Fortuna-Stürmer Hennings "Die Rotation erwischt halt jeden mal"

Düsseldorf · Rouwen Hennings ist die beste Angriffsoption von Fortuna Düsseldorf. Es gibt keinen anderen Stürmer im Team, der so zuverlässig trifft. Trotzdem wird ihm beim Spitzenreiter der 2. Bundesliga ab und an die Bank drohen.

Fortuna Düsseldorf: Rouwen Hennings schießt das 2:0 auf St. Pauli
7 Bilder

Hennings schießt das 2:0 auf St. Pauli

7 Bilder
Foto: dpa, ahe hak

Dass Hennings gegen den FC St. Pauli in die Startelf der Fortuna zurückkehrte, überraschte niemanden. Immerhin war der Angreifer, der von 2008 bis 2012 für die Hamburger auflief, auf St. Pauli in der Vergangenheit auch als Gast ziemlich treffsicher gewesen.

Hennings, der 81 Minuten auf dem Rasen stand, war dabei nicht wirklich viel am Spiel beteiligt. Der Stürmer hatte 24 Ballkontakte, spielte nur 14 Pässe und gewann gerade einmal 33 Prozent seiner Zweikämpfe. Aber er erledigte seinen Job, als es darauf ankam: drei Schüsse, ein Treffer zum 2:0 nach 23 Minuten. "Ein Tor gegen den Ex-Verein, an den man viele schöne Erinnerungen hat, ist natürlich immer etwas Besonderes", sagte der Angreifer, der mit einem breiten Grinsen in die Mixed Zone kam.

Hennings trifft gerne gegen ehemalige Arbeitgeber, das bewies er schon in der vergangenen Saison. Gegen den Karlsruher SC, für den er zwischen 2012 und 2015 spielte, gelangen ihm 2016/17 drei Tore. Von Rücksichtnahme keine Spur, natürlich nicht. Der KSC, mit dem er 2015 fast in die Bundesliga aufgestiegen war, musste am Ende den bitteren Gang in die Drittklassigkeit antreten.

Hennings verwandelt Zimmer-Zuspiel

Am Samstag nutzte Hennings die chaotischen Zustände in der Pauli-Abwehr aus. Nach 23 Minuten steuerte Jean Zimmer Richtung Tor, steckte den Ball zu Hennings durch, der Glück hatte, dass Gegenspieler Christopher Avevor seine Beine nicht sortiert bekam. Der Stürmer umkurvte Keeper Robin Himmelmann und knallte die Kugel links rein.

"Ich habe schon ein wenig darauf spekuliert, dass der Ball irgendwie durchrutscht. Dann habe ich ihn intuitiv am Torwart vorbeigelegt und reingeschoben. Schön, dass es genauso funktioniert hat", beschrieb er in den Stadion-Katakomben die Szene.

Fortuna erhöhte damit auf 2:0. Die Gastgeber, die Trainer Friedhelm Funkel so aggressiv erwartet hatte, fanden gar nicht statt. "In der ersten halben Stunde haben wir die beste Leistung der ganzen Saison gebracht", sagte Mittelfeldspieler Marcel Sobottka. Das Tor durch Hennings war die Krönung.

FC St. Pauli - Fortuna Düsseldorf: Einzelkritik
16 Bilder

St. Pauli - Fortuna: Einzelkritik

16 Bilder
Foto: dpa, ahe hak

"Wir haben stark gespielt, stark kombiniert und zwei schöne Tore geschossen", lobte Funkel. Dank des Blitzstarts konnten die Rheinländer den Sieg über die Zeit retten, am Ende hieß es 2:1 für den Tabellenführer, der schon 19 Punkte gesammelt hat.

"Wir haben leider die Konter nicht reingemacht", sagte Hennings, "darum wurde es noch mal eng." Der Sieg sei aufgrund der "sehr guten" ersten Halbzeit aber verdient gewesen: "Die Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen." Darunter befand sich auch seine Mutter Christel, die am Samstag Geburtstag hatte.

Stürmer muss sich Leistungsprinzip unterordnen

Hennings schoss sein Saisontor Nummer fünf, nachdem er in der vorigen Spielzeit bereits neun Treffer beisteuern konnte. Man sollte meinen, dass ein Stürmer, der in Sandhausen für den Last-Minute-Sieg sorgte und im Pokal in Bielefeld mit zwei Toren das Weiterkommen sicherte, bei Fortuna gesetzt sei. Aber auch Hennings muss sich dem Leistungsprinzip unterordnen.

Spielt er schlecht oder will Funkel taktisch variieren, sitzt auch ein Leistungsträger wie Hennings auf der Bank. Der Kader ist schließlich breit besetzt. In Sandhausen oder Bielefeld kam er spät rein — und traf anschließend. Es kann also immer wieder eine Option sein, ihn erst zu bringen, wenn die Innenverteidiger einen längeren Abnutzungskampf gegen Emir Kujovic oder Havard Nielsen hinter sich haben.

"Ich bin am Freitag um 22 Uhr todmüde ins Bett gefallen, weil ich 16 Einzelgespräche geführt habe, nur mit den Torhütern noch nicht. Tenor: Nur der Teamgeist zählt, jeder muss seine eigenen Interessen im Dienste der Mannschaft zurückstellen", sagte Funkel am Samstag.

St. Pauli - Fortuna: Reaktionen
Infos

St. Pauli - Fortuna: Reaktionen

Infos
Foto: Falk Janning

"Die Rotation erwischt halt jeden mal. Daran sieht man, dass wir eine gute Mannschaft haben", bemerkte Hennings — und fügte augenzwinkernd hinzu: "Aber wenn ich jetzt sage, dass ich es geil finde, sitze ich beim nächsten Mal wieder draußen."

Über einen möglichen Aufstieg zu sprechen, sei noch viel zu früh, betonte er zudem: "Man sieht, wie schnell es gehen kann. Wir haben am vergangenen Wochenende vollkommen verdient in Fürth verloren. Gegen eine Mannschaft, die bis dahin noch nicht viel hinbekommen hatte. Das zeigt am besten, wie ausgeglichen diese Liga ist."

Nicht viele Fortunen werden in dieser Saison auf 30 Spiele kommen, wenn Funkel weiter die Rotationsmaschine laufen lässt. Hennings wird die Marke wie 2016/17 knacken. Nur bei den Einsatzminuten muss er eben im Sinne der Mannschaft Abstriche machen.

(jado)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort