Fortuna Düsseldorf Haggui: "Trainer ist nicht alles schuld"

Düsseldorf · Fortunas Kapitän nimmt nach der Trennung von Chefcoach Frank Kramer die Mannschaft in die Pflicht. Drei Punkte am Sonntag beim FSV Frankfurt seien die beste Antwort auf das Geschehen.

Das ist Karim Haggui
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Das ist Karim Haggui

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Foto: Falk Janning

Die Unterschiede in Sachen Mimik sind bemerkenswert. Als Lukas Schmitz mit seinem roten SUV auf den Parkplatz von Fortunas Trainingsgelände fährt, drängt sich der Verdacht auf, der Defensivspieler habe die Innenbeleuchtung eingeschaltet - doch es ist nur sein strahlendes Lächeln, das die Szenerie erhellt. Wenig später trifft Mittelfeld-Regisseur Kerem Demirbay ein - und macht ein Gesicht, als sei er auf dem Weg zu einer Beerdigung.

Die Reaktion der Düsseldorfer Profis auf die Beurlaubung von Cheftrainer Frank Kramer variiert. Wie sollte es auch anders sein in einem 29-Mann-Kader? Demirbay hatte sich bis zuletzt für den Coach eingesetzt, Schmitz hatte unter Kramer seinen Stammplatz verloren. Und einige wissen bis kurz vor dem Training nicht einmal, dass Fortunas Sturz auf einen direkten Abstiegsplatz den Trainer den Job gekostet hatte. "Wie, echt jetzt?", fragt Vizekapitän Julian Koch überrascht. "Das wusste ich nicht, dazu kann ich erstmal gar nichts sagen."

Er tut es auch nach der ersten Trainingseinheit unter Interims-Coach Peter Hermann nicht. Bei Fortuna hat man sich darauf verständigt, dass neben Sportdirektor Rachid Azzouzi nur Kapitän Karim Haggui etwas zur Beurlaubung Kramers sagen darf.

Haggui nutzt die Gelegenheit für deutliche Worte. "Der Trainer ist nicht alles schuld", sagt der Innenverteidiger. "Wir haben zu wenig Punkte gesammelt. Frank Kramer ist ein sehr guter Mensch und ein sehr guter Trainer. Er hat vom ersten Tag an alles für Fortuna gegeben und uns auf jedes Spiel gut vorbereitet. Aber so ist halt das Geschäft."

Fortuna Düsseldorf: Peter Hermanns erste Trainingseinheit
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Hermanns erste Trainingseinheit als Interimscoach

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Sportdirektor Rachid Azzouzi geht mit der Mannschaft in seiner Analyse eher pfleglich um, weist auf "den guten Fußball" hin, den sie zu Beginn der Saison noch gespielt habe. Doch Haggui beschreitet diese goldene Brücke nicht. "Wir Spieler sind verantwortlich", sagt der 31-Jährige. "Deshalb sind wir jetzt auch aufgefordert, eine Reaktion zu zeigen. Nicht jetzt im Training, sondern im Spiel. Drei Punkte am Sonntag in Frankfurt wären die beste Antwort auf das Geschehen."

Kurz vor der Abfahrt zum Training habe er die Nachricht von Kramers Beurlaubung erfahren, erzählt Haggui, "und es war eine traurige Nachricht". Bestimmt nicht weniger traurig wurde er, als der scheidende Coach beim Abschied betonte, dass die Mannschaft die Qualität habe, aus dem Tabellenkeller herauszukommen. Vor allem deshalb sieht Haggui sich und seine Kollegen in der Pflicht - und zwar unabhängig davon, ob nun wieder Spieler zum Einsatz kommen, die unter Kramer schlechte Karten hatten. "Mir ist scheißegal, wer da in Frankfurt auf dem Platz steht", sagt der Deutsch-Tunesier mit einem Leuchten in den Augen, "wir müssen einfach gewinnen." Kurz bevor er lange nach allen anderen Profis heimfährt, gibt Haggui noch ein Versprechen: "Wir werden da unten rauskommen." Auch für Frank Kramer.

(jol)
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