Fortuna Düsseldorf Köstner pfeift Ben Halloran zusammen

Düsseldorf · Der neue Cheftrainer sorgt für neue Töne auf dem Übungsgelände neben der Esprit-Arena. Der 61-Jährige spricht viel, verteilt Tadel ebenso wie Lob – und scheint die Spieler damit sehr gut zu erreichen.

Köstner zieht das Tempo an
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Der neue Cheftrainer sorgt für neue Töne auf dem Übungsgelände neben der Esprit-Arena. Der 61-Jährige spricht viel, verteilt Tadel ebenso wie Lob — und scheint die Spieler damit sehr gut zu erreichen.

Über Fortunas Trainingsgelände peitschen die Windböen derart heftig, dass die angekündigten 13 Grad wie ein böser Spott der Meteorologen anmuten. Doch nicht nur wegen der gefühlten Frostgrade, die durch den phasenweise waagerecht heranpeitschenden Regen noch verstärkt werden, muss sich Ben Halloran warm anziehen. "Wie nimmst du denn den Ball an?", ruft Trainer Lorenz-Günther Köstner dem australischen Angreifer zu. "Bist du Pelé oder Johan Cruyff oder was?"

Obwohl die Deutschkenntnisse des 21-Jährigen noch begrenzt sind: Diesen Rüffel versteht Halloran. Und tatsächlich lässt er die nonchalanten Außenrist-Eskapaden, die seinen Coach so verärgerten, für den Rest der Flanken- und Torschussübung bleiben. "Ich bin da auch ganz bestimmt nicht sauer", versichert Halloran hinterher. "Herr Köstner hat eine unglaubliche Präsenz auf dem Platz, hat sich schon an seinen ersten Tagen eine Menge Respekt erarbeitet. Er wollte mir ja nur sagen, dass ich etwas einfacher spielen soll, und diesen Tipp nehme ich sehr gern an." Und jetzt gibt es wirklich keine Außenrist-Zaubereien mehr von ihm? "Nur noch, wenn der Trainer nicht hinguckt", antwortet der junge Australier augenzwinkernd.

Doch Köstner ist nicht nur zum Tadeln aufgelegt. Als Halloran wenige Minuten später eine Flanke von Leon Balogun direkt und flach an Fabian Giefer vorbei ins Netz setzt, ruft der 61-Jährige laut: "Sehr gut, Ben, sauber reingepresst, den Ball."

Seit Köstner auf Fortunas Trainingsplatz Regie führt, wird viel gesprochen. Immer wieder unterbricht er die Übungen, weist die Spieler in kurzen Einzelgesprächen auf Fehler hin oder gibt Tipps, was sie noch besser machen können. Immer wieder ist die An- und Mitnahme des Balles dabei ein Thema. So auch, als Tobias Levels nach einem Steilpass Oliver Finks zunächst zwei Kontakte benötigt und die Kugel dann präzise nach innen schlägt. "Sehr gute Flanke, Tobi", sagt Köstner da, "aber die Ballannahme geht besser, das weißt du."

All das klingt überhaupt nicht besserwisserisch, schon gar nicht überheblich. Köstner will Fortuna besser machen, und dafür lässt er die Profis hart arbeiten, ohne sich selbst dabei zu schonen. "Ich bin völlig kaputt", gesteht Ben Halloran nach der Morgeneinheit. "Aber das ist in Ordnung so, wir wollen schließlich viel erreichen."

Als Tugrul Erat, unter Interimscoach Oliver Reck so etwas wie der Shootingstar aus dem eigenen Nachwuchs, gekonnt flankt, lobt Köstner den 21-Jährigen, gibt aber zu bedenken: "Prima gemacht, aber im Spiel wärst du abseits gewesen. Behaltet das bitte im Auge." Erat gefällt so viel Umsicht gut: "Herr Köstner kommt auf jeden zu, gibt jedem das Gefühl, dazu zu gehören. Er hat enorm viel Erfahrung, davon können wir noch sehr profitieren."

Lediglich mit einigen Namen hapert es noch beim neuen Chef. Ivan Paurevic muss sich mit einem kurzen "Hey" als Anrede begnügen, bei Tugrul Erat und Eren Taskin geraten Vor- und Nachnamen schon einmal durcheinander. Vielleicht sollten die drei es auch einmal mit einer Pelé-Cruyff-Nummer probieren - den Namen "Ben" hat sich Köstner nämlich schon gemerkt.

(spol)
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