Fortuna Düsseldorf Oliver Reck gibt sein Bewerbungsschreiben ab

Kaiserslautern · Beim 1:0-Sieg von Fortuna Düsseldorf in Kaiserslautern war die Handschrift des Interimstrainers deutlich zu sehen. Er stellte die Verdienste seines Vorgängers Mike Büskens heraus – und ist jetzt selbst ein Kandidat für den Chefposten.

Oliver Reck: Fußball-Trainer, Torwart-Legende und "Pannen-Olli"
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Das ist Oliver Reck

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Beim 1:0-Sieg von Fortuna Düsseldorf in Kaiserslautern war die Handschrift des Interimstrainers deutlich zu sehen. Er stellte die Verdienste seines Vorgängers Mike Büskens heraus — und ist jetzt selbst ein Kandidat für den Chefposten.

In Oliver Recks Brust schlugen zwei Herzen. Einerseits war da der Stolz auf das soeben Vollbrachte, den 1:0-Sieg mit Fortuna Düsseldorf beim hohen Favoriten 1. FC Kaiserslautern. Fast schon ein wenig unbescheiden klang es da, als der Interimstrainer des Fußball-Zweitligisten von einem "taktisch optimalen Spiel" seiner Mannschaft sprach — dass es also letztlich Recks Umstellungen, seine Pläne gewesen seien, die diesen Husarenritt auf dem gefürchteten Betzenberg möglich gemacht hatten.

Doch gerade als man anfangen wollte, über diese vermeintliche Unbescheidenheit des 48-Jährigen die Stirn zu runzeln, da hörte man Recks zweites Herz schlagen. "Ich freue mich über diesen Sieg, aber ich hätte ihn mir schon ein paar Tage früher im Spiel gegen den Karlsruher SC gewünscht", sagte er nachdenklich. "Dann stünde nicht ich hier, um mich an einer Spielanalyse zu versuchen, sondern Mike. Ich hätte dann mit einem breiten Grinsen im Mannschaftsbus gesessen — und das wäre mir weitaus lieber gewesen."

So ist er eben, der "Olli". So wie er bereits an seinem ersten Tag als Interimscoach ungefragt betonte, dass er sich vor seinem Engagement das Okay seines Freundes und Vorgängers Mike Büskens geholt habe ("wenn er etwas dagegen gehabt hätte, hätte ich den Job nicht gemacht"), so dachte er auch in der Stunde des Erfolgs an den beurlaubten Kumpel. "Die Umstellungen waren wichtig für die Mannschaft, aber sie waren nicht allein meine Idee", versicherte der frühere Torwarttrainer. "Um nur ein Beispiel zu nennen: Den Prozess, Christian Gartner in unser Spiel einzubauen, hatte bereits Mike eingeleitet. Auch Tugrul Erat hatten wir gemeinsam schon länger im Blick. Es braucht eben eine gewisse Zeit, bis manche Prozesse greifen."

Es ehrte Oliver Reck sehr, dass er diese Lanze für seinen Freund brach. Die sachliche und erfrischend uneitle Einordnung unterstrich aber eher noch, was nach dem Abpfiff ohnehin viele dachten: Der ehemalige Nationaltorhüter hat auf dem Betzenberg ein Bewerbungsschreiben für den Posten des künftigen Fortuna-Cheftrainers abgegeben.

Vor dem Spiel war es noch eher Neckerei gewesen, wenn die Experten einen möglichen "Köppel-Effekt" ins Feld führten. Hintergrund: In der Saison 2004/05 war Horst Köppel beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach vom Assistenten zum Cheftrainer aufgestiegen und schlug derart ein, dass die Gladbacher gar nicht umhin kamen, ihn zum festen Coach zu machen — allerdings nur noch mit mäßigem Erfolg. Nach dem 1:0 im Fritz-Walter-Stadion, das die erste Heimniederlage der Roten Teufel in dieser Saison bedeutete, witzelt damit niemand mehr herum.

Fortuna hatte in der ersten Hälfte, als die Mannschaft noch leicht verunsichert und unsortiert wirkte, sicherlich etwas Glück. "Und wir hatten in Fabian Giefer einen starken Torwart", ergänzte Reck. "Den brauchst du einfach in einem solchen Spiel in einem solchen Stadion." Schnell aber griffen Recks Maßnahmen, war seine Handschrift der immer stabiler wirkenden Truppe anzumerken. Beispiel: Das gestaffelte Spiel der beiden Angreifer Erwin Hoffer und Charlie Benschop, die sich hervorragend ergänzten. Recks Kniff, den Niederländer Benschop fast ins Mittelfeld zurückzuziehen, erhöhte die Düsseldorfer Präsenz dort erheblich. Oder die Besetzung der Außenbahnen mit den schnellen, beweglichen und defensiv stark mitarbeitenden 21-jährigen Tugrul Erat und Ben Halloran.

Eine Entscheidung darüber, wer Fortuna in der Rückrunde trainieren wird, ist naturgemäß noch nicht gefallen. Schließlich muss abgewartet werden, wie sich der Bundesliga-Absteiger in den bis Weihnachten verbleibenden Partien bei Schlusslicht Energie Cottbus und gegen den 1. FC Köln präsentiert. Sollten die Düsseldorfer dabei jedoch ähnlich abschneiden wie in Kaiserslautern, wäre der "Köppel-Effekt" auch in der Landeshauptstadt keine Überraschung mehr.

(RP)
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