Fortuna Düsseldorf Wolf Werner - der Baumeister nimmt seinen Hut

Düsseldorf · Der Sportvorstand tritt nach sieben überwiegend erfolgreichen Jahren in Düsseldorf zurück.

Die Karriere von Wolf Werner in Bildern
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Foto: imago

Am heutigen Dienstag geht es erst einmal für ein paar Tage nach Wilhelmshaven, anschließend unterzieht er sich einer längst fälligen Knie-Operation bei Dr. Ulf Blecker. "Ich muss alles in Ruhe verarbeiten", sagt Wolf Werner - und man merkt seiner sonst so forschen Stimme ein wenig an, wie schwer dem scheidenden Sportvorstand der Abschied von der Fortuna fällt.

Er hat ihn jedoch aus freien Stücken beschlossen. "Weil jetzt die beste Zeit für diesen Schritt ist", erklärt der 71-Jährige. "Schon bevor wir am 20. Januar ins Trainingslager nach La Manga abgeflogen sind, habe ich mich gefragt: Wie können wir es am besten hinkriegen, dass Fortuna der Gewinner bei der Sache ist?" Im "intensiven und vertrauensvollen" (so Werner) Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Burchard von Arnim sei er zu der Überzeugung gekommen, dass der Rückzug vor dem Wiederbeginn der 2. Bundesliga erfolgen müsse.

Helmut Schulte als Sportvorstand vorgestellt
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Ein wenig steckte auch die Furcht dahinter, dass zwei Sportvorstände - so gut sie sich auch verstehen mögen, wie es bei ihm und Helmut Schulte der Fall ist - medial gegeneinander ausgespielt werden könnten, wenn es sportlich nicht läuft. Werner will diese Überlegung nicht vollends bestätigen, gibt aber zu: "Wenn es am Montag in München losgeht, soll es bei Fortuna nur noch um Fußball gehen, nicht um irgendwelche Personalien."

Werner hinterlässt Schulte ein gut bestelltes Feld. Freilich mit einem Manko, das ihn selbst am meisten schmerzt: "Helmut steht vor der Herkulesaufgabe, Fortuna zurück in die Bundesliga zu führen. Das ist die mittelfristige Zielsetzung des Vereins, das wird in der Stadt erwartet. Ohne den völlig unnötigen Abstieg aus der Bundesliga müsste er sich dieser Aufgabe nicht stellen." Diesen Abstieg, den nach der furiosen Hinrunde mit 21 gewonnenen Punkten niemand erwartet hätte, bezeichnet Werner als den Tiefpunkt seiner fast sieben Fortuna-Jahre.

Wegen des Abstiegs, aber auch wegen des schwachen Starts in die aktuelle Zweitligasaison musste der 71-Jährige viel Kritik einstecken - mitunter auch solche, die weit über jedes vertretbare Maß hinausging. "Das hat manchmal schon weh getan", gibt er zu. "Plötzlich zählte für einige nicht mehr, was wir mit Fortuna alles erreicht haben."

Dabei ist seine Zeit in Düsseldorf von weit mehr Erfolgen als Nackenschlägen geprägt. "Wenn man betrachtet, was Wolf hier mit extrem kleinen Mitteln aufgebaut hat, dann müsste man ihn mit der Sänfte durch die Stadt tragen", hat Norbert Meier einmal über ihn gesagt - zu einer Zeit, als die Männerfreundschaft des Trainers mit dem Manager noch nicht zerbrochen war. Sie überstand nach fünf erfolgreichen gemeinsamen Jahren den Niedergang in der Rückrunde 2012/13 nicht, als Werner vergeblich für eine Ablösung des Trainers warb.

Der scheidende Sportvorstand selbst möchte über diese Zeit gar nicht mehr sprechen, erst recht keine schmutzige Wäsche waschen. "Ich blicke absolut positiv auf Fortuna zurück", versichert er. "Wir haben genossen, als wir für unsere Erfolge gefeiert wurden, dann müssen wir auch damit leben, dass wir für Misserfolge eins auf die Fresse bekommen."

Gründe zum Feiern gab es in der Tat genug. Werner war maßgeblich daran beteiligt, dass Fortuna aus der Bedeutungslosigkeit der 3. Liga zurück auf die große Bühne gelangte - durch das 1:0 über Werder Bremen II in der ausverkauften Arena, das er als Highlight seiner Zeit am Rhein ansieht. Mit seinem über Jahre hinweg sehr geschickten Händchen auf dem Transfermarkt sorgte er dafür, dass der Verein sich sportlich stetig verbesserte und sich parallel entschuldete. "Das war aber nur möglich, weil alle im Verein an einem Strang gezogen haben", fügt er an. Natürlich waren bei der Schnäppchenjagd auch einige Fehlgriffe dabei - angesichts des äußerst niedrigen Finanzaufwands jedoch erstaunlich wenige. Fakt ist, dass mit Ausnahme von Urgestein Andreas Lambertz alle Stammspieler des aktuellen Kaders Werner-Verpflichtungen sind.

"Ich habe alles für Fortuna gegeben", fasst der Neu-Ruheständler zusammen, "und ich habe viel Positives dafür erhalten. Wenn mich ein Maxi Beister in der Reha strahlend umarmt, mich Martin Harnik oder Assani Lukimya herzlich begrüßen, dann weiß ich, dass ich nicht alles falsch gemacht haben kann."

(can)
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