Fortuna Düsseldorf Fortuna verweigert Köstner den Urlaub

Düsseldorf · Die Trennung vom erkrankten Cheftrainer ist beschlossene Sache. Jetzt steht der Fußball-Zweitligist vor dem Problem, wie er sie am saubersten über die Bühne bekommt - juristisch, moralisch und wirtschaftlich.

Das ist Lorenz-Günther Köstner
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Foto: dpa, Peter Steffen

Die Situation ist knifflig. Beim Fußball-Zweitligisten Fortuna weiß jeder, dass der Cheftrainer in der neuen Saison nur Oliver Reck heißen kann - nur sagen darf es niemand. Denn noch besitzt Lorenz-Günther Köstner einen Vertrag für eben diese Position, und der ist bis einschließlich morgen krankgeschrieben. Auch Köstner weiß, dass er nach der Sommerpause nicht mehr verantwortlicher Fortuna-Coach sein wird - nur sagen darf er es nicht, wenn er seine Verhandlungsposition nicht entscheidend schwächen will.

Jetzt droht eine Zuspitzung, denn nach Informationen unserer Redaktion soll Köstner für die Zeit nach Ablauf seiner Krankschreibung einen Urlaubsantrag gestellt haben. Fortuna jedoch habe diesem Wunsch nicht entsprochen, mit Verweis darauf, dass nach geltendem Recht ein Arbeitgeber nicht gezwungen ist, einem längerfristig erkrankten Arbeitnehmer im Anschluss Urlaub zu bewilligen.

Köstner müsste also morgen an der Esprit-Arena zum Dienst erscheinen, obwohl die Mannschaft seit gestern und bis zum 16. Juni Ferien macht. Die Frage ist nur: Kommt der 62-Jährige wirklich, dann sicher zu Gesprächen über die Modalitäten einer Vertragsauflösung, oder flattert beim Verein bis dahin doch noch eine erneute Krankschreibung auf den Tisch?

Vor allem Fortuna, sicher aber auch der Trainer haben ein Interesse daran, eine Schlammschlacht zu vermeiden. Andererseits gilt es, verschiedene Interessen unter einen Hut zu bringen.

Der juristische Aspekt Fortuna darf Köstner nicht entlassen, weil er krank ist. Der Grund, warum er keine Zukunft in Düsseldorf mehr hat, ist rein sportlich: Der etatmäßige Torwarttrainer Oliver Reck sprang als Chef ein, als Köstner sich Ende März zunächst mit einer Nackenblockade, später mit einem rätselhaften Virus arbeitsunfähig meldete, und verbuchte eine einzigartige Erfolgsserie: aus sechs Ligapartien fünf Siege und ein Unentschieden. Niemand könnte danach der Öffentlichkeit verkaufen, dass Reck nicht Cheftrainer bliebe. Da Köstner bis Juni 2015 einen gültigen Vertrag besitzt, steht ihm jedoch eine Abfindung zu.

Der moralische Aspekt Er ist eng mit dem juristischen verknüpft, denn Köstner hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Dass er in seinen neun Spielen als Fortuna-Trainer nur einen Sieg und sechs Remis holte, muss die Fans nicht begeistern - ein Entlassungsgrund ist es jedoch ebenso wenig wie seine Krankheit. Köstners Arbeitgeber ist also in der Pflicht, die Trennung so über die Bühne zu bringen, dass kein Beteiligter nachhaltig geschädigt wird. Auf der anderen Seite mutet es diskutabel an, wenn man nach sieben Krankheitswochen gleich Urlaub machen möchte - selbst wenn niemand da ist, den man trainieren könnte. Es gilt schließlich auch, die nächste Saison zu planen.

Der wirtschaftliche Aspekt Wie jeder Arbeitgeber versucht auch Fortuna, so günstig wie möglich aus der Trennung herauszukommen. Doch billig wird es nicht werden: Köstners Gehalt wird auf 350 000 Euro jährlich geschätzt, und wenn der Trainer auf seinen Vertrag pocht, muss der Verein ihm diese Summe bis zum 30. Juni 2015 auch zahlen. Einigt man sich auf eine vorzeitige Auflösung des Kontrakts, dürfte die Abfindung rund eine Viertelmillion betragen.

Die finanzielle Seite gewinnt an Gewicht, wenn man Fortunas Trainerhistorie betrachtet. Denn auch der im November beurlaubte Mike Büskens steht weiter auf der Gehaltsliste, mit geschätzten 350 000 Euro. Hinzu kommt, dass Oliver Recks Salär nach einer offiziellen Beförderung aufgestockt werden müsste - sicher um mindestens 150.000 Euro pro Jahr. In der neuen Saison ist der Vereinsetat damit allein auf der Cheftrainer-Position mit mindestens 800.000 Euro belastet. Ein Schnäppchen sieht anders aus

(RP)
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