Fortuna Sieg mit Schönheitsfehlern

Fortuna landete mit dem verdienten 3:1 gegen Jahn Regensburg den ersten Heimerfolg der Saison. Spielerisch überzeugte das Meier-Team nur selten. Die Gelb-Rote Karte gegen Sieger schmerzt.

 Stephan Sieger hat seine Sperre nach dieser Ampelkarte abgesessen und darf am Samstag wieder auflaufen.

Stephan Sieger hat seine Sperre nach dieser Ampelkarte abgesessen und darf am Samstag wieder auflaufen.

Foto: rpo, Falk Janning

Die Szene hätte glatt einen Comedy-Preis verdient gehabt. Energischen Schrittes marschierte Schiedsrichter Raphael Seiwert aus dem saarländischen Örtchen Merzig-Merchingen auf Stephan Sieger zu, griff mit grimmig-entschlossener Miene in seine Brusttasche und streckte Fortunas Mittelfeldspieler die "Gelbe Karte” entgegen. Nur dass es eben nicht der gelbe Karton war, sondern Seiwerts Notizblock.

Gern hätten Sieger, dessen Mitspieler und die 8039 Zuschauer in der LTU-Arena herzhaft darüber gelacht, zumal da die 90.Minute lief und Fortuna ihr Drittliga-Fußballspiel gegen Jahn Regensburg mit 3:1 sicher gewonnen hatte.

Seiwert aber bemerkte seinen Irrtum, steckte den Block wieder weg und zog nach der (echten) Gelben auch noch die Rote Karte. Korrektermaßen, hatte der bereits verwarnte Sieger doch vor dieser Szene noch einmal richtig zugelangt. Und so fehlt der wichtige Defensivstratege nun am kommenden Samstag in Aue ­ ein Missklang an einem ansonsten überwiegend gelungenen Fußball-Nachmittag.

Vom Ergebnis her zumindest. Spielerisch ließen die Düsseldorfer schon noch einige Wünsche offen. Vor allem in der ersten Hälfte, nach der Manager Wolf Werner auf der Tribüne grantelte: "Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Wir machen im Mittelfeld viel zu viele Abspielfehler.”

Das gestand hinterher auch Trainer Norbert Meier ein, erklärte dies aber mit der doch etwas überraschenden Taktik der Gäste. "Die Regensburger haben ganz anders gespielt als in den Partien, in denen wir sie beobachtet haben”, sagte der Coach. "Plötzlich sahen wir uns einem 4-2-3-1 gegenüber statt einer Mittelfeld-Raute. Dadurch hatten wir im offensiven Bereich oft Unterzahl.”

Aber was heißt schon Unterzahl, wenn man wieder auf einen Axel Lawarée zurückgreifen kann? Als Fortuna den Belgier am dringendsten brauchte, war er zur Stelle, köpfte nach Vorarbeit des erneut sehr starken Olivier Caillas zum entscheidenden 3:1 ein. "Ein Klassetor”, gab auch Regensburgs Trainer Thomas Kristl zu. "Sehr, sehr gut herausgespielt, toll abgeschlossen.” Sein Fazit: "Wir haben Geschenke verteilt, Fortuna hat sie angenommen.”

Verdient war der erste Heimsieg der Saison trotz mancher Defizite allemal. Und obwohl es beim neuen Stürmer Ranisav Jovanovic noch etwas hakte, deutete der frühere Mainzer doch an, dass er mit seiner physischen Wucht noch wichtig für die Düsseldorfer werden kann. Auf jeden Fall hat Norbert Meier mit ihm mehr Variationsmöglichkeiten im Angriff ­ angesichts der Langzeitverletzung von Bekim Kastrati ein wichtiger Aspekt.

STIMMEN ZUM SPIEL (gesammelt von Gernot Speck)

Interimsmkapitän Jens Langeneke: "Wenn man fünf bis sechs Chancen hat und drei nutzt, dann ist das effektiv. Es war klar, dass ich den Elfmeter schieße. Aber Olli Caillas darf mir natürlich gern den Ball holen.”

Mittelfeldspieler Olivier Caillas: "Beim Elfmeter habe ich für Jens Langeneke den Ball geholt, um den Torwart etwas zu irritieren. Der hat damit spekuliert, dass ich schieße. Auch die Szene vor dem 2:0 war so geübt. Ich wollte nach der Ecke etwas vor dem Torwart rumspringen. Schön, dass sich das Training da ausgezahlt hat.”

Offensivkraft Ahmet Cebe: "Die zwei Wochen lange Pause hat genervt. Nach Niederlagen wie in Sandhausen willst du so schnell wie möglich etwas gut machen.”

Der wiedergenesene und noch nicht eingesetzte Kapitän Andreas Lambertz: "Ich hatte nur dreimal trainiert, da wäre es fast zu früh gewesen, mich schon zu bringen. Bei dem Spielstand war es fast okay, das nicht zu tun.”

Torschütze Axel Lawarée: "Für mich persönlich war es wichtig, auf dem Platz zu stehen. Wir hatten wenige große Chancen, aber die haben wir genutzt. Das war der entscheidende Unterschied zu den Partien zuvor.”

Rechtsverteidiger Johannes Walbaum: "Ich habe mir eine Muskelverhärtung am Adduktorenansatz zugezogen. Der Doc muss sich das mal genauer anschauen.”

"Sünder” Stephan Sieger: "Ich fand die Gelb-Rote zu hart. Ich treffe den Spieler nicht direkt, der lässt sich theatralisch fallen. Und dann hält der Schiri mir noch seinen Block vor die Nase…”

Debütant Ranisav Jovanovic: "Vor der Partie habe ich noch von vielen Freunden Glückwünsche zum Wechsel übermittelt bekommen. Es war schön, in einem der schönsten Stadien Deutschlands zu spielen. Ich denke, es wird mit Axel und mir gut klappen.”

(RP)
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