Fortuna Düsseldorf Kommentar: Düsseldorfs Super-Gau

Düsseldorf · Dieses unwürdige Theater hat Norbert Meier nicht verdient. In der Nacht zum Freitag und am folgenden Vormittag erlebte Fortuna Düsseldorf seinen kommunikativen Super-Gau, und das ganze Desaster wird auf dem Rücken des Trainers ausgetragen, dem der Verein sehr viel zu verdanken hat.

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Foto: dpa, chc hak nic

Der 54-Jährige erfuhr aus dem Internet von seiner Beurlaubung, die freilich noch gar nicht vollzogen worden war — und die sogar bis zur Stunde noch niemand ausgesprochen hat.

Die Vereinsführung hätte dieses Chaos verhindern können, wenn sie ihre Entscheidung nicht derart in die Länge gezogen hätte. Bereits am Samstag erfolgte der Absturz in die Zweite Bundesliga. Selbst wenn man eine gewisse Schockstarre zugesteht, hätte es nicht eine Woche dauern müssen, bis sich die Vereinsgremien ein Bild gemacht haben.

Es ehrt den Vorstand ja, dass er sich die Trennung von seinem langjährigen Erfolgstrainer nicht zu leicht machen wollte. Peter Frymuth und Co. hätten aber eines wissen müssen: Je mehr Personen man in Gedankenspiele und Hintergrund-Informationen einweiht, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass einer davon das Wasser nicht mehr halten kann und seine persönliche Interpretation als Tatsache verkauft.

So geschehen in der Nacht zum Freitag, als ein Sitzungsteilnehmer sich ans Telefon hängte und die Medien über Meiers Entlassung informierte — die nach dem Willen des Vorstands doch erst nach vollständig abgeschlossener Anhörung aller Beteiligten erfolgen sollte.

Der Flurschaden dieser falsch verstandenen Gründlichkeit ist immens. Wenn Fortuna Meier entlassen will, wonach es nun immer massiver aussieht, hätte sie dies schneller tun müssen. Wenn sie ihn halten will, muss die Erklärung dazu sogar noch früher kommen. Der Klub wollte alles richtig machen und hat damit am Ziel vorbeigeschossen. Jetzt ist eine Lawine in Gang gekommen, die im Grunde gar nicht mehr aufzuhalten ist, ohne alle Beteiligten zu beschädigen.

BERND JOLITZ

(RP/sgo)
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