Fortuna Düsseldorf Soares — der deutsche Brasilianer

Düsseldorf · Der Innenverteidiger hatte in Deutschland nicht den besten Start. Beim MSV Duisburg flog er in kürzester Zeit mehrmals vom Platz. Doch der 23-Jährige lernte dazu - auch weil er die typische brasilianische Lockerheit kaum verkörpert.

Trainingslager, Tag 4: Fortuna übt auf Kunstrasen
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Bei Fortuna will er nun den nächsten Schritt machen. Er hatte seinen Ruf schnell weg. Bruno Soares - der Treter in der zweiten Liga. In seinen ersten 17 Spielen für den MSV Duisburg flog er dreimal vom Platz - zweimal Gelb-Rot, einmal glatt Rot. "Das war schlimm", sagt Soares heute. Es wurmte den Brasilianer, auf diese Weise wahrgenommen zu werden. Doch Soares ist keiner, der sich in den Schmollwinkel zurückzieht. Er arbeitete an seinem Zweikampfverhalten. Mit Erfolg. "In der vergangenen Saison war es okay", sagt er. "Aber es geht noch besser." Zehn Gelbe Karten holte er sich in der Spielzeit 2011/2012 in 32 Einsätzen ab. "In der kommenden Saison werden es noch weniger", verspricht der 23-Jährige.

Und das unter erschwerten Voraussetzungen. Soares will nach seinem Wechsel zu Fortuna den Sprung in die Startelf einer Bundesligamannschaft schaffen. Was dazu nötig ist, hat ihm Coach Norbert Meier bereits verdeutlicht: "Ich muss noch weniger Foul spielen. Das hat mir der Trainer schon erklärt. Das ist auch mein Ziel."

Sein Vorhaben will der in Belo Horizonte geborene Abwehrspieler in den Stadien der Ersten Liga unter Beweis stellen: "Ich kämpfe in jedem Training. Ich will einen Stammplatz", sagt der Innenverteidiger. Seine Konkurrenz kennt Soares, und er schätzt sie. Der gesunde Respekt ist da. "Wir haben vier gute Innenverteidiger. Jeder hatte in den Testspielen bisher die Möglichkeit, sich zu zeigen." Jens Langeneke, Juanan und Leon Balogun bewerben sich mit ihm um die beiden zentralen Plätze in der Viererkette. Ein weiterer Innenverteidiger, womöglich der Grieche Stelios Malezas, soll vor Saisonstart noch verpflichtet werden. Soares ist sich aber sicher, dass er das Rüstzeug hat, sich durchzusetzen.

Die Integration der Spieler im Trainingslager in Maria Alm lief nach Soares Bekunden einwandfrei. "Es gibt immer Spieler, mit denen man mehr zu tun hat. Aber insgesamt ist es eine sehr homogene Truppe." Zwar spricht der 1,91-Meter-Mann Portugiesisch mit Nando Rafael und Spanisch mit Juanan, doch mit seinen Deutschkenntnissen braucht er sich nicht zu verstecken. Im Gegenteil. Der bescheidene Profi hat sich in den vergangenen Jahren von einer besonderen Lehrerin unterrichten lassen. "Meine Frau hat mir viel beigebracht", sagt Soares. Stefanie, seine brasilianische Gemahlin, lebt schon seit zwölf Jahren in Deutschland und hat ihrem Bruno beim Lernen extrem geholfen. Die sechs Monate alte Tochter komplettiert die harmonische Familie. "Ich habe mich früh dafür entschieden, eine Familie zu gründen. Ich bin kein typischer Brasilianer, der viel Party macht. Wir gehen gerne in Restaurants, aber danach geht es wieder nach Hause", erläutert Soares. "Ich bin bodenständig und ehrgeizig. Ein deutscher Brasilianer."

Die Familie und der Standort Düsseldorf waren auch ausschlaggebende Gründe für seinen Wechsel. "Ich hatte andere Angebote aus der Bundesliga, Russland und der Ukraine. Aber alle haben mir gesagt, Fortuna ist ein toller Klub, geh dahin." Zum Glück fehlt dem Verteidiger nun nur noch der Stammplatz. Doch auch da bleibt Soares bescheiden: "Der Trainer entscheidet. Wenn ich nicht spiele, warte ich auf meine Chance." Den Ruf als Treter ist Soares losgeworden. Nun will er in Düsseldorf als deutscher Brasilianer mit Ehrgeiz und Bescheidenheit für Furore sorgen. Training heute 9.30 bis 11 Uhr

(chk)
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