Vor dem Duell Fortuna gegen Schalke Eurofighter Büskens ist der königsblaue Fortune

Düsseldorf/Gelsenkirchen · Am siebten Spieltag empfängt die Fortuna den FC Schalke 04. Für Mike Büskens, der in Düsseldorf zum Fußball-Profi wurde und mit Schalke den Europapokal gewann, ist das Spiel eine emotionale Zerreißprobe.

 Mike Büskens: links Fortuna 1991 - rechts Schalke 04 2001.

Mike Büskens: links Fortuna 1991 - rechts Schalke 04 2001.

Foto: imago sportfotodienst

Mike Büskens beantwortet die Frage nach seinem Wohnort mit einem vielsagenden Halbsatz: „In der Stadt der tausend Feuer!“, sagt Büskens. Er spricht von Gelsenkirchen. Den Beinamen bekam die Heimatstadt des FC Schalke 04 einst wegen der Fackeln in den Kokereien der Bergwerke. Das sagt viel über Büskens’ Gesinnung aus. Der ehemalige Profi und Fußballtrainer steht dem S04 und der Stadt zwar sehr nahe, ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. In Wahrheit schlagen zwei Herzen in der Brust des gebürtigen Düsseldorfers. „Von meinen 50 Lebensjahren habe ich 24 in Düsseldorf und 26 in Gelsenkirchen verbracht.“ Büskens hadert merklich. Auch deswegen, weil am Samstag (15.30 Uhr) Fortuna Düsseldorf den FC Schalke zum Bundesliga-Duell empfängt. Das emotionalste Spiel, das es für Büskens geben könnte.

Bei der Fortuna wurde Michael „Mike“ Büskens unter Trainerlegende Aleksandar Ristic zum Profi. Am 18. Februar 1989 war das. In einem Zweitligaduell mit Schalke wechselte Ristic ihn ein. Vier Jahre später verließ Büskens die Fortuna, ging zum FC Schalke und fand dort in privater und sportlicher Hinsicht eine neue Heimat. Sein größter Erfolg: der Gewinn des Uefa Cups 1997. Drei Titel holte der „Eurofighter“ mit den Königsblauen. Seine Wurzeln hat er trotzdem nie vergessen. „Ich habe der Fortuna viel zu verdanken. Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, Profi zu werden“, sagt er. „Aber ich habe mit Schalke so unfassbar viel erlebt. Ich bin auch deswegen emotional sehr stark an den Verein gebunden, weil ich hier meine Frau kennenlernen durfte.“ Büskens weiß, was Dankbarkeit ist. Darum wird er von Schalkern wie von Fortunen respektiert.

Seine schwierigste Karrierephase hat Büskens am Rhein durchlebt. Als Spieler war er Teil der Düsseldorfer Mannschaft, die 1991 mit sechs Niederlagen in Folge den schlechtesten Saisonstart der Bundesliga-Historie hingelegt hat. Dieser „Mist“ ärgert den 50-Jährigen noch heute. Viele Jahre später, im Sommer 2013, nachdem er erfolgreich bei Greuther Fürth gearbeitet hatte, kehrte er als Coach in seine Geburtsstadt zurück. Das ging nicht lange gut. Bereits am 30. November 2013 beurlaubte ihn die Fortuna, als der Klub auf dem 15. Tabellenplatz lag. Die Kontakte zu Düsseldorfer Spielern und Funktionären pflegt Büskens trotzdem. Teamarzt Ulf Blecker sei ihm als guter Freund besonders ans Herz gewachsen. Das Duell seiner Herzensklubs versucht Büskens, emotional mit ein wenig Abstand zu bewerten.

Er erwartet ein umkämpftes Spiel mit zwei abwartend agierenden Mannschaften, die auf Umschaltmomente lauern. Sein Favorit ist Schalke, der Vizemeister der Vorsaison. „Aber Fortuna hat Qualität bewiesen. Was für Düsseldorf spricht, ist diese gewisse Aufstiegseuphorie. Und viele junge, hungrige Spieler wie Kaan Ayhan, Marcel Sobottka oder Marvin Ducksch. Sie wollen die Bühne in der Bundesliga nutzen.“

Schalke reist mit Siegen gegen Mainz und bei Lokomotive Moskau an, Fortuna hat das 0:3 aus Nürnberg im Schlepptau, dafür aber eine ausverkaufte Arena im Rücken. Der Direktvergleich der Vereine spricht für den FC Schalke. In 51 Aufeinandertreffen siegten die Königsblauen 24 Mal, Fortuna gewann nur halb so oft. Die jüngsten Duelle in Fortunas Erstliga-Saison 12/13 ergaben ein 2:2 in der Düsseldorfer Arena, nachdem die Fortuna zur Halbzeit schon mit zwei Toren zurückgelegen hatte, und einen 2:1-Heimsieg für Schalke. Wie wenig Aussagekraft das heute hat, zeigt schon der Blick auf die Torschützenliste: außer dem verletzten Oliver Fink, spielen weder Dani Schahin und Axel Bellinghausen noch Klaas-Jan Huntelaar und Joel Matip noch für den jeweiligen Klub. Stattdessen treffen zwei Trainer-Generationen aufeinander.

Sowohl Friedhelm Funkel (64) als auch Domenico Tedesco (33) lobt Büskens in höchsten Tönen. Er freut sich für Funkel, unter dem er als Spieler in Duisburg kurzzeitig trainiert hat: „Friedhelm ist sich mit seiner unaufgeregten und authentischen Art treu geblieben in einem Metier, das sich mehr und mehr vom Kern des Sports entfernt.“ An Tedesco schätzt er, dass er dem Schalker Umfeld eine neue Ruhe verliehen hat. „Domenico hat im letzten Jahr mit der Vizemeisterschaft auf Schalke etwas geschafft, was keiner erwarten konnte. Wie er in diesem brodelnden Umfeld an den richtigen Schrauben gedreht hat, davor kann ich nur den Hut ziehen.“

Büskens könnte am Samstag mit einem „salomonischen Unentschieden“ leben, sagt er. Bei einer Sache legt er sich fest: „Ich wünsche mir, dass beide Klubs ihre Ziele erreichen. Fortuna hat absolut die Möglichkeiten, in der Bundesliga zu bleiben. Sie muss den Weg der kleinen Schritte gehen, um ein fester Bestandteil der Liga zu werden.“ Die Frage sei: Wie geschlossen ist die Fortuna in schwierigen Phasen? „In der Vorsaison hat das funktioniert, als es trotz sechs punktloser Spiele im Winter ruhig blieb“, sagt Büskens. „Ich weiß, wie aufgeregt das Düsseldorfer Umfeld in schwierigen Phasen sein kann und hoffe, dass Fortuna die Ruhe bewahrt und auf Kontinuität setzt.“

(ball)
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