Fortuna Düsseldorf Fortuna Düsseldorfs gewagter Umbau

Düsseldorf · Robert Schäfer, seit dem 22. März Vorstandsvorsitzender des Fußball-Zweitligisten, bricht alte Strukturen auf und will einen modernen, unternehmerisch geführten Verein formen. Der Erfolgsdruck aber ist hoch: Letztlich hängt alles von Ergebnissen auf dem Fußballplatz ab.

Robert Schäfer ist seit dem 22. März Vorstandsvorsitzender des Zweitligisten.

Robert Schäfer ist seit dem 22. März Vorstandsvorsitzender des Zweitligisten.

Foto: Falk Janning

Morgen um 13.30 Uhr gastiert Fortuna Düsseldorf bei Aufsteiger Würzburger Kickers. Es könnte der vierte Auswärtssieg in Folge und damit ein Vereinsrekord für die Zweite Liga werden, doch unabhängig davon hat die Mannschaft mit jetzt schon 23 Punkten eine unerwartet starke Hinrunde gespielt. Die Stimmung bei den Spielen ist entsprechend, die Stimmung rund um den Verein allerdings nicht ganz. Die Freistellung des Marketingdirektors Carsten Franck sorgt für Unruhe.

Dabei ist Franck kein Einzelfall. Seit der Vorstandsvorsitzende Robert Schäfer im März sein Amt angetreten hat, hat der frühere Geschäftsführer von Dynamo Dresden alte Strukturen aufgebrochen und dafür gesorgt, dass alle wichtigen Fäden im Verein auf seinen Schreibtisch zulaufen. Alles mit Rückendeckung und Förderung des Aufsichtsrats mit dessen Vorsitzendem Reinhold Ernst an der Spitze.

Schäfer hat nie ein Hehl daraus gemacht, wie wichtig ihm Marketing ist - die Entscheidung, ein Team zu bilden, das direkt dem Vorsitzenden zuarbeitet, überrascht daher nicht. Ebenso wenig, dass Schäfer die wichtigsten Sponsorenkontakte zur Chefsache macht. Die Frage ist nur, ob er sich nicht übernimmt: Da im Moment alle wichtigen Themen direkt mit ihm abgestimmt werden, auch Sport und Finanzen, droht Überlastung.

Insgesamt tut der Fortuna, die drei Jahre lang in einer gefährlichen Abwärtsspirale steckte, der frische Wind fraglos gut. Noch ist jedoch offen, ob es Schäfer und Ernst gelingt, den Fußballverein Fortuna mit seinen zahlreichen Strömungen erfolgreich umzubauen. In einem Unternehmen wäre es ganz normal, dass ein neuer Chef Strukturen aufbricht, neue Führungskräfte installiert und bisherige entmachtet. In einem Fußballverein dagegen kommen viele Emotionen ins Spiel. So wie jetzt, als der frühere Sportvorstand Wolf Werner über die Boulevardpresse sein Unverständnis über Francks Freistellung und die "Abschiebung" seines damaligen Assistenten René Grotus ins Nachwuchsleistungszentrum scharf kritisierte: Fortuna sei keine Familie mehr.

"Ich schätze Wolf sehr, aber ich finde es schade, wenn jemand von außen einen Verein kritisiert, ohne genaue Kenntnisse zu haben", sagt Friedhelm Funkel. Nicht nur wegen dieses Satzes sind der Trainer und sein Team wichtig für Schäfer. Denn anders als bei einem Unternehmen hängt der Erfolg seines ganzen Masterplans letztlich davon ab, ob die Ergebnisse auf dem Platz stimmen.

Das gilt vor allem 2017: Dann stehen im Herbst die Wahlen zum Aufsichtsrat an. Bleibt Fortuna sportlich erfolgreich, wird die Mehrheit der Mitglieder unabhängig von Nebengeräuschen den Kurs Schäfers und Ernsts stützen. Verliert sie zu oft, wird man das auch dem Vorsitzenden ankreiden - eben weil alle Stränge bei ihm zusammenlaufen. Ebenso wichtig ist es, die Gefühle der Mitglieder ernst zu nehmen.

Interessant wird zudem die Personalie Paul Jäger. Der Vertrag des Finanzvorstands läuft im Juni aus, doch niemand in der Führung kann ernsthaft wollen, Jäger zum Wahlkampfthema werden zu lassen. Eine vorzeitige Trennung, die Fans in den sozialen Medien kolportieren, steht aber ohnehin nicht auf Ernsts Agenda. Der Finanzchef äußert sich nicht mehr öffentlich, das tun nur noch Ernst und Schäfer. Der Burgfrieden muss aber auch intern halten, der Stimmung im Verein zuliebe - sonst gerät der Umbau in Gefahr.

(jol)
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