Fortuna Düsseldorf Spielmacher Michael Liendl taucht ab

Düsseldorf · Trainer Lorenz-Günther Köstner spricht manches offen an, oft übt er jedoch auch indirekt Kritik. Zum Beispiel beklagt er die fehlende spielerische Qualität, indem er ausdrücklich Laufbereitschaft, Einsatz und Moral der Mannschaft lobt.Fortuna hatte gegen den allerdings ersatzgeschwächten FC St. Pauli die in diesem Jahr beste Leistung geboten, sich sogar mehr als ein halbes Dutzend guter Chancen erarbeitet.

Michael Liendl (rechts) in der Partie gegen den FC St. Pauli.

Michael Liendl (rechts) in der Partie gegen den FC St. Pauli.

Foto: dpa, jg jhe

Dennoch mochte sich Lorenz-Günther Köstner an der Leistung nicht erfreuen. "Wir haben verloren, also haben wir auch nicht ganz so gut gespielt", erklärte der Trainer. "Und es waren über 40.000 Zuschauer im Stadion, die an uns geglaubt haben." Die waren nach dem 0:2 natürlich enttäuscht — zumindest vom Ergebnis.

Es muss aber zu denken geben, was Trainer Köstner, ein nüchterner Analytiker, ohne Umschweife sagte: "Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Die Einstellung, die Laufbereitschaft waren vorhanden. Und die Mannschaft hat wieder Moral bewiesen und nicht aufgegeben."

Rennen, kämpfen und nicht aufgeben — über diese Tugenden verfügen auch Fußballer in unteren Klassen. So stellt sich die Frage der fußballerischen Qualität. Die sprach Köstner indirekt an. Zum Beispiel monierte er die Ausführung der Standardsituationen, für die Michael Liendl zuständig ist. Tatsächlich hatte der im Winter gekommene Österreicher nicht gerade einen Sahnetag erwischt. Weder Freistöße, noch Eckbälle fanden die Mitspieler. Die von Liendl getretenen ruhenden Bälle waren unkonzentriert gebracht, mal zu kurz, mal zu lang. Und im Spiel führte es nicht wie erhofft Regie, sondern tauchte über weite Strecken ab.

Aber auch der zweite Mann auf der Sechser-Position bekam ungenannt sein Fett weg. "Aus der zweiten Reihe wurde überhastet geschossen", sagte Lorenz-Günther Köstner. "Und den ein oder anderen Pass muss man besser spielen." Dabei dachte er höchstwahrscheinlich auch an Ivan Paurevic, der am ersten Gegentor beteiligt und dessen Schwankungen während der 90 Minuten erheblich waren. Dem 22 Jahre alten Mittelfeldspieler fehlte es an Ruhe und Konstanz.

Immerhin hatte Köstner auch ein dickes Lob für einen Spieler parat, der anfangs gar nicht auf dem feld gestanden hatte: Bruno Soares. Der 25 Jahre alte Brasilianer war in der 26. Minute für Martin Latka — er erlitt eine Muskelfaserriss im Oberschenkel - gekommen. Möglicherweise hat der tschechische Nationalspieler sich die Verletzung beim Sprintversuch zugezogen, als die Hamburger einen Konter zur Führung nutzten.

"Bruno hat seine Sache sehr ordentlich gemacht", urteilte Köstner. Soares war der einzige, den der Coach hervor hob. Ebenfalls eine solide Leistung hatte allerdings sein Nebenspieler in der Innenverteidigung Adam Bodzek geboten, der dort kaum noch wegzudenken ist.

Köstner ist es seit seinem Amtsantritt im Januar gelungen, Fortuna in der Defensive zu stabilisieren. Dazu bedurfte es vor allem der richtigen Einstellung und einiger taktischer Veränderungen. Das Offensivspiel zu verbessern, ist weitaus schwieriger, denn dazu bedarf fußballerischer Qualität. Die scheint bei den Fortunen weniger ausgeprägt als die Bereitschaft.

(RP)
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