Fortuna Fortuna hat die besten Karten

Nie zuvor wurde im deutschen Fußball-Unterhaus so gut gepunktet wie in der aktuellen Saison. Der Spitzenreiter aus Düsseldorf und seine Verfolger aus Fürth, Frankfurt, St. Pauli und Paderborn werden wohl einen neuen Rekord aufstellen müssen, um den Aufstieg zu schaffen.

Rein statistisch ist alles ganz einfach. Nimmt man den Durchschnitt des vergangenen Jahrzehnts, so genügten 62,7 Punkte für den direkten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Exakt so viele Zähler sammelten im Schnitt jene Mannschaften, die sich in den Abschlusstabellen der Zweiten Liga seit der Saison 2001/02 den zweiten Platz sicherten. Für Platz drei waren durchschnittlich sogar nur 60,7 Punkte nötig - und dieser Rang berechtigte bis 2008 ebenfalls zum Direktaufstieg, seitdem immerhin noch zur Relegation gegen den Drittletzten der Bundesliga.

Eine ganz einfache Sache also für Fortuna Düsseldorf - schließlich hat der aktuelle Spitzenreiter doch an den 19 Spieltagen, die die Zweite Liga bis zur Winterpause absolviert hat, bereits 42 Zähler gesammelt. "Der Haken ist nur, dass man mit Hochrechnungen keinen Blumentopf gewinnen kann", betont Fortunas Trainer Norbert Meier. Mehr noch: Betrachtet man das Kopf-an-Kopf-Rennen der "Top 5" in der laufenden Saison, so scheint sicher, dass die späteren Aufsteiger eine neue Zweitliga-Bestmarke werden aufstellen müssen.

Mehr als 65 Punkte waren seit Einführung der Drei-Punkte-Regel im Sommer 1995 noch nie erforderlich, um den Aufstieg zu schaffen. Diesmal sehr wahrscheinlich schon: 15 Spieltage vor Saisonende stehen hinter den Düsseldorfern - deren 41 Zähler zur Saisonhalbzeit bereits Zweitliga-Rekord für die Drei-Punkte-Ära bedeuteten - in Greuther Fürth (40), Eintracht Frankfurt, dem FC St. Pauli und dem SC Paderborn (alle 39) gleich vier Teams mit außerordentlich guten Quoten.

Kein Wunder, dass sich die Stimmen mehren, die von der "besten Zweiten Liga aller Zeiten" sprechen. Ganz so weit möchte Meier nicht gehen: "Es aber gibt zumindest ungewöhnlich viele Mannschaften, die sehr gut gepunktet haben. Und das gilt nicht nur für die Spitze." Es sei nicht auszuschließen, dass aus dem Mittelfeld weitere Kandidaten nach vorn schießen. "Die Saison ist noch lang, und 1860 München zum Beispiel sollten wir nicht vergessen. Ich denke nur an Rot-Weiß Ahlen zu unseren Drittligazeiten. Die sind zur Halbzeit Zwölfter gewesen und stiegen am Ende auf - übrigens mit Marco Reus und Kevin Großkreutz."

Fortunas psychologischer Vorteil in dieser Konstellation ist, dass der Klub trotz der hervorragenden Ausgangslage nicht um jeden Preis aufsteigen muss. Im Gegensatz etwa zu Konkurrent Frankfurt, der seine Millionentruppe mit dem Lauterer Martin Amedick und dem Freiburger Heiko Butscher noch weiter verstärkt hat. "Aber ob das wirklich ein Vorteil für uns ist", erklärt Meier lächelnd, "das kann ich Ihnen am 6. Mai sagen." Dann ist der letzte Zweitliga-Spieltag.

Bevor Fortuna sich in der zweiten Runde des Jahres 2012 in der eigenen Arena mit den Frankfurtern misst, muss sie erst einmal die Hürde FC Ingolstadt überspringen. "Dort müssen wir auf alles vorbereitet sein", warnt der Chefcoach. "Schon jetzt mussten die Ingolstädter einiges an Schnee vom Rasen räumen, bis Samstag kann noch viel dazukommen." Die Erinnerung an die 0:3-Pleite beim FCI in der Vorsaison sollte zusätzlich hilfreich sein, den Job ernst zu nehmen.

Ernsthaftigkeit ist das eine, Spaß das andere. "Es ist wichtig, dass wir die große Spannung, die in dieser Zweitliga-Saison liegt, mit Freude annehmen", sagt Meier. "Fortuna steht auf einem Tabellenplatz, den man nicht erwarten konnte. Jetzt kommt es für jeden Klub darauf an, wie er aus den Startlöchern kommt und ob er von Verletzungen wichtiger Spieler verschont bleibt. Und wenn wir es dann noch schaffen, nicht zu verkrampfen, dann haben wir schon sehr viel erreicht."

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