Fortuna Düsseldorf Fortunas Führung nachdenklich vor dem Fest

Düsseldorf · Fortunas Punktausbeute ist trotz spielerischer Defizite befriedigend. Das lässt für den Aufstiegskampf hoffen. Ähnlich wechselhaft wie die sportlichen Schlagzeilen waren die Nachrichten aus den Bereichen Vereinsführung und Zuschauerverhalten.

Fortuna Düsseldorf: Das große Halbjahreszeugnis
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Das ist das Halbjahreszeugnis der Fortunen

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Fortuna hat mit dem 1:0-Sieg gegen Union Berlin für einen versöhnlichen Abschluss des Kalenderjahres 2014 gesorgt. Es war rundum wechselhaft, auch in der zweiten Jahreshälfte. Wir ziehen Bilanz.

Tabelle Oliver Reck wird nicht müde zu betonen, dass er nicht auf die Tabelle, sondern nur auf die Punkte schaut. 31 Zähler aus 19 Spielen reichen für einen Platz im oberen Drittel, nicht aber für einen Aufstiegsrang. Dabei differieren Heim- und Auswärtstabelle auffällig. Daheim ist Fortuna nur Mittelmaß, jedoch hat sie das beste Auswärtsteam. Dafür gibt es Gründe. Denn wenngleich die Punktausbeute nur wenig hinter den Erwartungen bleibt, so gibt es doch große Probleme in der Spielgestaltung - und die sind daheim weitaus größer als auswärts, wo Fortuna kompakt stehen und kontern kann.

Torhüter Oliver Reck freut sich, dass er drei starke Torhüter hat. Wurde vor der Saison noch zwischen Michael Rensing und Lars Unnerstall ein Duell auf Augenhöhe erwartet und Nachwuchskeeper Robin Heller als Nummer drei eingestuft, so hat sich eine Hierarchie herausgebildet. Rensing bot rundum gute Leistungen, während Unnerstall einige Unsicherheiten zeigte.

Verteidigung Die Defensive, schon vor der Saison als Problemzone eingestuft, erwies sich über weite Strecken als nicht sattelfest. Als das Problem in der Innenverteidigung mit Hilfe des vom Hamburger SV ausgeliehenen Jonathan Tah gelöst schien, der überraschend stark einschlug, wurde die linke Seite der Viererkette zur Achillesferse. Die verletzungsbedingten Ausfälle der Stammspieler Heinrich Schmidtgal und Lukas Schmitz konnten nicht kompensiert werden.

Mittelfeld Fortunas spielerische Krise ist eng mit dem Formtief von Michael Liendl verknüpft. Der Österreicher, der im vergangenen Winter kam und am Höhenflug im Frühjahr maßgeblich beteiligt war, ist so tief in die Krise gerutscht, dass es im kommenden Jahr nur aufwärts gehen kann. Sergio Pinto hielt den Laden zusammen und sorgte für Stabilität, doch liegen seine Stärken weniger in der Spielgestaltung.

Sturm Was Fortuna an Charlison Benschop hat, war bekannt. Mit zehn Toren führt er erneut die interne Torschützenliste an. Derweil ist Joel Pohjanpalo neben Tah die Entdeckung der Saison. Acht Tore hat der Finne erzielt und nicht nur deshalb den Fans viel Freude bereitet.

Verletzte Das Pech hat auch in dieser Saison zugeschlagen. Dabei wiegen die Ausfälle von Schmidtgal und Schmitz besonders schwer. Aber auch Michael Rensing, Adam Bodzek, Mathis Bolly, Dustin Bomheuer, Andreas Lambertz und Axel Bellinghausen standen länger nicht zur Verfügung. Die Langzeitverletzten Oliver Fink und Ihlas Bebou kommen nach der Pause zurück.

Trainer Monatelang ging es aufwärts, doch inzwischen hatte auch Oliver Reck seine erste Krise. Da kam der Sieg vor der Winterpause gerade recht. Den Coach hatte sein zuvor oft richtiges Bauchgefühl im Stich gelassen, als er in Braunschweig seine beiden besten Stürmer (viel zu lange) auf der Bank ließ. Das fällt bei Reck, dessen Stärken Emotionen und Motivation sind, besonders ins Gewicht.

Manager Helmut Schulte ist Westfale und hat lange in Hamburg gelebt. Unaufgeregt verfolgt und beurteilt er das Geschehen. Er beschönigt nichts, bleibt dabei aber meist gelassen. Vielleicht ist diese nüchterne Art der Analyse und Entscheidungen sein Erfolgsgeheimnis. Bei den Neuverpflichtungen bewies er demnach kein glückliches, sondern ein goldenes Händchen. Das lässt für die Zukunft hoffen.

Zuschauer 31.617 Besucher wollten die Heimspiele in dieser Saison im Schnitt sehen — knapp 2400 weniger, als in der vorigen Spielzeit erreicht wurden. Das ist kein dramatischer Trend, zeigt aber, dass die Erwartungen der Düsseldorfer Anhänger gestiegen sind. Ein Faktor könnte auch sein, dass ein kleiner Teil der Fans durch Prügeleien untereinander negativ auffiel.

Vereinsführung Die Abwahl des Aufsichtsratsvorsitzenden Burchard von Arnim und seines Stellvertreters Günter Karen Jungen bedeutete Ende Oktober einen Erdrutsch. Man darf gespannt sein, wie die Zusammenarbeit der neuen Doppelspitze Marcel Kronenberg/Reinhold Ernst mit dem Vorstand funktioniert. Die Messlatte liegt durch die erfolgreichen Jahre hoch.

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