Fortuna Düsseldorf Wut vereint streitende Fortunen

Ingolstadt/Düsseldorf · Trainersuche und Personalpolitik hatten Kritik am Vorstand geweckt. Beim bitteren 2:3 in Ingolstadt schimpften Fans, Spieler und Offizielle gemeinsam.

FC Ingolstadt - Fortuna: Die Einzelkritik
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FC Ingolstadt - Fortuna: Einzelkritik

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Die Emotionen kochten so hoch wie lange nicht mehr. Die Anhänger von Fortuna Düsseldorf bedachten Schiedsrichter Jochen Drees nach der 2:3-Niederlage beim FC Ingolstadt von den Rängen aus mit Beschimpfungen, die fernab des Druckbaren liegen. Fortunas Torwarttrainer Simon Jentzsch marschierte auf dem Weg in die Kabine hinter Drees her und hatte vor allem wegen der Nachspielzeit von sechs Minuten und 48 Sekunden, in der der Siegtreffer des FCI fiel, erkennbar Diskussionsbedarf.

Tief im Bauch des Ingolstädter Sportparks rang derweil Sportvorstand Helmut Schulte mit entgleisten Gesichtszügen um Worte, während seine Gremiumskollegen ungewöhnlich deutlich wurden. "Der hätte auch noch eine halbe Stunde spielen lassen", sagte Dirk Kall, während Finanzchef Paul Jäger polterte: "Wir sind betrogen worden."

Offenbar bekam Drees von alldem mehr mit als vom Spielgeschehen, das ihm bereits vor der nicht nachvollziehbaren Nachspielzeit weitgehend entglitten war. Der Schiedsrichter besorgte sich noch auf dem Platz einen Ordner als Bodyguard, ließ dann vor seiner Kabine zwei weitere aufmarschieren - obwohl niemand auch nur ansatzweise versuchte, sich dort Zutritt zu verschaffen.

Fortuna Düsseldorf: Spieler sind geschockt nach dem späten 2:3
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Fortunen geschockt nach dem Last-Minute-Tor

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Abgesehen von einigen Geldstrafen seitens des DFB, der bei Kritik von Offiziellen an Schiedsrichtern wenig Spaß versteht, wird den Düsseldorfern der kollektive Zorn nichts einbringen. Das war den Mitgliedern der Klubführung auch schon im Kabinentrakt klar. Man könnte auch darüber diskutieren, ob es nicht nach altem Uli-Hoeneß-Vorbild klüger gewesen wäre, nur ein Vorstandsmitglied als "bad boy" auftreten und Drees' Fehlentscheidungen kommentieren zu lassen. Den relativierenden Part übernahmen eher die Spieler wie Dustin Bomheuer und Oliver Fink, die zwar ebenfalls auf die unverhältnismäßige Spielverlängerung hinwiesen, aber auch auf die eigenen Konzentrationsmängel, die Ingolstadt noch das 2:2 und 3:2 ermöglichten.

Dennoch: Gerade die überschäumenden Emotionen könnten der Vereinsführung künftig helfen. Kall und Schulte waren während der zähen Trainersuche und wegen der Trennung von altgedienten Fortunen in der Scouting-Abteilung bei vielen Fans in die Kritik geraten, die Profis wegen der Nicht-Leistungen in Leipzig (1:3) und St. Pauli (0:4) ohnehin. Nun einten der Zorn auf Drees und die starke Partie zumindest vorübergehend die Strömungen im Klub wieder.

"Vielleicht rückt die Fortuna-Familie nach diesem Spiel wieder enger zusammen", sagte Kall mit ein wenig Abstand zum Geschehen. So wichtig das mit Blick auf den Dauerkartenverkauf wäre: Funktionieren kann es nur, wenn die Mannschaft ein versöhnliches Saisonfinale spielt und Schulte mit dem neuen Trainer Frank Kramer einen Kader mit Perspektive zusammenstellt.

(RP)
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