Fortuna Düsseldorf Fortuna verliert erstmals mit Trainer Köstner

Düsseldorf · Gut, dass sich beim FC St. Pauli immer schnell ein paar kreative Köpfe finden lassen.

St. Pauli-Spiel: Fortunen in der Einzelkritik
16 Bilder

St. Pauli-Spiel: Fortunen in der Einzelkritik

16 Bilder

Unmittelbar vor der Abfahrt zum Zweitliga-Gastspiel bei Fortuna Düsseldorf entdeckte Busfahrer Paddy — der eine eigene Homepage hat und sich darauf "Kiez-Legende" nennt — den Super-Gau: Unbekannte hatten die Buchstaben "HSV" auf den Bus gesprüht. Paddy machte aus der Not eine Tugend, suchte schnell ein paar Sprayer zusammen, die noch vor der Fahrt an den Rhein das Kürzel des ungeliebten Stadtrivalen zum Schriftzug "St. Pauli vs. HSV 1:0 —16.2.2011" ergänzten.

An jenem Tag hatten die Braun-Weißen den HSV mit ebendiesem Ergebnis geschlagen, und beinahe hätte es dann auch gestern bei der Fortuna dasselbe Resultat gegeben. Am Ende siegte Pauli in der Arena jedoch sogar 2:0, weil der eingewechselte Lennart Thy tief in der Nachspielzeit einen Konter gegen die weit aufgerückten Gastgeber erfolgreich abschloss.

Inwieweit das Resultat allerdings gerecht war – darüber ließe sich trefflich und ausgiebig streiten. FC-Trainer Roland Vrabec entschied sich für die Variante "etwas glücklich, aber nicht unverdient". Fortunas Außenverteidiger Tobias Levels formulierte es anders. "Ob unverdient oder nicht, danach fragt keiner mehr, wenn du am Ende verlierst", kommentierte der 27-Jährige. "Ich kann nur sagen: Es fühlt sich beschissen an nach so einem Spiel, wenn man genau weiß, dass man die bessere Mannschaft war, und doch mit leeren Händen dasteht."

2. Bundesliga 13/14: Giefer sieht gegen St. Pauli schlecht aus
13 Bilder

2. Bundesliga 13/14: Giefer sieht gegen St. Pauli schlecht aus

13 Bilder

Dabei half Levels und seinen Kollegen auch nicht weiter, dass sie sich diese bittere Situation letztlich selbst zuzuschreiben hatten. Abgesehen von der Anfangsphase, als St. Pauli besser hineinkam und sich die ersten Chancen erarbeitete, lieferte Fortuna die spielerisch beste Leistung seit der Amtsübernahme ihres neuen Trainers Lorenz-Günther Köstner ab. "Wir hatten auch viel mehr Chancen als sonst", sagte Mittelfeld-Regisseur Michael Liendl, "aber leider haben wir verpasst, das Tor zu machen."

Ein Umstand, der es in Köstner brodeln ließ. "Wir haben uns im gegnerischen Spieldrittel das eine oder andere Mal zu egoistisch verhalten", monierte der Cheftrainer. "Da müssen wir einfach uneigennütziger spielen, es muss egal sein, wer am Ende das Tor macht – Hauptsache, es wird überhaupt gemacht. Manches Mal hätte ein kurzer Blick genügt um zu sehen, dass es einen besser postierten Nebenmann gibt."

Namen nannte Köstner nicht, doch das war letztlich auch gar nicht nötig: Die Adressaten Charlie Benschop und "Jimmy" Hoffer dürften den Wink auch so verstanden haben. Beide Angreifer hatten genügend Torchancen, um die Partie gegen die spritzigen, aber gewiss nicht besseren Hamburger zu Gunsten Fortunas zu entscheiden. Beide wählten aber auch in aussichtsreichen Szenen den kopflosen Weg zum direkten Abschluss, anstatt mit einem einzigen Querpass dem jeweiligen Kollegen einen fast sicheren Treffer aufzulegen.

Deshalb konnte der Trainer mit dem Lob für das überwiegend gefällige Spiel seiner Elf nicht viel anfangen. "Für mich war es heute nicht so gut, weil wir verloren haben", analysierte der 62-Jährige knapp. "Das Ergebnis tut weh, denn es sind mehr als 40.000 Zuschauer gekommen, weil sie an uns geglaubt haben. Für sie wollten wir ein besseres Ergebnis erzielen."

So stand am Ende Fortunas erste Niederlage unter seiner Ägide zu Buche. Zugleich endeten auch für die letzten Super-Optimisten die Träume vom Aufstieg, den Pauli nun verstärkt ins Visier nimmt. "Relegation, wir freu'n uns schon", sang der braun-weiße Anhang. Vielleicht geht es dann ja wieder gegen den HSV – und man könnte ein zweites Datum auf den Bus sprühen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort