Fortuna Düsseldorf Fortuna entschuldigt sich bei RB Leipzig
Düsseldorf · Der Düsseldorfer Vorstandsvorsitzende Dirk Kall rüffelt Stadion-DJ "Opa" für das Abspielen des Trauermarschs von Chopin zum Aufwärmen der Sachsen. "Es steht uns nicht zu, über andere Vereine zu urteilen", betont Kall.
Schwarze Kleidung der Heimfans gehört mittlerweile zum Standard, wenn der von Brause-Milliardär Dietrich Mateschitz gelenkte Klub RB Leipzig auf Reisen geht. Und so verteilten auch die Fans der Düsseldorfer Fortuna 30.000 schwarze Kunststoff-Ponchos an die Zuschauer, als die Sachsen am Sonntag zum Zweitliga-Gastspiel in der Esprit-Arena antraten (2:2). "Wir vom Vorstand haben das genehmigt", erklärt Fortunas Vorsitzender Dirk Kall. "Und dazu stehen wir auch. Bei Union Berlin hat es schließlich eine ähnliche Aktion gegeben, sogar schon im Vorjahr beim Halleschen FC. Unsere Fans dürfen ihre Meinung äußern."
Trauerkleidung als Protest gegen die Aushöhlung der traditionellen Fußballkultur, als Mahnmal gegen den drohenden Sturz der Selbstbestimmung der Klubs ist das eine. Am Sonntag spielte Fortunas Stadion-DJ Marcus "Opa" Haefs jedoch auch die passende Musik: "Kauf mich" von den Toten Hosen, "Money, Money, Money" von Abba und als Krönung Chopins Trauermarsch. Das ging Kall dann doch zu weit. "Da hat Opa über die Stränge geschlagen", sagt der Vorstandsvorsitzende. "Er hat das auch eingesehen und sich entschuldigt. Ich entschuldige mich ebenso in aller Form bei RB Leipzig. Es steht uns nicht zu, über andere Vereine zu urteilen."
Weitere Sanktionen gegen den DJ, der Fortuna zufolge sein Musikprogramm nicht mit dem Verein absprechen muss, wird es nicht geben. "Wir werden da keinen Riesen-Elefanten draus machen", betont Kall. "Opa genießt unser Vertrauen, ich nehme ihm seine Platten bestimmt nicht weg. Gegen ,Money, Money, Money' und die anderen Songs ist auch nichts einzuwenden, das finde ich sogar witzig. Der Trauermarsch jedoch ist der eine Schritt zu weit."
Fortuna selbst hatte sich des Problemspiels gegen den ebenso finanzstarken wie ungeliebten Konkurrenten subtiler annehmen wollen: Auf der Anzeigetafel waren nicht wie sonst die Logos der beiden Klubs zu sehen, sondern nur die Schriftzüge "Fortuna" und "Leipzig". Genau so hatten es die Düsseldorfer schon auf den großen Plakatwänden gehalten, mit denen das Spiel in der Stadt angekündigt wurde. "Ganz bewusst", gibt Kall zu. Das stark an die Mateschitz-Brause erinnernde Vereinslogo wollte Fortuna ebenso wenig zeigen wie die Buchstaben "RB", die offiziell für Rasenballsport stehen, de facto aber das Produkt "Red Bull" bewerben.
Das Wortgefecht zwischen den Trainern Oliver Reck und Alexander Zorniger wird für den Düsseldorfer Coach ebenfalls keine Folgen haben. Reck hatte Zorniger mit seiner Bemerkung verärgert, es sei ein "leidenschaftliches Spiel von einem Traditionsverein" gewesen. "Oliver Reck darf seine persönliche Meinung äußern", sagt Kall. Es kam allerdings unglücklich herüber, dass ausgerechnet dieser Satz auf der Videoaufzeichnung der Pressekonferenz fehlte, die Fortuna ins Netz stellte. "Ganz sicher keine Zensur", versichert Kall. "Ein Dienstleister erledigt die technische Seite, und der hatte eine Panne. Ich finde diesen Satz überhaupt nicht schlimm."
Eine Freundschaft zwischen beiden Klubs wird es trotz der Entschuldigung nicht geben. Kall erinnert sogar daran, dass er und Fortunas Finanzvorstand Paul Jäger sich bei der DFL dafür eingesetzt haben, das "Financial Fairplay" des europäischen Verbandes Uefa auf Deutschland zu übertragen. "Das ist unabhängig von einzelnen Vereinen zu sehen", erklärt der Vorsitzende. Dass dabei auch das Modell Leipzig genauer unter die Lupe genommen werden soll, muss in Düsseldorf jedoch niemand laut aussprechen.