ein Rückkaufsrecht ist nicht vereinbart und nicht notwendig. Octagon hat die gleichen Rechte, egal ob unser Partner 25,1 oder 49,9 Prozent der Anteile hält."

Um die Geschäftsführung der AG zu besetzten, wird ein Aktionsausschuss unter Führung des kommissarischen Chefs Rudi Sölch gebildet. Im zwölfköpfigen AG-Aufsichtsrat sitzen je ein Mitglied aus Präsidium, Verwaltungsrat und Beirat sowie ein Vertreter aus einem der drei Gremien. Dazu kommen acht weitere von Verein und Partner Octagon, die alle Geschäfte der Lizenz-Fußballer führen und auch für die Amateur-Mannschaft sowie die A-Jugend verantwortlich sind.

(RPO Archiv)
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