Fortuna Fortuna feiert großartiges Comeback

Am Ende war der Verlierer der ganz große Gewinner. Während sich die Profis des Hamburger SV nach einer verrückten Pokalnacht fast flüchtig zum Sieg nach Elfmeterschießen gratulierten, wurden Fortuna Düsseldorfs Fußballer gefeiert.

Großartiger Support beim HSV-Spiel
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Nicht mit artigem Beifall - mit Ovationen, die eher dem Gewinn der Champions League angemessen gewesen wären. "Wir sind stolz auf unser Team", hallte es durch die Arena. Und natürlich immer wieder das betörende "95 olé".

Es war Fortunas Comeback auf der großen Fußball-Bühne, nach zehn Jahren in der Dritten und Vierten Liga. Und nur nach den Zahlen, die schonungslos von der Anzeigetafel flimmerten, ging es daneben. 4:7 - das klingt nach Demontage. De facto aber beweist es nur die große Cleverness des HSV vom Elfmeterpunkt, während die Düsseldorfer Sebastian Heidinger und Olivier Caillas Nerven zeigten. In den 120 Minuten zuvor, die 3:3 endeten, war ein Klassenunterschied nur in wenigen Phasen zu erkennen gewesen, und die machte Fortuna mit ihrer zweiten Luft im Schlussspurt vergessen. Der Ausgleich von Kapitän Andreas Lambertz mit der allerletzten Aktion der Partie sorgte für einen Jubelsturm.

Die Düsseldorfer Rückkehr in den DFB-Pokal währte dennoch nur eine Runde. Wichtiger aber war die Achtung, die sich ein Verein, der so lange weg vom Fenster gewesen war, vor einem Riesenpublikum an den Fernsehschirmen zurückerkämpfte. "Ein Riesenkompliment an Fortuna für die Art und Weise, wie sie dieses Spiel absolviert hat", sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia. "Trotz des sehr frühen Rückstands hat sie nie ihre Linie verloren."

Sein Gegenüber nahm das Lob mit einem Lächeln entgegen. Ein Lächeln, das trotz des Ausscheidens von Herzen kam. "Ich bin völlig entspannt", gab Norbert Meier glaubhaft zu Protokoll. "Natürlich wäre das Weiterkommen das i-Tüpfelchen gewesen. Aber wir haben Millionen Menschen an ihren TV-Geräten ein tolles Spiel geliefert. Wir haben gezeigt, dass auch in Düsseldorf guter Fußball gespielt wird. Ist doch herrlich, oder?"

Den heißen Fight, den sich Fortuna unbedingt vorgenommen hatte, zeigte der Zweitliga-Aufsteiger tatsächlich. Durchaus keine Selbstverständlichkeit, denn schon oft zerbrachen Fußballer am Druck, den sie selbst und die ungewohnte Präsenz auf der großen Bühne aufgebaut hatten. Nicht so die Düsseldorfer - die nun freilich am Samstag gegen Mitaufsteiger Paderborn beweisen müssen, dass sie auch im Zweitliga-Alltag bestehen können.

Der anfangs bärenstarke, später überhebliche und um den Ausgleich bettelnde HSV kam mit einem blauen Auge davon. Und einer blutigen Nase, die sich der überragende Torhüter Frank Rost bei seiner Elfmeterparade gegen Heidinger holte. Labbadia sprach von einem "wichtigen Abend für uns". Er habe zeitweise guten Fußball seines Teams gesehen, "aber auch, dass einige nach dem 0:1 nicht bereit waren, für die Defensive zu arbeiten". Balltechnisch zeigte sich der HSV brillant - viel zu oft aber verkam diese Qualität zum Selbstzweck.

(RP)
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