Um Recks Kommentar besser einordnen zu können: Wenige Minuten zuvor ist die Partie in Aue mit einem 3:0-Sieg der Fortuna zu Ende gegangen, und der so gescholtene Hoffer hat zwei Treffer erzielt.

Die hohen Ansprüche stehen Fortuna gut zu Gesicht, halten alle Beteiligten wach. Denn trotz des ersten Saisonsiegs war im Erzgebirge noch nicht alles Gold, was ergebnismäßig glänzte. Gegen einen stärkeren Gegner, als es die ergreifend harmlosen Auer am Samstag waren, hätte es angesichts der eine Halbzeit lang erneut wackligen Vorstellung in der Defensive kritisch werden können. In dieser Phase, als die Düsseldorfer ihre schnelle 2:0-Führung durch die Tore von Hoffer (nach 106 Sekunden) und Charlie Benschop durch unsortiertes Deckungsverhalten selbst gefährdeten, rettete ihnen ihr überragender Schlussmann Michael Rensing mit drei Klasseparaden den Vorsprung.

Wenn Reck jedoch einmal so brummig drauf ist, dann gibt es auch kein Einzellob für eine solche Klassevorstellung. "Dafür haben wir ja einen Torhüter, dass er kritische Situationen bereinigt, die es im Fußball immer wieder gibt", sagt der Coach und lobt lieber die deutlich verbesserte Teamleistung.

Bemerkenswert jedoch, dass er die - nach der Pause zugegebenermaßen sinkende — Fehlerquote in der Deckung nur kurz kritisiert ("Wir haben anfangs zu viele Chancen zugelassen"), die Abteilung Angriff dafür kräftig abwatscht. Das hatte zumindest Hoffer in dieser Form nicht verdient, denn der Österreicher verwertete zweimal eiskalt, traf zudem mit einem herrlichen Flugkopfball die Latte und wurde von Aues Keeper Martin Männel ungestraft elfmeterreif gefoult. Da ist es fast geschenkt, dass er zwei weitere Chancen vergab.

Der entscheidende Mann in Fortunas Offensive war dennoch ein anderer: Charlie Benschop, der in die Startelf zurückgekehrte Niederländer. Und der erntete schließlich sogar die Anerkennung des gestrengen Trainers: "Charlie hat erkannt. dass er für die Mannschaft arbeiten muss. Dann kommt die Effektivität von allein, dann ist er wichtig für unser Spiel. Er hat auf der Zehner-Position sehr, sehr gut agiert."

Kein Widerspruch. Benschop, dessen vorherige Verbannung aus der Startformation ohnehin nicht für jeden verständlich war, eroberte die Bälle, verteilte sie geschickt, lief enorm viel, erzielte das 0:2 selbst und bereitete Hoffers 0:3 mit einem herrlichen Pass vor. Anschließend ging er mit freiem Oberkörper - sein Trikot war längst im Block der 1000 mitgereisten Fans gelandet - und einem breiten Grinsen in die Kabine.

In Sachen Strahlen machte dem 25-Jährigen jedoch Axel Bellinghausen Konkurrenz. Nach langer Verletzungspause durfte der Publikumsliebling endlich wieder von Beginn an auflaufen, zum ersten Mal seit dem 10. November. Der Routinier dankte Reck für das Vertrauen mit einer engagierten und spritzigen Vorstellung auf dem linken Flügel. "Heute haben wir teilweise richtig abgezockt gespielt", sagte der 31-Jährige. "Wir wussten alle, dass wir kicken können, dass wir eine gute Truppe haben — aber das mussten wir auch mal beweisen."

In Aue gelang das zumindest phasenweise, was den vor Spielbeginn noch sichtlich nervösen Vorstandsvorsitzenden beruhigte. "Ich bin erleichtert", gab Dirk Kall zu. "Aber wir sollten nicht vergessen, dass es nur ein Sieg war." Stimmt - aber einer, der einfach mal fällig war.