Fortuna Düsseldorf Kall kündigt Zugänge im Winter an

Düsseldorf · Dirk Kall, Aufsichtsrats-Vorsitzender des Bundesligisten Fortuna Düsseldorf, spricht im Interview mit unserer Redaktion über Nachhaltigkeit, Vertrauen in die sportliche Leitung, Risikobereitschaft und Vorbilder. Und: Kall kündigt an, dass der Aufsteiger im Winter personell nachrüsten wird.

Bundesliga 12/13: Arnautovics Kopfstoß gegen Langeneke
6 Bilder

Bundesliga 12/13: Arnautovics Kopfstoß gegen Langeneke

6 Bilder

Herr Kall, Fortuna hat aus den jüngsten sechs Ligaspielen nur einen Punkt geholt. Werden im Verein schon die Ersten nervös?

Dirk Kall: Nein, bei uns im Aufsichtsrat und auch im Vorstand bewahrt jeder die Ruhe. Da können Sie ganz sicher sein. Der Trend ist nicht positiv, klar, aber in Summe sind wir nicht fernab vom Erwarteten. Die sportliche Leitung bekommt von uns jede Unterstützung.

Das war bei Fortuna nicht immer so.

Kall: Mag sein, aber was früher hier passiert ist, ist heute nicht mehr relevant. Unser Plan war nie, von null auf hundert durchzustarten. Mehr wirtschaftliches Risiko ist bei uns einmütig nicht erwünscht.

Aber in der nächsten Saison werden die Fernsehgelder voraussichtlich deutlich angehoben. Denken Sie daran, das Risiko zu erhöhen, um mehr Chancen auf diese Einnahmen zu haben?

Kall: Darauf gibt es ein eindeutiges Nein. Ein finanzielles Harakiri wäre bei Fortuna mit keinem Einzigen aus Aufsichtsrat und Vorstand machbar.

Die ersten elf Saisonspiele haben gezeigt, dass auf einigen Positionen in der Mannschaft Nachbesserungs-Bedarf besteht. Ist dafür Geld da?

Kall: Wir haben uns im Sommer genau für diesen Zweck bewusst Luft im Etat gelassen. Darüber hinaus sind die wirtschaftlichen Zahlen erfreulich - durch den Zuschauerzuspruch, durch Sponsoren, durch unser Weiterkommen im Pokal.

Fortuna wird also im Winter personell nachlegen?

Kall: Wir sehen alle, dass sportliche Verstärkungen nötig sind. Das haben wir bereits im Sommer einkalkuliert. Jetzt warten wir auf die Vorschläge der sportlichen Leitung, und die werden Wolf Werner und Norbert Meier bald machen. Wie viele Spieler, das werden wir sehen.

Sie haben kürzlich betont, den Manager-Vertrag Wolf Werners verlängern zu wollen...

Kall: ...und dazu stehe ich hundertprozentig. Diese sportliche Leitung mit Wolf Werner und Norbert Meier hat unseren Verein in maßgeblicher Weise auf seinen erfolgreichen Weg gebracht. Sie sind die Architekten der Entwicklung Fortunas. Wenn diese beiden keinen Vertrauensvorschuss bekämen - wer denn dann?

Der FSV Mainz 05 hat 2007 an Manager Christian Heidel und Trainer Jürgen Klopp festgehalten, obwohl der Verein abstieg, Ist so etwas auch in Düsseldorf denkbar?

Kall: Wenn wir uns an anderen Vereinen orientieren, dann ist Mainz sicher ein Beispiel, dem wir folgen könnten. Der FSV oder auch der SC Freiburg sind Klubs, die Ruhe bewahrt haben und dafür belohnt wurden. Wir in Aufsichtsrat und Vorstand müssen einen langen Atem haben und uns auch mal gegen den Wind stellen.

Wäre ein Abstieg also ein kalkulierbarer Betriebsunfall?

Kall: Natürlich wollen wir in der Ersten Liga bleiben, aber falls das nicht gelänge, ändern wir nicht unsere grundsätzliche Strategie. Unser Ziel ist Nachhaltigkeit, wir denken über fünf, sechs Jahre. Da kann es auch mal einen Abstieg geben, wir dürfen nur nicht zu tief fallen.

Wolf Werner ist 70 Jahre alt. Was passiert, wenn er einmal aufhört?

Kall: Das wird in der Tat eine der wichtigsten Entscheidungen der Zukunft. Im Moment bin ich zuversichtlich, dass er weitermacht, denn ich sehe ja, wie er brennt und trotzdem dabei kühlen Kopf behält. Als ich nach unserer Aufholjagd zum 2:2 gegen Schalke ziemlich aus dem Häuschen war, hat er mir die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt: "Herr Kall, wenn Sie länger in der Bundesliga bleiben wollen, müssen Sie viel ruhiger werden."

Sie waren schon dabei, als Fortuna Drittligist war. Müssen Sie sich jetzt manchmal zwicken, wenn es gegen Bayern oder Dortmund geht?

Kall: Vor wenigen Jahren wären wir froh gewesen, wenn solche Klubs zu Benefizspielen gekommen wären. Wir alle sind über die Entwicklung ein wenig stolz. Die maßgebliche Arbeit haben sportliche Leitung, Vorstand und Mannschaft geleistet. Aber ich freue mich, dass ich ein Teil dieser Geschichte sein darf.

Bernd Jolitz führte das Gespräch

(seeg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort