Fortuna-Fan Artur Schierig Fortuna leben, statt nur zu lieben

Düsseldorf · Durch den deutschen WM-Sieg 1954 wurde Artur Schierig (73) Fan von Fortuna Düsseldorf. Ihn interessiert aber nicht nur das sportliche Geschehen. Ihm liegen auch Fortuna-Belange am Herzen, die sich neben dem Platz abspielen.

 Fortuna ist immer ganz nah: Artur Schierig in seinem Gartenhäuschen in Itter, wo er sich regelmäßig mit seinen "Gleichgesinnten" trifft. Die Karten für die letzte Auswärtsfahrt der Saison nach Nürnberg sind schon gekauft.

Fortuna ist immer ganz nah: Artur Schierig in seinem Gartenhäuschen in Itter, wo er sich regelmäßig mit seinen "Gleichgesinnten" trifft. Die Karten für die letzte Auswärtsfahrt der Saison nach Nürnberg sind schon gekauft.

Foto: Andreas Endermann

Eine große Fortuna-Fahne, Trikots, Collagen von Auswärtsfahrten, ein Mannschaftsbild der DFB-Pokalsieger von 1979, verschiedene Schals: In der Gartenhütte von Artur Schierig, der mit seiner Ehefrau in Itter wohnt, findet sich eigentlich alles, was das Herz eines Fans von Fortuna Düsseldorf höher schlägen lässt. "In der Hütte feiere ich oft mit meinen Fortuna-Gleichgesinnten", sagt der 73-Jährige, der natürlich gebürtiger Düsseldorfer ist, in Unterrath aufwuchs und inzwischen seit 30 Jahren am anderen Ende der Stadt in Itter lebt.

"Gleichgesinnte", so nennt Schierig seine Fußball-Kumpels, mit denen er die Fortuna-Heimspiele als Dauerkarten-Inhaber im Block 1 in der Arena verfolgt und die Auswärtsspiele meistens in einer Kneipe in Himmelgeist. Trotz seiner 73 Jahre trifft er sich mit seinen Freunden noch vor jedem Heimspiel in der Altstadt. "Zum Vorglühen", wie er selbst sagt.

F95-Legendenparty organisiert

Artur Schierig ist einer von den Fans, die ihren Verein nicht nur lieben, sondern auch leben. Ihn interessiert nicht bloß der aktuelle Spielbetrieb der ersten Mannschaft. Er beschäftigt sich auch mit den Dingen, die sich außerhalb des Spielfeldes bewegen. So organisierte er anlässlich des 725. Geburtstages von Düsseldorf eine F95-Legendenparty, zu der die ehemaligen Spieler Egon Köhnen, Peter "Pitter" Meyer, Gerd Zewe, Waldi Gerhardt und Klaus Budde kamen, um mit den Fans zu plaudern und Autogramme zu geben. Den Erlös der Party spendete Schierig an das Kinderhospiz Regenbogenland.

Der ehemalige Berufsfeuerwehrmann war auch einer der Initiatoren der sogenannten "Götter-Tour", die vorigen Samstag stattfand. Fans besuchten im Rahmen dieser Tour die Gräber der Fortuna-Legenden Paul Janes, Toni Turek, Erich Juskowiak und Heinz Lucas und legten Blumengestecke nieder. Schierig spendete dafür 100 Euro.

"Spieler nach dem Tod angemessen würdigen"

Fortunas Geschichte und die Honorierung ehemaliger Spieler liegen dem Hobby-Koch am Herzen. Er sieht aber auch den Verein in der Verantwortung: "Wenn man zum Beispiel im Vergleich die Gräber von Fritz Walter oder Helmut Rahn sieht, müsste sich Fortuna eigentlich intensiver darum kümmern, dass diese Spieler auch nach ihrem Tod angemessen gewürdigt werden", sagt Schierig.

Sein Interesse an der F95-Geschichte mag auch daran begründet liegen, dass er viele der Legenden noch live hat spielen sehen. "Nach dem WM-Gewinn 1954 wollten wir die Weltmeister bei den Spielen von Fortuna live im Rheinstadion sehen."

Fortuna spielte damals in der Oberliga West, die Bundesliga existierte noch nicht. "So sahen wir Begegnungen gegen den 1. FC Köln mit Hans Schäfer oder gegen Rot-Weiß Essen mit Helmut Rahn. Als Kinder hatten wir sogar das Glück, dass wir umsonst reinkamen." Sie saßen teilweise auf den Rasenflächen direkt neben dem Spielfeld. "Es war damals einfach eine andere Zeit. Es gab keine Fanshops oder wie heute eine Masse an Fanartikeln", sagt der 73-Jährige. "Meine Mutter hat mir noch selbst eine rot-weiße Fortuna-Mütze gestrickt."

"Mich ärgert Pyrotechnik"

Heute kann er die Fans nicht verstehen, die ihrem Verein absichtlich Schaden zufügen. "Mich ärgert zum Beispiel der Einsatz von Pyrotechnik im Stadion. Nicht nur, weil es sehr gefährlich ist, sondern auch, weil es den Verein jedes Mal viel Geld kostet", kritisiert er.

Als Fan erlebt er später Fortunas DFB-Pokalsiege (1979 und 1980) genauso mit wie 1980 die 3:4-Niederlage gegen den FC Barcelona im Europapokal der Pokalsieger in Basel, die er live im Stadion gesehen hat. Seine Dauerkarte schaffte sich Schierig allerdings erst an, als Fortuna 2002 bis in die Viertklassigkeit abstürzte. Er hielt dem Verein die Treue, als dieser sich in seiner (wohl) bittersten Phase befand. Gibt es einen größeren Liebesbeweis eines Fans?

Diese Saison hofft er, dass Fortuna der Bundesliga-Aufstieg gelingt. Für das letzte Saisonspiel am 13. Mai in Nürnberg und die Fahrt mit dem Sonderzug haben er und seine "Gleichgesinnten" sich bereits die Tickets gekauft. "Hoffentlich steht der Aufstieg dann aber schon fest", sagt er. Denn dann könnte er schon für die Aufstiegsfeier in seiner Fortuna-Hütte planen. Mal schauen, wer dann alles kommt.

(ate)
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