Beim 0:0 in Sandhausen Wie Fortuna die Statistik auf den Kopf stellte

Analyse | Sandhausen · „Wir sind Fortuna Düsseldorf, wir können alles“ – so lautet ein Motto der rot-weißen Anhänger. Beim 0:0 in Sandhausen bewies die Mannschaft von Trainer Uwe Rösler, dass sie es auch auf kuriose Weise zu interpretieren versteht.

 Edgar Prib nach dem Schlusspfiff.

Edgar Prib nach dem Schlusspfiff.

Foto: Frederic Scheidemann

Es ist eine Frage für die Fußball-Philosophen. Was ist eigentlich frustrierender: richtig schlecht zu spielen und nicht zu gewinnen – oder mit viel Druck auf das gegnerische Tor zu rennen und trotzdem nicht zu gewinnen? Spätestens seit Samstagmittag kennen sich die Profis von Fortuna Düsseldorf mit beiden Varianten bestens aus. Hatten sie beispielsweise beim 1:2 in Würzburg oder beim 2:3 in Heidenheim jeweils eine Spielhälfte völlig verbaselt, so verzweifelten sie nun beim 0:0 in Sandhausen nach durchweg dominantem Spiel lediglich an dem Versuch, das Runde auch ins Eckige zu bekommen.

Aber was heißt in diesem Zusammenhang schon „lediglich“? Fußball ist nun einmal ein Ergebnissport, und das Ergebnis im Hardtwaldstadion ist definitiv zu wenig für die eigenen Ansprüche. Und so fasste Trainer Uwe Rösler auch ehrlich zusammen, dass natürlich in einigen Szenen Pech, in anderen aber auch Unvermögen im Spiel war. Am deutlichsten wurde das kurz nach der Pause, als Kenan Karaman völlig freistehend Torhüter Stefanos Kapino anschoss.

Aber auch Matthias Zimmermann haderte absolut zurecht mit dem eigenen Verhalten bei seinen Torchancen: „Ich hätte heute mindestens zwei Tore machen müssen.“ Und die Mannschaft insgesamt: Mit vier Treffern hätte sie immer noch eine gerade einmal angemessene Chancenverwertung vorgewiesen. Es blieb allerdings sogar die Null stehen, und das ist mit Blick auf die Statistik schon ein Kunststück.

Fortuna Düsseldorf Noten: So haben wir die Fortunen bewertet
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Foto: dpa/Uwe Anspach

Torschüsse 21:4 werden da zugunsten Fortunas verzeichnet. Und was noch aussagekräftiger ist: Bei den Schüssen auf den Sandhäuser Kasten stehen sogar 8:0 zu Buche. Anders ausgedrückt, musste der Düsseldorfer Keeper Florian Kastenmeier in 90 Minuten keinen einzigen Ball abwehren. Umso unfassbarer, dass es den Angreifern der Gäste nicht ein einziges Mal gelang, Kapino zu überwinden. Der SVS-Schlussmann machte zwar das Spiel seines Lebens, aber das kann die Schuld auch nicht gänzlich von den Schultern der Fortuna-Angreifer nehmen.

Eckstöße 12:4 pro Fortuna – wobei der Begriff „pro“ fast schon sarkastisch zu verstehen ist. Denn zum Vorteil konnte der Favorit diese Standardsituationen wirklich nicht ummünzen. So schmälerte es auch die ansonsten gute Leistung von Linksverteidiger Leonardo Koutris, dass er die Ecken von der linken Seite oft auf Kniehöhe nach innen brachte. Rösler kritisierte die Ecken hinterher auch ungewohnt deutlich, brachte zudem auch die schwachen Freistöße von den Seiten zur Sprache: „Da hat man gesehen, wie sehr uns in diesen Situationen der verletzte Thomas Pledl gefehlt hat.“ Auch dessen Vertreter hätten das allerdings besser lösen müssen.

Fortuna Trainer gibt der Mannschaft zwei Tage frei
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Foto: Frederic Scheidemann

Ballbesitz 54:46 Prozent zugunsten Fortunas. Gefühlt fiel der Unterschied noch klarer aus, da sich der Sandhäuser Ballbesitz meist darauf beschränkte, durch Querpässe in der eigenen Hälfte wenigstens für kurze Zeit Druck und Tempo aus dem Spiel zu nehmen.

Angriffe 121 Düsseldorfer gegen 70 Sandhäuser Vorstöße. Filtert man die Offensivversuche noch mit dem Zusatz „gefährliche Angriffe“ (zugegebenermaßen ein nicht ganz objektiver Begriff), kommt man auf die Bilanz 65:33, in der ersten Hälfte gar auf 34:10 (Statistikquellen: opta, flashscore.de).

Viel deutlicher könnten die Zahlen kaum ausfallen. Umso mehr prüfte das Ergebnis von 0:0 die Frustrationstoleranz im Fortuna-Tross. Rösler versuchte, die Enttäuschung auf seine Weise zu bewältigen, indem er bekräftigte: „Mein Glaube an den Aufstieg ist nach wie vor da. Jetzt müssen wir eben den VfL Bochum schlagen.“ Dies jedoch ganz sicher nicht mit der Chancenverwertung vom Samstag.

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